23.2. Why Did You Keep Me Close?

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Die Sponsorenlounge erstreckte sich über mehrere Etagen. Die Ebene, die Haymitch nun in Augenschein nahm, schien der Hauptbereich zu sein. Hier fanden die offiziellen Ansprachen statt, die Abschlüsse der Wetten, der Kauf der Sponsorengeschenke; alles was direkt mit den Hungerspielen in Zusammenhang stand. Anders als im Eingangsbereich ein Stockwerk weiter unten, bestanden hier nur zwei der vier äußeren Wände des Gebäudes aus Glas. Die ihnen gegenüberliegende Seite war von Monitoren aller Größen gesäumt. Die Hauptbildschirme, auf denen das Programm des staatlichen Fernsehsenders übertragen wurde, waren mittig platziert und nahmen mit Abstand den meisten Platz ein. Um sie herum hingen kleinere Versionen, die sich im Verlauf der Spiele auf die einzelnen Distrikte fokussieren würden. Orangene Sofas und Sessel waren beinahe nach dem Zufallsprinzip in dem riesigen Raum verteilt.

Und natürlich war hier, inmitten der Reichen und Schönen, auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt. Kunstvolle Berge aus kulinarischen, exquisiten Speisen türmten sich auf golden verzierten Tellern und Platten in die Höhe. Essbares Platin und Silber, funkelnder Glitzer und eine Farbpaillette, die weder Anfang noch Ende zu kennen schien; das war der Anspruch an die Köche bei einem glamourösen Event wie diesem. Vor einer der Glaswände befand sich ein langgestreckter Barbereich. Regenbogenfarbenes Wasser quoll aus einem Brunnen, der auf einem der Tresen stand. Allem Anschein nach handelte es sich um eine ausgefallene Werbung für einen der Drinks, die dort angeboten wurden.

Die Lounge platzte aus allen Nähten. Avoxe eilten mit Tablets umher, um den Wünschen der Gäste nachzukommen. Verbündete Mentoren kamen ein letztes Mal vor Beginn der Spiele zu einer Lagebesprechung zusammen. Bedienstete der Hungerspiele waren anwesend. Die Eskorten der einzelnen Distrikte. Sogar einige jüngere Spielemacher in Ausbildung. Vereinzelte Friedenswächter, die jedoch dezenter gekleidet waren, sodass sie schon beinahe im Hintergrund der Szenerie verschwanden. Und die Elite aus Unternehmern, Einflussnehmern und Prominenten natürlich.

Auf dem Hauptbildschirm lief die Show von Caesar Flickerman, die letzten Minuten bis zur Eröffnung der Hungerspiele. Schon bald würde einer der erfahreneren Spielemacher vor die Kamera treten, um die diesjährige Arena vorzustellen. Vor den Wettbüros links von den großen Displays hatte sich eine Menge aus farbenfroher, teurer Abendgarderobe versammelt. Nichts Ungewöhnliches in den letzten Momenten vor dem Startschuss. Es war die letzte Möglichkeit, Geld auf seinen Favoriten zu setzen.

Haymitch wandte angewidert den Kopf ab. „Ich brauche einen Drink", murmelte er und stapfte in Richtung der Bar, ohne auf Effies Reaktion zu warten. Sie murmelte etwas, was er nicht verstand, folgte ihm aber.

„Ein Glas wird sicher nicht schaden", sagte sie dann mit aufgesetzt fröhlicher Stimme und schloss zu ihm auf. Haymitch wunderte sich, wie es möglich war, dass sie trotz dieser abnormal hohen Schuhe dazu in der Lage war, mit ihm Schritt zu halten. Sie bewegte sich vorwärts, als wäre sie in genau dem Outfit zur Welt gekommen. Ihre Beine fanden Halt auf dem Boden als würde sie barfuß gehen. Ihr Gang strahlte eine solche Selbstsicherheit und Präzision aus, dass er sich automatisch fragte, wie lange sie geübt haben musste, um dieses Parkett zu beherrschen. Er wusste, dass sie nicht aus dieser Welt kam. Effie hatte es ihm mehr als einmal klargemacht. Und doch verschmolz sie mit den Menschen um sich herum, als hätte sie noch nie etwas anderes getan.

Haymitch starrte sie immer noch an, als sie ihm ein Getränk in die Hand drückte. Sein Fokus änderte sich und er zog argwöhnisch die Brauen zusammen. Die Flüssigkeit in dem Glas hatte eine pinke Farbe und die silbernen Glitzerpartikel bereiteten ihm Kopfschmerzen. „War ja klar, dass du auf sowas abfährst", bemerkte er trocken, stellte den Alkohol auf dem Tresen ab und bestellte sich etwas Stärkeres.

„Ein einfaches Danke hätte gereicht", erwiderte Effie und verzog unzufrieden die Lippen, als Haymitch das ihm gereichte Glas in einem Zug leerte. Sie nippte an ihrem pinken Getränk und ließ ihren Blick dann über die Menschenmenge schweifen. „Noch eine halbe Stunde."

An Era Awakens (Hayffie)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt