29.1. A Little Party Never Killed Nobody

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„Du hast es viel harmloser dargestellt als es tatsächlich war!", schimpfte Effie und drückte Haymitchs Arm, als sie sich bei ihm einharkte. „Die Perücke stand vollkommen schief! Stell dir vor, jemand hätte mich so gesehen!"

„War ja klar, dass du etwas zu meckern finden würdest", erwiderte Haymitch und verdrehte die Augen. „Sei doch froh, dass ich dich überhaupt darauf aufmerksam gemacht habe. Ich hätte auch nichts sagen können."

Effie hatte ganze fünfzehn Minuten auf der Damentoilette verbracht, um ihre Perücke wieder zu richten und Haymitch hatte beinahe minütlich darüber nachgedacht, einfach allein zurück zur Lounge zu gehen, weil ihm die Warterei zu lange dauerte und er sich am liebsten in eine einsame Ecke verkochen hätte, um über das nachzudenken, was da eben in der Kammer zwischen Effie und ihm geschehen war.

Sie zu küssen war so einfach, fühlte sich so richtig an, auch wenn er wusste, dass er es früher oder später bereuen würde. Haymitch war kein Optimist, weit entfernt davon. Chaff warnte ihn. Mags ließ ihm freie Bahn, solange keine Gefühle involviert waren. Waren Gefühle involviert? Er wollte nein sagen, aber welchen Sinn hätte es gemacht, sich selbst zu belügen? Alles was er wusste war, dass seine Familie und sein Mädchen tot waren und es somit definitiv keine Liebe war. Dafür wäre es nach so kurzer Zeit ohnehin viel zu früh gewesen, wenn er ein normaler Mensch gewesen wäre. An Liebe auf den ersten Blick glaubte Haymitch nicht. Er glaubte überhaupt nicht an Liebe. Alles was er wusste war, dass Effie etwas in ihm auslöste und wenn es nach ihm ging, musste und würde er das Gefühl nicht benennen. Wozu auch? Effie hatte selbst gesagt, dass das hier zwanglos war. Und zwanglos würde es sein. Kapitoler und ihr Drang alles zu definieren ...

Sie erreichten den Eingang zur Sponsorenlounge und Haymitchs Laune verschlechterte sich. Die Nachmittags-Party schien größtenteils vorbei zu sein, denn die Fenster waren nicht länger abgedunkelt, die Lichter an der Decke hatten ihre alltägliche Farbe angenommen und die ohrenbetäubende Band war verschwunden. Trotzdem waren die Menschen in guter Stimmung. Sie lachten laut, liefen durcheinander und tanzten wild zu der Musik, die aus den unsichtbaren Lautsprechern von überall gleichzeitig herzukommen schien. Nur weil die Party vorbei war, senkte sich nicht automatisch auch der Alkoholpegel. Das wusste Haymitch besser als jeder andere.

Er entdeckte Chaff sofort, der auf einem der ersten Sessel im Mentorenbereich hockte und mit Adleraugen auf den Eingang starrte. Seine Augen trafen Haymitchs, musterten ihn von Kopf bis Fuß. Haymitch tat nichts, atmete nicht, lachte nicht, betrat einfach nur die Lounge und doch schallte eine Sekunde darauf ein brüllendes Lachen durch den Raum. So laut, dass die Kapitoler, die ihm am nächsten waren, sich erschrocken zu Chaff herumdrehten. Effie folgte Haymitchs Blick und ihre Augen verdunkelten sich, als sie seinen Freund lachen sah. Sie hatte so viel Würde, nicht zu erröten und schüttelte einfach nur den Kopf über sein kindisches Benehmen.

In diesem Augenblick trat ihnen ein Mann in den Weg, der Haymitchs Laune nur mit dem Zucken seiner Wimpern runter in den Keller riss. Wenn Chaffs Gelächter eben bereits ein Gebrüll gewesen war, dann musste ihn nun aber wirklich jeder hören. Mehr Leute drehten die Köpfe. Haymitch knirschte mit den Zähnen, um den Ärger zurückzuhalten, der sich durch seine Adern fraß. Ärger auf Chaff, weil er genau wusste, was er fühlte, aber hauptsächlich Ärger auf Seneca Crane, einfach weil er existierte.

Seneca stellte sich Effie und ihm in den Weg und lächelte ihnen höflich ins Gesicht. Haymitch fragte sich, wie ihm dieser alberne, rote Anzug nicht unangenehm sein konnte. Ihm ist nicht mal dieser Bart unangenehm, der Anzug ist hier gar nicht das größte Problem, bemerkte eine ironische Stimme in seinem Kopf und er musste sich zusammenreißen, um nichts davon laut auszusprechen. Effie würde ihm hundertprozentig den Kopf abreißen.

An Era Awakens (Hayffie)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt