38. Don't Play With Fire

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Don't Play With Fire

Das schlechte Gewissen in Haymitchs Adern begleitete ihn nun schon seit Anbruch der Dunkelheit. Die Hungerspiele neigten sich langsam dem Ende entgegen und es würde nicht mehr lange dauern, bis sich die Sieger für ein weiteres Jahr in alle Himmelsrichtungen über das Land verstreuten. Es blieb nicht mehr viel Zeit, die Gesellschaft der anderen Sieger zu genießen; für eine Weile unter Gleichgesinnten zu sein. Deshalb hatte Haymitch Effie allein zurück ins Penthouse geschickt. Damit er und die Sieger durch die Straßen des Kapitols wandern konnten. Er erleichterte ihn, den Abend mit Chaff und einigen anderen ausklingen zu lassen. Die meisten Sieger waren nette Leute, auch wenn sie Mörder waren.

Dennoch nagte nun das schlechte Gewissen an Haymitch, als er mit der Flasche in der Hand vor einer der heruntergekommeneren Bars im Zentrum herumlungerte. Eines der wenigen Lokale, um die von den meisten bessersituierten Kapitolern ein Bogen gemacht wurde. Weil es schäbig und eingerostet wirkte, weil es keinen Flair hatte, weil der Luxus fehlte. Genau deshalb hatten die Sieger diesen Laden ausgewählt. Um den gierigen Blicken der Oberschicht zu entkommen; um sich entspannt in eine Ecke setzen zu können, ohne von Fans belagert zu werden.

Haymitch dachte an Effie und hoffte, dass sie irgendwie Schlaf finden würde, bis er sich später zu ihr gesellte. Er hatte versprochen, dass er kommen würde. Auch wenn sie nur das Wort Kneipentour gehört und die Augen zu Schlitzen verzogen hatte, weil sie wusste, dass er betrunken zurückkehren würde. Sie hatte die Furcht, allein zu sein, gut heruntergespielt, aber Haymitch wusste dennoch, dass sie da war.

„Die letzte Runde ging auf Gloss", kam es in diesem Moment von der Tür. Chaff trat aus der Bar heraus, schwankend auf den Beinen und grinste zu seinem Freund herüber. Haymitch schüttelte seine Gedanken ab. „Und nun sieh', wer die Rechnung übernehmen musste, weil der Bursche sich frühzeitig aus dem Staub gemacht hat."

„Ist was in der Arena passiert?", fragte Haymitch. Chaff und er waren für Gewöhnlich die Letzten, die bei den jährlichen Zusammentreffen mit den Siegern das Handtuch schmissen. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass der junge Gloss die letzte Runde ausgeben wollte. Wenn er ehrlich war, konnte er sich nicht mal erinnern, wann der goldene Junge gegangen war. Er erinnerte sich einzig an die kurze Verabschiedung, der kurze Handschlag, den sie ausgetauscht hatten. Es hätte genauso gut Stunden her sein können.

Chaff schüttelte den Kopf. „Ich glaube, ihm steigt das alles zu Kopf. Sein eigener Sieg war ja auch erst letztes Jahr." Er schüttelte verwirrt den Kopf und nahm einen Schluck aus seiner Flasche. Haymitch setzte sich in Bewegung und Chaff folgte ihm mit wackeligen Schritten. „Ich glaube, ich werde diese Leute aus Eins und Zwei nie begreifen. Eine andere Sorte, ohne Frage."

„Als würdest du nicht sofort den Platz mit Gloss tauschen, wenn du könntest", murmelte Haymitch, ein Spur Gehässigkeit im Ton.

Sie liefen durch verlassene Gassen, bis sie auf eine der Hauptstraßen gelangten. Hier war das Leben noch im vollen Gange. Beide Seiten der Allee waren von Schaufenstern gesäumt, die sich die Straße hoch bis zum Trainingscenter aneinanderreihten. Und obwohl es zwei Uhr morgens war, liefen Menschen umher, betraten Boutiquen und verließen sie mit bunten Einkaufstüten.

„Nur ein Volltrottel würde das nicht", erwiderte Chaff schließlich und marschierte nach rechts, in Richtung Trainingscenter. Haymitch folgte ihm wankend, die Welt ein Rausch aus Lichtreflexen und Schwindel und presste den Mund zusammen.

Die goldenen Schaufenster waren mit verschiedensten Produkten geschmückt. Detailliert positioniert, als würde alles andere die Kunden verscheuchen. Hier im Herzen des Zentrums reihte sich Luxusmarke an Luxusmarke und Haymitch konnte erkennen, wo einige der Sponsoren ihre aufwändigen Anzüge und Kleider herhatten. Silber, Gold und Diamanten bis das Auge reichte. Ein einziger Stein würde wahrscheinlich reichen, um ganz Distrikt 12 für eine Weile zu ernähren.

An Era Awakens (Hayffie)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt