18. A Stylist's Decision

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A Stylist's Decision

Der Backstage-Bereich der Filmstudios bestand aus einem großen Raum mit dunklen Wänden, der einem Foyer glich. Angrenzend an den Hauptbereich gab es noch weitere kleinere Räume, die sich alle über einen breiten Flur erreichen ließen. Einer dieser Räume gehörte Caesar Flickerman, dem Moderator der Interviews. Die übrigen wurden für die Lagerung von Requisiten, Kameras und anderem Equipment verwendet.

Effie und Haymitch befanden sich im größten Raum und saßen auf einer der zahlreich verteilten, quietschgrünen Sofas. Haymitch hatte sich das abgelegenste Sofa ausgesucht und sich seitdem geweigert, aufzustehen und mit anderen Vorbereitungsteams in Kontakt zu kommen. Ihren Vorschlag, einmal mit Gloss aus Distrikt 1 zu sprechen, hatte er mit einem eisigen Blick abgeschmettert. Seit ihrem Gespräch im Auto hatten sie nicht viele Worte miteinander gewechselt. Effie war nichts anderes übriggeblieben, als sich mit strahlender Miene neben ihn zu setzen, obwohl sie ihn am liebsten in die Mitte des breiten Hauptbereichs gezerrt hätte, wo jeder die beiden sehen konnte.

Effie hatte bereits einige Aufnahmen aus dem Backstage-Bereich gesehen und hatte dementsprechend gewusst, dass er groß war. Doch dass er so enorm riesig war, hatte sie den Bildern nicht entnehmen können. Als Absolventin in Architektur hätte sie mehr von sich erwartet. Allein dieser Raum war mindestens drei Mal größer als die Bühnenfläche zusammen. Allerdings war der Platz auch dringend nötig. Wenn man davon ausging, dass jedes Tribut zwei Mitglieder des Vorbereitungsteams besaß, dann war man bereits nur für das Makeup bei 48 Personen, die anwesend waren. In diese Rechnung waren Stylisten, Mentoren und Eskorten noch gar nicht miteinbezogen. Für so viele Menschen erschien dieser Bereich dann bereits eher zu klein. Aus diesem Grund hatte man für die Tribute und ihre Vorbereitungsteams einige Räume weiter, in einem alten Filmstudio, ein Vorbereitungszentrum nur für den Anlass der jährlichen Interviews errichtet. In diesem Moment war Effie tatsächlich dankbar dafür. Die Vorstellung so vieler Menschen in diesem Raum trocknete ihr den Mund aus. Dabei war sie eigentlich gar nicht klaustrophobisch. Vielleicht lag es an ihrer allgemeinen Nervosität.

Auf der ihnen gegenüberliegenden Wand, die ungefähr dreißig Meter entfernt war, hingen eine Reihe von Bildschirmen, die mit dem Start der Interviews das Kamerabild aus dem Zuschauerraum übertragen würden. Im Moment liefen die Nachrichten. Zu ihrer Linken öffnete sich der Raum in einen breiten Flur. Von dort waren Effie und Haymitch eben gekommen. Um die Ecke standen mehrere Aufzüge bereit, die sie aus der Tiefgarage direkt auf diese Ebene befördert hatten. Den Hungerspielen hatte der staatliche Fernsehsender eine ganze Etage gewidmet, der auch außerhalb der Saison massenweise Content produzierte. An der Stelle, wo die obere rechte Ecke des Backstage-Bereichs hätte sein müssen, führte ein Gang hinaus zur Bühne. Dort würden die Tribute sich in wenigen Minuten in einer langen geordneten Reihe aufstellen, um nacheinander die Szene zu betreten. Und wie wenn der Raum gespiegelt wäre, führte auf der gegenüberliegenden Seite, unten rechts von wo Effie und Haymitch saßen, ein identischer Flur zu den anderen Räumen des Backstage-Bereichs.

Während Effie den anderen Betreuerinnen zuschaute, die einige Worte miteinander wechselten, so wie sie es auch hatte tun wollen, nahm sie die Inneneinrichtung des Raumes in Augenschein. Der Boden bestand aus einem abgelaufenen Parkett, den sie in ihrer privaten Wohnung schon längst gewechselt hätte. In einem öffentlichen Raum wie diesem lohnte sich das wohl nicht. Über dem Parkett lag ein dicker schwarzer Teppich, der sich über einen Großteil des Bereichs erstreckte und somit die schlimmsten Spuren des heruntergekommenen Bodens kaschierte. Das Licht strahlte aus kalten LEDs auf die beiden herab und wenn sie Haymitch aus dem Augenwinkel beobachtete, dann wirkte selbst er blass in dem grellen, weißen Licht. Ungleich verteilt hingen vereinzelte Spiegel an den übrigen Wänden. Ein Avox machte sich gerade mit einem nassen Lappen daran, die Spuren von fettigen Fingerbadrücken, Makeup-Resten und Schmutz von ihnen zu entfernen. Wenigstens vergaß man unter dem enormen Druck nicht die Hygiene.

An Era Awakens (Hayffie)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt