6. Made By Capitol

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Made By Capitol

Das sanfte Klopfen an seiner Tür kam unerwartet. Haymitch hatte erwartet, dass man ihn endlich in Frieden lassen würde; dass es nichts mehr zu besprechen gab. Zusammengesunken lag er in seinem Sessel, eine Flasche Whiskey in der rechten Hand und kniff die Augen in einem kläglichen Versuch zusammen, die Ziffern der Uhr auf seinem Nachttisch zu erkennen. Es war spät. Zu spät gemessen nach der Etikette des Kapitols. Er fragte sich ernsthaft, was diese Frau um diese Zeit noch von ihm wollte. Dieser verdammte Ehrgeiz.

„Ich schwöre, Trinket, wenn du keinen guten Grund hast, mich zu stören, dann kriegen wir ein Problem", rief er, als er zur Tür trottete, immer noch benebelt vom Schlaf, der ihn für wenige Minuten eingelullt hatte. Diesmal machte Haymitch sich nicht die Mühe, sie abwimmeln zu wollen. Ihn beschlich langsam das Gefühl, dass diese Frau von Zurückweisung nur angespornt wurde.

Als die Tür lautlos aufglitt, lächelte Effie ihn entschuldigend an, immer noch in voller Pracht ihrer Kapitolklamotten. „Guten Abend." Haymitch ersparte sich einen Kommentar, als sie einfach an ihm vorbei in sein Zimmer trippelte. Dafür, dass sie vor aller Augen stets Etikette wahren wollte, warf sie diese gegenüber den Distrikten schneller über Bord als er einen Schluck trinken konnte. „Ich bin hergekommen, weil wir die Strategie der Tribute festsetzen müssen", sagte sie und klang nicht das wenigste bisschen müde.

„Süße", seufzte er genervt und ignorierte alles an ihrer Unhöflichkeit. „Kann das nicht bis morgen warten? Ich bin ein toter Mann auf zwei Beinen."

Seine Aussage entlockte Effie ein Lachen, was ihn verwunderte, und sie drehte sich suchend in seinem Zimmer um. Zuerst dachte Haymitch, dass sie wieder die Sauberkeit prüfte, doch dann deutete sie mit einer Hand auf den zweiten Sessel, auf welchem er für Gewöhnlich seine Klamotten hinwarf. „Darf ich mich setzen?" Er nickte stumm und kehrte zu seinem eigenen Sessel zurück. Wo sie doch ungefragt in sein Zimmer eingedrungen war, als gehörte es ihr, hätte sie auf diese Frage auch verzichten können. Nur eine weitere Geste, die ihm vermitteln sollte, dass alles hier dem Kapitol gehörte; dass er nur hier saß, weil das Kapitol es erlaubte und es ihm in seiner Gastfreundschaft zur Verfügung stellte. „Um deine Frage zu beantworten: Nein, es kann nicht warten."

Haymitch warf Effie einen prüfenden Blick zu, während sie die Notizen auf ihrem Klemmbrett studierte. Sie musste jünger sein als er, das Make-Up ließ sie jedoch um einige Jahre älter wirken. Erwachsener. Reif genug, um sich dieser Welt zu stellen. Deshalb war sie wohl nun hier gelandet.

Effie musste sein Starren bemerkt haben, denn sie hob neugierig den Kopf und ihre Augen trafen seine. Sie hatte schöne Augen, musste er gestehen. Blau wie der Himmel, blau wie die Kornblumen in 12. Doch davon ließ er sich nicht täuschen. Kapitoler waren alle gleich, ganz egal wie sehr sie es zu verstecken versuchten. Sie schenkte ihm ein nervöses Lächeln. Ihr war die Situation wohl unangenehm. Das konnte er ihr nicht verübeln. Anders als ihm war ihr dieses stille Starren wohl unangenehm. Weil sie so viel zu verlieren hatte, wenn er ihre wahren Motive ans Licht brachte. Weil sie darauf hoffte, dass er ihr die lebendige, übermotivierte Fassade abkaufte und nicht genauer hinsah. Weil sie so ein viel leichteres Spiel haben würde.

„Nun fang schon an", drängelte Haymitch schließlich. Denn Tatsache war auch, dass er diese Frau so schnell wie nur irgend möglich wieder loswerden wollte.

„Richtig," hastete Effie in einem hohen Ton und ihre Wangen nahmen unter all dem Makeup kaum merklich eine rötliche Farbe an. „Ich habe an Elowens Strategie gearbeitet. Nicht nur für die Spiele selbst, sondern auch für ihr Auftreten bei der Eröffnungszeremonie und bei den Interviews." Ihre Stimme hatte wieder ihren gewöhnlichen, nervtötenden Klang angenommen. „Sie braucht unbedingt eine überzeugende und offene Ausstrahlung, keine Zurückhaltung, damit die Leute sie in Erinnerung behalten", erklärte Effie und zückte im selben Augenblick ihren Stift. „Der erste Eindruck ist unheimlich wichtig. Ich hoffe nur, dass unsere Stylisten sich dieses Jahr ... mehr Mühe geben als in den vergangenen." Ihr Blick schien weit entfernt, als wäre sie mit ihren Gedanken bereits bei der Eröffnungszeremonie.

An Era Awakens (Hayffie)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt