Kapitel 5

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Anton

Ein Schrei durchbrach die Mittagsstille.

Augenblicklich sprangen Goliardon und Anton auf und drängten sich zum Fenster. Juliette und Nenan stürmten gerade auf den Hof. Ein Pferd trug zwei schwer verletzte Reiter durch das eben geöffnete Tor. "Justin!", rief Juliette und rannte zu dem Reiter. "Justin?", fragte Anton. Er sah zu Goliardon, dann rannte er hinunter.

"Anton, warte!", brüllte Goliardon ihm hinterher und lief ihm nach. Anton rannte schnell die Treppen hinab, bis er auf dem engen Burghof ankam.

Es war nicht Justin.

Nenan half dem Verletzten aus dem Sattel. "Der ist von Lars.", sagte Nenan trocken. "Wie heißt du?", fragte Juliette stirnrunzelnd und griff nach seinem Arm, um den Mann zu stützen. Der Ritter versuchte zu sprechen, wurde jedoch durch ein schwaches Husten unterbrochen. Dann endlich, bei seinem zweiten Versuch, gelang es ihm. "Das ist Onim. Ich bin...ich...ich bin Lethan." "Was ist passiert, Lethan?", fragte Juliette und man konnte erkennen, dass sie sich kaum noch halten konnte.

"Wir...wurden...wir wurden...wir wurden überrannt...alle tot...zurückgedrängt...Heerführer einige...eingekreist...er...kommt..." Anton schauderte. Wer war er denn schon wieder?

"Bringen wir ihn hinein.", sagte Nenan und hob ihn vorsichtig hoch. Anton nahm Onim hoch. Er war kalt.
"Goliardon, bereite ein Lager vor.".
"Sehr wohl, Heerführer.". Er lief wieder davon und Nenan ging ihm nach.

"Was heißt das?", fragte Anton Juliette, während die beiden Nenan nachstolzierten. "Das heißt, dass wir ein Problem haben. Und möglicherweise einen toten Heerführer. Wenn nicht zwei."
"Es ist Mittag, Justin hätte längst dort sein müssen". „Ja", sagte sie, immer noch stirnrunzelnd.

"Ich hoffe doch, dass er Lars jetzt rettet." Ihre Stimme war traurig. "Sie schaffen das schon." Sein Versuch ihr Mut zu machen hätte nicht mehr nach hinten losgehen können. Juliette war ehrgeizig und nicht von ihren Ideen abzubringen, aber vor allem war sie reizbar und noch mehr bei schlechter Laune war, wie heute.

"Sie schaffen das schon? Ach ja? So wie ihr es geschafft habt? So wie ihr es geschafft habt Nadine zu retten?", fragte sie vorwurfsvoll. Juliette wurde rot vor Wut, Anton vor Scham und Nenan drehte sich abrupt um.

"Bitte?", fragte er. "Dein kleiner Ritter hier spielt sich auf!", fauchte Juliette, dann ging sie mit wehendem Umhang vorbei, Goliardon nach. "Schon verstanden, ich soll sie nicht reizen, aber ich habe ja auch nichts getan.", verteidigte sich Anton entschuldigend.

"Außerdem ist sie hier wohl diejenige, die sich aufspielt.", argumentierte er. Nenan sagte nichts und ging ebenfalls dem Seher nach. Anton rümpfte etwas empört die Nase, anschließend schloss er sich hinten der Gruppe an.

Sie hatten Lethan und seinen Begleiter, Onim, zu den anderen Verletzten gebracht. Die meisten dort waren kaum noch zu retten. Der Krieg hatte Mortis viel abverlangt. Nun konnten die Heerführer auch hier ihr Bestes beweisen. Sie brachten etwas Wasser für die Patienten, wickelten ihren Verband um die blutenden Leiber und scheuchten schaulustige Besucher hinaus.

Anton war anscheinend der Einzige, der nichts erkennen konnte, was an einem Krankenhaus so besonders war. Warum waren hier Schaulustige?

Lethan ging es immer schlechter, das Selbe galt für seinen Freund, der schon gar nicht mehr bei Bewusstsein war, und trotzdem versuchten die Heerführer so viel wie möglich aus ihm heraus zu bringen. "Lethan, wo war das?", fragte Nenan. "Vor dem... dem Wald glaube ich." "Und wann? Hat Justin dich geschickt? Oder Lars?", fragte Juliette.

"Heerführer... Pr... Prence.", sagte er. "Er sagte ich solle... euch warnen vor... vor ihnen und dass sie kommen". Juliette lege ihre Hände auf ihr Gesicht. "Das schaffen wir niemals! Nicht ohne Justin, diesen Mistkerl, wo steckt dieser verfluchte-". "Bleib ruhig. Wir müssen ruhig bleiben", unterbrach sie Nenan. "Wenn sie kommen. Wenn der Feind kommt.". „Nein", sagte plötzlich Lethan, seine kurzen, schwarzen Haare vom Schweiß genässt.

"Nicht der Feind. Lars Prence. Er... er kommt."
Lethan hustete. "Was?" fragt Anton. "Hast du doch gehört." Juliette runzelte abermals die Stirn. "Und Justin? Was ist mit Justin?".

Lethan schüttelte unverständlich den Kopf. "Anton", sagte Nenan. "Geh und trommle die Hälfte meines Heers zusammen." Anton nickte, lief sofort los. Juliette fragte: "Was hast du vor, Nenan?" "Ich rette, was noch zu retten ist. Juliette, bleib hier und pass auf. Wenn, beziehungsweise falls, ich morgen nicht zurück bin, bist du unsere einzige Rettung." Damit drehte er sich um und schob Anton mit sich.

Kurz darauf, sah Juliette hinter dem Fenster Nenan auf einen roten Fuchs aus den Toren preschen, denn ihre Feinde hatten sich einige Kilometer weiter weg angesiedelt. Als sich Juliette vom Fenster wegdrehte, brannte in ihren Augen ein altes Feuer- wilde Entschlossenheit.

Anmerkungen & co:
Hallihallöchen! :)

Wie immer, danke für die viele Unterstützung, und dafür, dass ihr bis hier gelesen habt (oder überhaupt meine Geschichte gelesen habt) und einen wunderschönen Tag noch an euch💙

❄️Glg Chel❄️

Lothoria: Schwarzes BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt