Kapitel 27

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Nenan Trolot

Nenan war außer sich. Was hatte sich Chana nur dabei gedacht?!

"Verdammt Scheiße. So eine beschissene-" "Nenan! Da bist du ja!" Anton betrat das kleine Zelt, in dem Nenan gerade über einen Tisch gebeugt war. "Was?", rief der Heerführer frustriert. Anton runzelte auf einmal die Stirn. "Was... was ist denn los?", fragte Anton verwirrt. Nenan schnaubte. "Chana, das ist los!" "Chana?", fragte Anton mit großen Augen. "Ja. Chana. Dunkles Haar, dunkle Augen, groß und schweigsam bei Fremden-" "Ja, danke, ich weiß schon, wer das ist. Aber ich wusste nicht... dass sie dir so nahe steht."

Nenan grummelte etwas Unverständliches, dann richtete er sich auf. "Du würdest es nicht verstehen." "Dann erkläre es mir, Nenan. Ich bin dein bester Freund, mir kannst du doch wohl alles erzählen?" Nenan senkte den Kopf. "Chana ist... Ist ja auch egal." "Hey, aber du weißt schon, dass ich gerade meine älteste Freundin verloren habe? Theyn und ich kannten uns schon seit unserem sechsten Geburtstag. Wir sind uns nahe. Aber warum du jetzt wegen Chana so - " "Du verstehst es nicht, Anton. Und ich will darüber jetzt auch gar nicht sprechen. Was wolltest du?" Anton schluckte nachdenklich, doch dann endlich antwortete er: "Justin und Juliette wollen mit dir sprechen. Sie fragen, was sie machen sollen, jetzt, wo Theyn und Chana fort sind und wir nicht wissen, was mit ihnen passiert ist." "Ich kümmere mich darum", sagte Nenan müde. Als Anton immer noch nicht ging, drehte er sich zu dem Ritter um. "Sonst noch was?"

Anton rümpfte nachdenklich die Nase, dann sagte er zerknirscht: "Meinst du, es geht ihr... Meinst du, es geht ihnen gut?" Nenan schluckte. "Ich werde ehrlich mit dir sein: Ich habe keine Ahnung. Und ich kann nur hoffen, dass sie in Ordnung sind."
Anton nickte. "Okay. Und Nenan, bitte tu nichts Unüberlegtes", sagte er plötzlich. "Ich?", fragte Nenan. "Das ausgerechnet du das sagst." Der Dunkelhaarige zwang sich ein trauriges Lächeln ab. "Du hast dich verändert, alter Freund." , meinte er.

Anton erwiderte das Lächeln. "Zum Positiven, hoffe ich doch." "Wir werden sehen", meinte Nenan und lächelte nun auch, während er dem Ritter auf die Schulter klopfte. "Danke, dass du da bist, Kumpel", flüsterte er ehrfürchtig. "Klar doch", sagte Anton. Er klang verwirrt und vor allem besorgt. "Nenan... Was ist denn los?" Nenan sah ihn nicht an. "Nichts. Und jetzt geh lieber zu Juliette und Justin, bevor sie dich verprügeln werden, weil du sie so lange stehen lässt. Und dann geh schlafen. Es ist schon dunkel." Anton nickte. "Wie du meinst." "Das war ein Befehl, Anton", sagte Nenan und gluckste. "Ah, Verzeihung, mein Herr!", rief Anton und die Ironie schwappte in seinem Satz über, als er das Zelt verließ.

Nenan blieb allein zurück.

"Verdammt", murmelte er. Er schluckte den Kloß runter, der sich in seinem Hals gebildet hatte. "Es tut mir leid, Nadine", flüsterte er in den Kerzenschein. "Ich habe sie verloren. Es tut mir so leid."

Justin Hendoras

Als Justin am nächsten erwachte, erwartete er halb, dass er das Lager brennend und vernichtet vorfinden würde. Er hatte eigentlich gut geschlafen, aber noch oft träumte er von dem flammenden Mortis. Am öftesten aber sah er einen der vielen Magnolienbäume, die im ersten Ring gestanden hatten, bevor der Feind durchgestoßen war.
Manchmal aber auch träumte er von Lars... oder einer anderen Person. Juliette ging ihm - besonders seit den letzten Nächten - nicht mehr aus dem Kopf. Es klang verrückt, beinahe wie aus einem kitschigen Liebesroman, wie die, die seine Cousine aus dem Grünseldorf so gerne las. Seine halbe Familie stammte aus diesem Dorf. Es lag nicht weit von Mortis entfernt, aber bot nicht den Platz und die Sicherheit, die das Volk von Mortis gerade brauchte.

Justin seufzte und setzte sich in seinem provisorischen Bett auf. Es waren eigentlich nur ein paar Decken, denn etwas besseres besaßen sie momentan nicht, selbst nicht für eine Heerführer. Allerdings war weder Nenan, Juliette oder Justin selbst so eigensinnig, sich den größten Luxus zu gönnen. Sie alle hatten etwas verloren und verstanden nur zu gut, wie sich die Bevölkerung fühlte, von allem, da sie nicht mehr so viele waren wie früher.

Müde rieb er sich den Schlaf aus den Augen und griff nach seiner Kleidung, die unordentlich auf einem Haufen am Erdboden lag. Er zog sich langsam an, nur das nötigste, also eine Leinenhemd und eine lange, dunkle Lederhose.

Er lief als erstes zu dem Zelt neben ihm, noch bevor er sich gewaschen oder gefrühstückt hatte. Eine Wache saß auf einer Kiste - Lahnol, wie er schnell erkannte - aber sie war in der Nacht wohl eingeschlafen, denn Lahnol saß mit geschlossenen Augen an einen der Holzpfosten gelehnt. Justin schüttelte etwas empört aber schmunzelnd den Kopf, dann trat er in das Zelt. Ein weiteres Schmunzeln legte sich auf seine Lippen, als er auf die Laken sah. Das erste, was er bemerkte, war das Büschel von rotblondem, gelocktem Haar, das auf dem Kissen verteilt lag. Man erkannte, dass darunter ein Körper lag. Justin lächelte abermals. Es würde Juliette nicht gefallen, dass er ungefragt in ihr Zelt kam. Es würde ihr gar nicht gefallen.

Justin schlich sich an ihr Lager, dann legte er seine Lippen an ihr Ohr und sagte: "Juliette, wach auf." Juliette schreckte, wie vom Blitz getroffen, hoch, sich immerzu nach einer Gefahr umsehend, bis sie plötzlich Justin sah, der sich vor Lachen kaum halten konnte. Juliettes überraschter Ausdruck wich Wut. "Arschloch. Wer hat dir erlaubt, in mein Zelt zu kommen, Arschloch?", fragte sie und ihr Gesicht verzog sich. Sie stand auf, schnappte sich das Bündel Kleidung auf dem Boden und verließ wutentbrannt - nur in ein Nachthemd gekleidet - das Zelt.

Justin war nicht ganz so zufrieden mit sich selbst, wie er erwartet hatte, aber zumindest hatte er sie verscheucht. Er stand wieder auf und machte sich auf die Suche nach Juliettes kleinem, abgegriffenen Lederbuch, in dem sie immer irgendwelche Dinge rein kritzelte. Nie hatte sie ihn oder jemand anderen reinsehen lassen und nun war Justin's Zeitpunkt des Erfolgs gekommen - er würde alles lesen, was sie ihm verheimlicht hatte. Vorsichtig suchte er den Boden ab, doch seine Suche blieb erfolglos. Gerade schon wollte er es aufgeben, da rauschte auf einmal Juliette hinein, diesmal schon mehr bekleidet, und griff unter ihr Kissen. In der Hand hielt sie ihr Notizbuch. Sie warf ihm ein triumphierendes Lächeln zu, dann verließ sie kommentarlos das Zelt.

Justin schüttelte den Kopf. Eigentlich wäre er jetzt schlechter gelaunt, aber stattdessen schien seine Laune besser geworden zu sein. Möglicherweise konnte er Juliette einfach nicht böse sein. Vielleicht aber war er auch von ihrer Geistesgegenwart beeindruckt. Oder vielleicht war er einfach nur generell von Juliette beeindruckt.

 Oder vielleicht war er einfach nur generell von Juliette beeindruckt

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✨Wow, Justin und Juliette ✨

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Lothoria: Schwarzes BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt