Chana Kaufff
Chana stoppte Jula, als Nenan mit Anton anhielt.
Theyn wetzte hinter ihr unruhig hin und her. Unter anderen Umständen wäre ihr die Eliteritterin auf die Nerven gegangen, aber sie hatten genug gemeinsam durchgemacht, sodass Chana ihre Gegenwart nicht störte. Wer weiß, vielleicht akzeptierte sie auch einmal ihre Freundschaft.
Chana blickte zu Nenan hinüber, der schon weiter voraus zwischen den Bäumen war.
Er starrte in den Wald, der sich vor ihnen auftürmte, wie eine aus dem nichts erschiene Festung. "Nenan?", hörte Chana Anton fragen. "Was los?" "Riecht ihr das?", fragte er und die ganze Truppe begann zu schnuppern.
"Ich rieche gar nichts", merkte Lahnol an. "Doch", antwortete Theyn. "Eisen oder sowas." "Blut", sagten plötzlich Berain und Durand wie aus einem Mund. "Das ist Blut", widerholte Berain. Oreni runzelte die Stirn. "Toll", sagte Anton seufzend. "Und das heißt jetzt was?", fragte Anton. "Nichts gutes", murmelte Nenan und stieg von seinem Pferd ab. Er drückte Anton die Zügel in die Hand. Theyn wollte es Nenan nachmachen, aber Nenan deutete ihr, sitzen zu bleiben. "Bleibt. Ich sehe mich kurz um." Theyn und Anton wechselten einen Blick, aber sagten nichts, als Nenan zwischen zwei Bäumen verschwand. Chana runzelte die Stirn. Sie hatte kein gutes Gefühl bei der Sache.
"Ich schwöre euch, das war ein Blutgeruch", sagte Durand leise. "Berain und ich sind Heiler. Wir wissen, wie so etwas riecht." Oreni nickte leicht, aber sie schaute die Geschwister nicht an, sondern wechselte ein Schulterzucken mit Lahnol.
Sie warteten einige Minuten, bis Nenans Kopf wieder vor ihnen auftauchte. Chanas Bick fiel sofort auf seine Handschuhe - sie waren blutig. "Was hast du gefunden?", fragte sie hastig und stieg ebenfalls von Jula. Nenan schüttelte den Kopf. "Da hinten, zwischen den Bäumen hat es einen erwischt. Aber ich habe keine Ahnung, was den erledigt hat. Es sieht echt... echt nicht gut aus." Oreni und Lahnol hopsten von Siegesstolz, den Nenan ihnen gegeben hatte. "Wo?", fragten auch die Geschwister und Nenan deutete in eine Richtung. "Ihr beiden solltet euch das vielleicht mal ansehen." Er nahm die Zügel von Berains und Duarnds Pferd und zog es mit sich. Chana, Anton und Oreni folgten ihnen, aber Theyn und Lahnol blieben zurück. "Wenn es nicht sein muss, sehe ich mir nicht so gerne so ein grausiges Spektakel an...", meinte Lahnol entschuldigend. "Wir passen auf die Pferde auf", fügte Theyn hinzu. Chana nickte ihnen zu und ließ Jula stehen, während sie Nenan tiefer in den Wald folgte.
Der Heerführer brachte sie kaum ein paar Meter weiter, dann deutete er auf den Boden.
Chana hatte schon viel Blut gesehen, viele widerwärtige Tode miterlebt, ganz zu schweigen von den Alpträumen über Nadines Tod, die vielen Szenarien in denen sie sie sterben hatte sehen. Und dennoch war Chana angeekelt über den Anblick, der sich der Gruppe bot: Ein Mann, höchstens dreißig Jahre alt, lag da am Boden über den Tannennadeln. Sein braunes langes Haar war vom Blut rot gefärbt worden, seine Augen waren weit offen, verzerrt wie als hätte er den Tod persönlich gesehen. Seine Gedärme hingen aus der Stelle seines Bauches, wo ihn offenbar jemand aufgeschlitzt hatte. Seine Kehle war aufgerissen. "Ew...", machte Anton und drehte sich weg. "Da bin ich aber froh, dass Lahnol nicht hier ist, wenn der kein Blut sehen kann." Chana runzelte die Stirn und beugte sich über die Leiche. "Wenn Lahnol kein Blut sehen kann..." Sie beugte sich noch etwas weiter hinunter. "...dann wäre das hier kein Problem. Denn der da hat gar kein Blut mehr."
Nenan sah zwischen Chana und der Leiche hin und her. "Verdammt, du hast Recht." Oreni und Anton runzelten beide die Stirn. "Und... äh.. wo ist es hin?", fragte Anton. Chana sah zu Berain und Durand. "Ich glaube gar nicht, dass unsere Hilfe da vonnöten ist... Ich würde ehrlich gesagt nur ungern an dieses Ding näher heran kommen.", sagte Berain und lehnte sich näher an ihren Bruder heran, weg von der Leiche. Die beiden saßen immer noch auf dem Pferd. Chana sah es an und sagte: "Das Pferd ist ruhig. Wenn Tau nichts spürt, ist die Gefahr vielleicht schon weg." "So sehr würde ich mich darauf nicht verlassen", murmelte Nenan und zog Anton and er Schulter weg. "Was hat den Typen so zugerichtet?", fragte Durand ängstlich. Auf einmal hob Oreni den Kopf und Angst spiegelte sich in ihren sonst so mutigen Augen wider. "In welchem Wald sind wir? Dem östlichen?" Nenan runzelte die Stirn. "Ja...", sagte er langsam und wartete, das Oreni weiter sprach. Doch Oreni drehte sich nur um und rief ihnen leise über ihre Schulter zu: "Kommt!" Verwirrt folgten die anderen ihr, bis sie zurück bei Theyn und Lahnol waren.
"Und?", fragte letzterer. Oreni stieß seinen Arm an. "Sei still! Seid alle still! Wir müssen weg von hier. Und zwar sofort!" Nenan wechselte einen Blick mit Chana, dann fasste Chana Oreni am Arm. "Erkläre dich mal zuerst!" Die Ritterin erstarrte und sah zu Chana hoch. "Wir müssen sofort weg von hier. So etwas richtet kein Mensch an. Ich habe von diesem Wald gehört: der niemals Betretene." Sie trat näher an Chana ran. "Und hier lebt der Horror." Nenan runzelte die Stirn tiefer. "Was meinst du?"
Oreni drehte sich zu ihm um, ihr weißes Haar bauschte im Wind. "Hier lebt ein Vampir. Und wir laufen in seinem Jagdgebiet herum."
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Lothoria: Schwarzes Blut
Fantasy»𝕹𝖎𝖊𝖒𝖆𝖓𝖉 𝖜𝖎𝖑𝖑 𝖘𝖎𝖊 𝖘𝖊𝖍𝖊𝖓, 𝖉𝖎𝖊 𝖇𝖎𝖙𝖙𝖊𝖗𝖊 𝖂𝖆𝖍𝖗𝖍𝖊𝖎𝖙. 𝖁𝖔𝖗 𝖑𝖆𝖚𝖙𝖊𝖗 𝕷ü𝖌𝖊𝖓 𝖎𝖘𝖙 𝖓𝖚𝖗 𝖓𝖔𝖈𝖍 𝖉𝖎𝖊 𝕰𝖗𝖎𝖓𝖓𝖊𝖗𝖚𝖓𝖌 𝖜𝖆𝖍𝖗.« Krieg! Das lange im Frieden lebende Königreich Mortis wird angegriffen! A...