Kapitel 8

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Anton

"Wir sind tot", hörte Anton Nenan sagen. "Schön, toll, gut, schön, dass du uns darauf hinweist.", sagte Justin, aber er klang nicht ansatzweise so selbstbewusst wie gewollt.

Die Kreaturen und Fieber ihrer Angreifer machten einen Halbkreis um sie.

"Rückzug!", brüllten Lars und Nenan wie aus einem Mund. Die beiden wendeten ihre Pferde und ließen sie bis zum Ausgang des Halbkreises laufen. Anton hörte Pferde schnauben, die von ihrer Reitern gedrängt wurden, während die beiden Heerführer versuchten, sich nicht gänzlich in den Kreis einschließen zu lassen.

Anton versuchte währenddessen den Kreis an der gegenüberliegenden Seite zu halten.

"Verdammt, jetzt bewegt euch!", fauchte Lars aggressiv, als sich seine Truppen nur wieder in den Kampf stürzten, anstatt den Befehl des Rückzugs auszuführen. "Kommt schon!", brüllte nun auch Justin. "Wer jetzt bleibt, den lassen wir hier!" Die Truppen wussten, dass Mortis jeden Mann und jede Frau nötig hatte, um zu überleben. Dennoch folgte die Gruppe, immer noch in den Kampf verwickelt, den Heerführern quälend.

Anton hackte, so gut es ging, auf seine Angreifer ein. Ein Großteil davon war Orgales, die Kobold ähnlichen Wesen mit den langen Nasen, Menschen und auch ein paar echte Kobolde. Anton konnte ebenfalls ein paar Wölfe und andere Tiere ausmachen. War das da vorne sogar ein Zentauer?

Sie waren nahe am Fluss und wurden seitlich neben dem Wasser zurückgedrängt.

Antons Schwert hatte gerade schwungvoll einen Kopf vom Hals getrennt, als er sich plötzlich seitlich vor einem Schwert wegducken musste. Das Blut seines Opfers spritzte und sog sich in seinem goldgelben Umhang fest. Er war mit schwarzen Ornamenten verziert und wehte dem Ritter nun schwer nach.

Schließlich wich er nach hinten aus, und wich als Letzter aus dem sich schließenden Halbkreis aus. Lars, Nenan und Justin warteten bereits auf ihn. "Anton, beeil dich! Wir müssen auf der Stelle nach Mortis zurückkehren!", sagte Lars und ritt voraus. "Dem stimme ich zu.", meinte Nenan.

"Komm, schnell. Juliette sorgt sich sicher bereits." Sie waren kaum zwanzig Meter geritten, als Nenans Stimme durch die Geräusche aus Schreien, Schluchzen und Pferdehufen schnitt. "Sie folgen uns! Was sollen wir tun?", rief er. "Wir könnten auf halber Strecke Halt machen und sie mit einem Pfeilregen loswerden!", schlug Lars vor, immer noch reitend

"Das wird nicht funktionieren. Sie sind zu schnell!", erwiderte Justin. "Dann bleibt uns keine Wahl.", meinte Lars. "Justin, Anton, reitet vor und warnt Mortis. Geht zu Juliette. Sie weiß, was zu tun ist."

Er wendete sein Pferd und rief dann lauter: "Halt! Kehrt um! Haltet stand! Wir lassen sie nicht weiter!" Quälend wendete das geschwächte Heer erneut ihre Pferde und stellte sich, auf den Feind wartend, auf.
"Formatiert euch neu!"

Anton sah zu Justin, er nickte, dann gaben sie ihren Pferden die Sporen. Anton hatte sich Nenans' Pferd geliehen, damit er mit dem Ritter mithalten konnte. und Nenan es nur selten verwendete, weil er nicht wollte, dass er verletzt werden würde. Anton wusste, dass er "Niersbach Klinge" hieß.
Was für ein Pferdename!
Im Allgemeinen war es als Name einfach nur lächerlich. Niersbach war ein Land in der Region Lothoria, wer auch immer auf den Einfall gekommen war, eine der Hauptregionen genauso zu nennen, wie ihre Erde. Niersbachs Klinge war nicht besonders schnell, aber langsam war er auch nicht. Mit Justins Stute konnte er aber nicht mithalten. Anton fiel zurück und bald war nicht nur die Schlacht, sondern auch Justin außerhalb seines Blickfeldes. "Justin! Lars' Pferd ist zu langsam! Justin!", rief er ihn nach. Er sah schnell ein, dass ist sinnlos war, nach ihm zu rufen.

Außerdem würde es ohnehin nicht wichtig sein, ob sie gleichzeitig ankommen würden. Natürlich wäre es vorteilhafter, denn dann- "Was zur...?", stöhnte Anton, als sich einen Meter vor ihm ein Pfeil in die Erde bohrte. Er drehte sich im Sattel um, während er Niersbachs Klinge weiter antrieb. Eine kleine Gruppe verfolgte ihn. Sie bestand aus vielleicht fünf Mann. Ein Zentauer ritt jetzt ganz vorne, mit einem Bogen in der Hand.

Hinter ihm waren zwei Orgales und ein Mensch, die auf verhältnismäßig kleinen Pferden ritten. Die letzte war eine eher breitere, aber rundliche Frau von ungewöhnlicher Schönheit- eindeutig eine Hexe, welche ihr Aussehen magisch verändert hatte.

Dies taten Hexen oft, um männliche menschliche Wesen anzulocken, denn die Hexen waren fast überall ausgestorben. Bei den großen Hexensäuberungen hatten die Hexer viel zu auffällig agiert, so dass fast nur noch Hexerinnen übrig geblieben waren. Um ihr Überleben zu sichern war ihnen jedes Mittel recht. Meist vergriffen sie sich an Reisenden, oft in Mooren, Sümpfen oder Wäldern. Nicht wenige wohnten alleine oder zu zweit, mehrere waren jedoch unwahrscheinlich. Äußerlich glichen sie ganz normalen Frauen, doch man konnte sich niemals sicher sein, ob es nur magische oder unbeeinflusste Schönheit war.

Anton dreht sich wieder nach vorne, um Justin zu warnen, doch er hatte schon viel zu viel Vorsprung. "Schneller, Niersbach! Schneller!". Niersbachs Klinge wieherte, dann witterte er augenscheinlich die Gefahr, die von ihren Verfolgen ausging und preschte, schneller als zuvor, los. "So geht das als.", dachte sich Anton. "Das Tier ist nur im Angstzustand bei Sinnen."

Ein weiterer Pfeil schoss an dem Ritter vorbei. Er biss die Zähne zusammen und wendete erneut seinen Blick in die Richtung seiner Angreifer. Ein Orgale, der Zentauer und ein Mensch, welcher helles Haar und merkwürdig schimmernde Haut hatte, schossen mit ihren riesigen Böden Pfeile nach ihm und Lars' Pferd.

Anton tastete seinen Rücken ab. Er und Nenan hatten darauf immer ihre eigenen Bögen befestigt. Anton Hand fuhr an dem festen Holz zu dem Griff hinunter. Die Einkerbungen waren die Gleichen wie bei Nenans Bogen.

Niersbachs Klinge galoppierte eilig über das flache Land. Es war nur spärlich von Bäumen bedeckt, die im kleinen Gruppen eng aneinander standen.

Plötzlich schoss ein Feuerball eng an Antons Ohr vorbei. Der Mann konnte sich im letzten Moment noch ducken.
"Verdammt!", fauchte er und zog einen Pfeil aus einem Köcher an seiner Hüfte.

Ein Feuerpfeil bohrte sich brennend in die trockene Erde. Fluchend drehte sich Anton um. Der Mensch hielt der Hexe seinen Pfeil hin und der Heerführer musste erstaunt mitansehen, wie die Hexe, mit aus ihrer Hand dringendem Feuer, Schusswerkzeug anzündete.

Daher also die Feuerpfeile! Und der Feuerball, der gerade direkt auf Anton zuraste! Er würde ihn treffen und auslöschen! Der Ritter drehte Niersbachs Klinge, riss an seinen Zügeln, doch das sture Pferd wendete sich keinen Zentimeter.

Anton richtete Blick- vielleicht der letzte der je haben würde- auf das näher kommende Mortis in dem sich wahrscheinlich bald Juliette und Justin über einen vorschnellen Tod beklagen würden- seinen Tod.

Lothoria: Schwarzes BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt