Kapitel 3

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Nadine

Nadine spuckte Blut. Sie konnte sich nicht bewegen. Sie würde sterben. Sie hatte Mortis verloren. Sie hustete. Sie stöhnte. Nadine sah überall Leichen, Freunde und Feinde. Und dann hörte sie noch etwas. Schwere Schritte. Zwei riesige Orgales, hässlich anzusehen und doch so ungewohnt menschlich, stapften auf dem Schlachtfeld herum. Nadine stöhnte noch einmal. Alles tat ihr weh.

"Die da lebt noch!", rief eine der Kreaturen barsch. Seine Stimme klang kratzig und erinnerte die Prinzessin an eine rostige Glocke. Nadine nahm ihre letzte Kraft zusammen, obwohl die Schmerzen all ihre Sinne vernebelten, sodass sie kaum noch sagen konnte, wo oben und unten war, und flüsterte schwach: "Ihr... ihr werdet Mortis niemals besiegen... Solange... eine Blüte überlebt... wird der Baum... wachsen..."

Der zweite Orgale kam dazu. "Sicher, sicher. Lass dich bloß im Glauben. Du stirbst sowieso". „Ist das nicht die Prinzessin?", fragte der Erste wieder. "Na und?", fragte sein Mitstreiter. "Mein' ja nur...". "Deine Meinung interessiert keinen!", rief der Unhöfliche wieder.

Der Andere rollte nur mit den Augen, blieb aber stumm. Nadine wusste, sie würde diese Welt nicht verlassen, ohne der festen Überzeugung, ihr Land in Sicherheit zu wissen.

Die Geräusche wurden dumpfer und der Geschmack ihres eigenen Blutes verschwand plötzlich auch, und dann, dann wurde alles schwarz. Es war vorbei.

Anton

Antons Kopf pochte wild. Seit einer gefühlten Ewigkeit, waren er und die anderen Heerführer damit beschäftigt, einen Plan gegen ihre Angreifer zu entwickeln. "Solange wir das Tor halten können, ", meinte Juliette Kerz, "Solange haben wir eine Chance." "Uns läuft die Zeit davon. Wir brauchen einen wasserdichten Plan!", erwiderte Lars Prence. "Allerdings haben wir die letzte halbe Stunde damit verschwendet, nachzusehen, welches Gebiet wir noch haben."

Anton sah in die Runde. Juliette hob die Karte vom Tisch auf und hielt sie hoch, damit jeder sie sehen konnte. Ihre schulterlangen, rotblonden Locken wippten dabei auf und ab. "Das ist die Karte. Alle rot eingezeichneten Orte sind vom Feind besetzt."

Sie zeigte auf ein paar rot markierte Punkte. Justin Hendoras, der dritte Heerführer in der Runde, seufzte. "Da hinten ist ja eine wahrhaftig rote Suppe! Das ist mehr als erwartet, und doppelt so viel, wie wir an Rittern aufbringen können!
Selbst wenn wir jeden Mann und jede Frau die noch übrig sind, mit Waffen ausstatten, haben wir vielleicht zwei Drittel von denen!" Anton sah, wie Juliette die Lippen aufeinander presste. "Hm...", machte sie.

Juliette drückte Justin die Karte in die Hand. "Sieh, was du damit machen kannst.", fügte sie hinzu, dann wandte sie sich an Lars. "Irgendwelche Vorschläge?", fragte sie. "Es gibt drei Optionen.

Erstens: Wir greifen einfach auf gut Glück an.

Zweitens: Du, Nenan oder Justin, obwohl ich das von Justin nicht denke, habt einen besseren Vorschlag.

Und Drittens: Wir geben Mortis auf, und ziehen uns durch die Geheimgänge zurück, mit dem Risiko, darin entdeckt zu werden, oder, noch schlimmer, von ihnen eingekreist zu werden, sodass wir in dem Gang gefangen sind." Nenan seufzte. "Obwohl Nadine das nie zugelassen hätte." Stille.

Dann sagte Juliette: "Wobei wir beim Thema sind. Bei allem was wir tun, müssen wir zuerst den König davon unterrichten." Anton sah zu Nenan hinüber. Er hatte sich abweisend in eine Ecke zurückgezogen und starrte leer die Wand an.

"Hey, Julie...", sagte Justin, der verwirrt die Karte immer noch in der Hand hielt. "Was soll ich damit machen?" "Nenn mich nicht Julie!", fauchte sie und riss ihm die Karte aus der Hand.

"Dann nimm sie eben nicht. Aber vielleicht solltest du auch einmal eine Idee beitragen! Es geht hier um unser Land! Unser Volk, das sterben muss! Und wir tragen die Verantwortung."

Lars seufzte. Warum musste Juliette immer so dramatisch sein? "Aus diesem Grund müssen wir uns beeilen." Er nahm die Karte an sich und beugte sich über den Tisch. "Wie wäre es, wenn wir von hier kommen? Hey, Nenan, hilf mal mit!"

"Ich löse Nenan ab." Anton reckte stolz die Brust heraus. "Du?!" Lars rümpfte die Nase. "Hör mal, das ist ja ganz nett, aber wir brauchen Heerführer-Erfahrung, keine Ritter."

"Aber vielleicht ist genau eine andere Perspektive das, was ihr braucht! Neue Ideen!" "Lars hat Recht, Anton Bredegard. Es steht zu viel auf dem Spiel. Wir können uns in so einer wichtigen Situation nicht auf etwas Neues einlassen. Verzeih, aber du bist noch nicht bereit.", sagte Juliette. Anton wusste, dass sie Recht hatte, aber die Worte trafen ihn.

"Ich komme schon.", bemerkte Nenan beiläufig. Müde, mit schweren Schritten ging er zum Tisch. Alle hatten eine bedrückte und betroffene Miene aufgesetzt, als wäre es eine Entschuldigung für Nenans Kummer.

"Gut, wie wäre es, wenn wir von dort aus kommen, hier hinüber gehen und exakt dort den Kampf starten. Es ist ihnen fremder Boden und uns Heimatland. Wir erkennen jeden Stein, den wir als Kinder umgedreht haben, und jeden Grashalm, auf dem wir als Knappen geschlafen haben.", sagte Lars.

"Besserer Vorschlag. Folgendes: Wir haben vier Gruppen, zwei Wellen, zwei Fronten. Die erste Gruppe, Gruppe eins, Welle eins, kommt von dort, bis sie hinten ist. Und dann kommt Gruppe zwei von vorne. Zu Mittag. In der Ruhephase. Ich habe einmal wo gehört, dass der Körper da müde ist, und so überraschen wir sie. Abends machen sie dann eine kurze Pause und dasselbe Spiel in der Nacht nochmal.

Welle zwei macht sie fertig." Juliette verschränkte die Arme vor ihrer Brust und lächelte. "Wow. Würdest du dich nicht so groß machen, würde ich dir glatt auf die Schulter klopfen.", sagte Justin tonlos, aber dann lächelte er doch schief. Juliette schnaubte, doch auch sie lächelte dann. Sie war entschlossen.

"Gut, können wir dann zu Taten- äh, übergehen?", fragte Anton. "Er hat Recht.", sagte Nenan. "Machen wir diese Idioten kalt."

Anmerkungen:

Oben ist das Bild des Schlachtplans zu finden- blau für den Geheimgang, dieses rosarot für die Angreifer, und grün für die Truppen von Mortis (beide Wellen und Fronten, und entschuldige falls es zu kompliziert klang, ich konnte es einfach nicht erklären...😅) Falls ihr Ideen oder Wünsche habt, wie es weitergehen könnte, könnt ihr sie gerne in die Kommentare schreiben, vielleicht passen sie ja ganz gut in den Plot hinein.

Und vielen, vielen Dank für die vielen positiven Bewertungen bei den letzten Kapiteln! Das macht mir viel Mut, weiter zu schreiben! 😁🤗
glG, Chel



Lothoria: Schwarzes BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt