Kapitel 26

16 4 5
                                    

Chana Kaufff

Zuvor

Chana bewegte sich vorwärts wie ein schwarzer Panther. Sie hörte Theyn hinter sich, die Kindheitsfreundin von Anton, die es bis in die Letzte Verteidigung gebracht hatte, die Eliteeinheit des Königs - mit dem Unterschied, dass es jetzt keinen mehr gab. Die beiden kamen langsam voran, aber immerhin hatten sie die Gestalt nicht verloren.

Direkt, nachdem Chana Lahnol Bescheid gegeben hatte, waren sie und Theyn zurück gerannt, bis sie wieder dort waren, wo Chana die Person gesehen hatte. Die Frauen hatten ein paar Minuten warten müssen, aber dann - nach schierer Unendlichkeit- war die Gestalt wieder aufgetaucht und dieses Mal sogar näher als davor. Chana hatte Theyn ein Zeichen gegeben und gemeinsam hatten sie sich an die Verfolgung der Person gemacht. Theyn hatte sie davor natürlich ausdrücklich gewarnt. Es könnte alles Mögliche sein: Ein Werwolf, ein Bürger, ein Gestaltwandler, ein Vampir. Doch Chana hatte das schon alles gewusst, sie war sich dem Risiko sehr bewusst. Aber auch ein anderer Gedanke war in ihrem Kopf. Sie wusste, wie unwahrscheinlich, wie unrealistisch es war, aber dennoch, vielleicht bestand die Hoffnung, dass sie die Person kannte... Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Vielleicht würde sie sie wiedersehen. Und solange es auch nur ein 'vielleicht' war, so lange würde Chana suchen, bis sie zu einem Ergebnis gekommen war, das selbst der größte Dummkopf und der höchste aller Weisen es sehen konnte. Vielleicht... Vielleicht bestand noch Hoffnung...

Chana schob den Gedanken zur Seite, als die blonde Theyn mit einem Nicken auf die Gestalt deutete. Chana spürte den Drang, nach ihr zu rufen, diese ganze Jagd zu beenden, doch sie wusste, dass das die dümmste Entscheidung wäre, die sie jetzt treffen könnte. Theyn und sie blieben der Figur dicht auf den Fersen, als sie sich abwandte und raschen Schrittes weiter ging. Chana sah, dass die Person einen selbstsicheren, schweren Schritt hatte und entweder breit gebaut war, oder eine Rüstung trug. Immerhin hieß das, dass es zumindest kein Vampir war. Chana und Theyn schlichen immer weiter und irgendwann schien schon der Mond am Himmel. Normalerweise hätte sie die Gestalt in dem schwachen Licht des Halbmondes erkennen können, aber der Nebel verdeckte ihnen die Sicht und machte ihre Verfolgung schwerer, als erwartet. Doch Chana war eine gute Ritterin, sie war die rechte Hand von einer Heerführerin und Theyn war Mitglied der Letzten Verteidigung - sie dürften also doch eine Chance haben.

Langsam verloren die beiden Frauen ihr Zeitgefühl und irgendwann fragte Theyn leise: "Chana! Was, wenn das Ding nicht einmal selbst weiß, wo es hin will? Vielleicht läuft es im Kreis herum!" Chana verzog die Lippen. Doch sie konnte jetzt doch noch nicht aufgeben! Die Ritterin hatte das Gefühl, dass sie kurz vor einer Entdeckung waren. Und tatsächlich: Chanas Gefühl hatte sie nicht getäuscht. Nach einigen weiteren Minuten kamen die Gestalt und ihre Verfolger an eine Lichtung. Der Nebel löste sich langsam auf. Chana reckte den Kopf, um einen besseren Blick zu bekommen, Theyn war vorsichtiger und blieb gedeckt.

Chana sah nach vorne und traute ihren Augen kaum.

Da war ein Lager, nicht so plump wie ihr eigenes, sondern professioneller und praktischer. Die Feuer waren von je sechs kleinen, funktionserfüllenden Zelten umrundet und sie waren angeordnet wie ein Stern. Ein paar wenige Wachen waren an den Zelteingängen und dem äußersten Rand des Lagers, aber es waren nicht nur humanoide Gestalten - genau wie bei den Vernichtern von Mortis auch! Genau wie bei Nadines Mördern...

Die Person, die sie verfolgt hatten blieb stehen - man konnte jetzt sehen, dass sie eine Rüstung trug und weiblich war - und sprach im Flüsterton mit einer anderen Frau. Die eine hatte langes schwarzes Haar, die andere - die neue - einen dunklen Teint und ein schwarzes Tuch am Kopf. Chana kniff die Augen zusammen. Die, die sie verfolgt hatten, deutete auf etwas hinter sich und nickte. "Chana!", rief da plötzlich Theyn so leise, wie man eben etwas rufen konnte, "Chana! Die deuten auf uns! Wir müssen weg hier - sofort!" Chanas Blick wurde wehmütig. "Theyn, das sind vielleicht die, die uns angegriffen haben." "Und darum muss es jemand Nenan sagen!", erklärte die Eliteritterin. "Und zwar schnell!"

Ein Knacksen.

Chana und Theyn wandten gleichzeitig den Kopf in die Richtung. Chana blickte an Theyn vorbei, doch sie sah nichts, was sich dort im Gebüsch versteckt haben könnte. "Vielleicht nur ein Kaninchen", murmelte Theyn, aber sie starrte noch kurz auf den Platz, wo das Geräusch entstanden war, dann wandte sie sich noch ein letztes Mal zum Lager und sah zu den beiden feindlichen Frauen hinüber.

Auf einmal packte eine Hand Chana und es waren nicht Theyns von Schweiß benetzte Hände, sondern ledrige Handschuhe, die sich um ihren Mund und ihre Taille schlangen. Chana versuchte zu schreien, um Theyn auf sie aufmerksam zu machen, doch kein Geräusch drang durch die widerwärtigen Finger durch, die sich so unverschämt in ihr Gesicht gelegt hatten. Chana riss und rüttelte an dem Arm, der ihre eigenen blockierte und da kamen plötzlich drei weitere Personen aus dem Gebüsch, die sich auf Theyn stürzten. Theyn kreischte auf, und wollte zu Chana, aber als sie sah, dass sie in einer ähnlichen Lage war, aktivierte das etwas in ihr, endlich zog sie ihr Schwert und widmete sich ihren Angreifern. Alle von ihnen waren maskiert, die meisten waren mit grünem und schwarzem Tarngewand bekleidet. Theyn schaffte es, einen von ihnen zu entwaffnen, den anderen verletzte sie am Bein. Chana musste hilflos mit ansehen, wie sich die Frau, die sie verfolgt hatten, von hinten an die Grünäugige anschlich und ihr mit dem Heft des Schwerts im richtigen Moment, als Theyn gerade eine Klinge parierte, an den Kopf schlug. Theyns Augen rollten nach oben, als sie, wie, als sei alles Leben aus ihr gewichen, fast zu Boden fiel. Der unverletzte der drei Angreifer fing sie auf und, als sei sie leicht wie eine Feder, hob der Mann sie hoch. Die Frau mit dem langen schwarzen Pferdeschwanz blickte kurz zu Chana, musterte sie und Theyn. Sie beugte sich runter und hob das Schwert auf, das Theyn in ihrer Besinnungslosigkeit hatte fallen gelassen und wandte sich zum Gehen.

Sie trug dunkle, schwarz-silberne Rüstung mit goldenen Ornamenten und einen dunkelgrünen Umhang, der sie wahrscheinlich so gut vor Theyn und ihr getarnt hatte. Ihr Gesicht war halb von einem schwarzen Tuch verdeckt, sodass Chana sie nicht identifizieren konnte. Die Ritterin warf der Fremden einen vernichtenden Blick zu und versuchte noch ein letztes Mal, sich aus der Klammer des Mannes zu befreien, der sie gepackt hatte. Er ließ von ihrem Mund ab, aber Chana sagte nichts, denn genau da hielt er ihr ihren eigenen Dolch vor den Hals. Chana blickte die Hand um ihre Lieblingswaffe angewidert an. Auf einmal traf sie von hinten etwas hartes auf den Kopf - sie könnte wetten, dass es, genau wie bei Theyn auch, ein Schwertheft gewesen war - bevor sie ohnmächtig in die Alpträume der Bewusstlosigkeit sank.

Chanas Gefühl hatte sie nicht getäuscht.

Aber es hatte sie enttäuscht.

Bitter enttäuscht.

UND WAS SAGT IHR? Also, da muss ich mir selbst mal auf die Schulter klopfen, da habe ich mich glatt selbst übertroffen ;)

Also eure Gedanken zum Kapitel?

Und vor allem: Eure Gedanken zu Theyn und der "Gestalt"?

Und hier als Bild des Kapitels einmal eine Theyn:

Und hier als Bild des Kapitels einmal eine Theyn:

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Und wollt ihr auch eines von der "Gestalt"?

GLG
Chel✨

PS: DIESEM BUCH FEHLEN NOCH 100 WÖRTER UND DANN SIND ES 30.000! Ein Schritt näher an meinem Traum...

Danke, dass ihr daran Teil habt.

Lothoria: Schwarzes BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt