JULIANaveen öffnete nach wenigen Sekunden die Apartmenttür. Er wirkte etwas verstört. »Heilige Scheiße, was ist denn bei dir los?«
Oh ja, ich vergaß, wie verheult ich aussehen musste. »Kann ... kann ich reinkommen?«
Er sagte nichts, sondern ging zur Seite und machte mir Platz zum eintreten.
Im Flur stellte ich meinen Rucksack ab. Jacke und Schuhe musste ich nicht ablegen, da ich als ich Hals über Kopf von zu Hause rausstürmte, keine angezogen hatte.
Ich linste an mir herab und bemerkte, dass ich ja auch noch meine Schlafsachen anhatte.
Überfordert wegen buchstäblich allem aus meinem Leben, vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen und weinte.
Naveen fasste mich an der Schulter, drehte mich zu ihm und entferne meine Hände. »Hey, Goldie, rede mit mir«, forderte er sanft.
Ich konnte nicht reden. Noch nicht. Ich brauchte erst ...
Verzweifelt presste ich meinen Körper gegen seinen. Meine Finger krallten sich in sein T-Shirt und meine Wange verharrte auf seinem linken Schlüsselbein. Ich wusste ganz genau, dass sich unter dem Stoff das Tattoo von den verschiedenen Mondphasen befand. Genau an dieser Stelle schluchzte ich.
Naveen stützte sein Kinn auf meinem Kopf. »Sch ...«, flüsterte er beruhigend. Seine Arme waren um mich geschlungen und er drückte mich fester an sich.
Seine Nähe tat gut. So unendlich gut.
Alles an ihm ummantelte mich. Sein Duft, seine Größe, seine Wärme, seine Hände und Arme, seine Lippen auf meinem Haaransatz und seine einfühlsamen Worte: »Ist okay, ist okay, Goldie. Beruhig dich.«
Zum ersten Mal jemals, verstand ich, was es hieß, wenn jemand für dich da war. Es war eine andere Art von Zuneigung, die ich zwar so ähnlich schon von vielen bekam, jedoch fühlte sich die von Naveen wie eine Millionen Stromschläge und eine Milliarden Schmetterlinge im Bauch an.
»Was kann ich machen? Sag mir, was ich machen soll, Goldie, und ich tue es.«
Bitte lass mich nie wieder los.
• • •
Etwa eine Stunde später versiegelten sich endlich meine Tränen. Ich wusste gar nicht, dass ich überhaupt noch so viel weinen konnte. Ich schätzte, dass mein Körper die ganzen Situationen von den letzten Jahren nachholen musste, in denen er sich der Traurigkeit nicht hingab, sondern dagegen ankämpfte.
Grace rief mich die ganze Zeit an, jedoch lehnte ich immer ab. Weil es mir nach ihrem achten Anruf zu viel wurde, schaltete ich mein Handy komplett aus.
Naveen saß auf seinem Sofa, während ich eingekrümmt neben ihm lag und mein Kopf in seinem Schoß bettete. Er strich mir mit der einen Hand durch's Haar oder zeichnete meine Ohrmuscheln nach. Mit der anderen Hand fuhr er langsam über meinen Arm.
Ich liebte die Weise, wie er mich anfasste. Er hatte ja keine Ahnung, wie viel es mir bedeutete, dass er in dieser Sekunde bei mir blieb, mich nicht los ließ und mich einfühlsam beruhigte.
Dafür dass er damals von sich selbst immer meinte, er wäre ein tougher, großkotziger Gangster, war er doch ziemlich gut darin, sich bei mir anders zu verhalten. Und das war einer der Sachen, die mich in letzter Zeit super skeptisch machten.

DU LIEST GERADE
Fears Between Us
Roman d'amour[Roman] emotional + spicy + romantic TRAILER AUF TIKTOK: @renas.wattpad • • • Julia Knight: Optimistisch, gutmütig und intelligent gesegnet mit einem engelsgleichen Gesicht. Ihr neuer Nachbar: Verschlossen, schadenfroh und rebellisch, ausgestattet...