92 | brutal confrontation

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NAVEEN

Meine Umgebung verschwamm vor meinen Augen. Es war schwer, irgendwas zu erkennen.

Ab jetzt sah ich nur noch rot. Rot so weit wie das Auge reichte.

Seitdem ich vor ein paar Minuten so schnell wie möglich los stampfte, konnte Savannah nur mühsam Schritt halten. Immer wieder zerrte sie mich am Arm und bedeutete mir, ich solle doch endlich stehen bleiben und ihr verraten, was ich vorhabe.

Spätestens während ich in meine alte Straße einbog, wusste sie Bescheid. »Tu das nicht«, flehte sie, doch ich konnte sie kaum verstehen, weil das Blut in meinen Ohren zu laut rauschte. »Naveen, er ist krank, du musst berücksichtigen, dass–«

Ich wusste, dass er krank war. Natürlich war er das. Nur geisteskranke würden so gestörte Dinge tun.

Ich trampelte über den frostigen Rasen vor meinem damaligen Zuhause.

Es war seltsam, wie die Zeit verging. Jahre waren vergangen, seit ich das letzte Mal auf diesem Grundstück stand, das mal mein Zuhause gewesen war. Als ich die vertrauten Umrisse des Hauses erblickte, kamen Erinnerungen hoch. Erinnerungen, die ich so lange tief in meinem Inneren begraben hatte.

Dieser verfluchte Ort wurde mit den Jahren zu einem Gefängnis meiner eigenen Ängste.

Ich war ein verdammtes Kind, als ich hier aufwuchs, und ich erinnerte mich an die winzigen glücklichen Momente mit meiner Mom ... Aber sie waren verschwommen, überlagert von den dunklen Schatten, die dieses Haus umgaben. Die Schreie, die verfickte Wut, die Zerstörung – sie waren wie ein ständiges Echo meiner Vergangenheit. Ich hatte versucht, diese Erinnerungen zu vergessen, sie hinter mir zu lassen und mein Leben anderswo aufzubauen. Erfolglos.

Ich sprintete die Verandastufen des alten Hauses hoch, bis ich vor der Haustür angekommen war.

Ich hämmerte ungeduldig gegen das Holz.

Er hämmerte gegen die Tür. Seine Fäuste hörten nicht auf. Ich konnte seine Schreie hören. Seine tiefen, brutalen Schreie, die es irgendwie schafften, in mein Zimmer einzudringen.

Nonstop erzeugte ich Ohrenbetäubendes Getrommel an der Tür. Ich betätigte mehrmals die Klingel. Dann fing ich an, mit meinen Stiefeln gegen die Tür zu treten.

Seine Stiefel traten in unregelmäßigen Abständen gegen meine Zimmertür. So lange, bis sich schon Dellen gebildet hatten.

Ich hörte Schritte hinter der Tür. Er kam näher und näher.

Ich hörte, wie sich Schritte von mir entfernten. Vorsichtig lauschte ich, mit der Hoffnung, dass er nun genug hatte, doch ich täuschte mich; er entfernte sich nur, um Anlauf zu nehmen.

Es dauerte mir alles zu lange. »Öffne die verfickte Tür!«, brüllte ich.

»Öffne deine Dreckstür oder ich schwöre bei Gott, ich bringe dich um, Naveen! Dieses Mal wird es so weit kommen

Die Tür öffnete sich.

»Was zur Hölle ...« Er stand vor mir. Augen aufgerissen, Stimme tief, Klamotten fleckig, Haare grau, Bauch aufgebläht, Statur groß.

Fears Between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt