03 | dark eyes

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JULIA

Es war Sonntagabend, was bedeutete, dass sich die erste Schulwoche nach den Ferien dem Ende neigte und dass morgen die zweite Schulwoche anbrach.

Die letzten Tage unternahm ich die Aktivitäten, die ich sonst auch immer tat. Die meiste Zeit über war ich entweder bei Sean oder Tamara, in der Schule, Bibliothek, oder einfach in meinem Zimmer. Ich schrieb noch vereinzelte Male mit meiner Schwester und half Mom im Haushalt.

Nun stand ich in meinem Zimmer und ging meinem Hobby nach.

Während die Stimmen von Lorelai und Rory aus Gilmore Girls, wie sie in Luke's Diner saßen und redeten, durch mein Zimmer schallten, malte ich mit Acrylfarben auf eine Leinwand. Als Inspiration dafür benutzte ich die Kleinstadt Stars Hollow, ebenfalls aus Gilmore Girls.

Ein wunderschöner Pavillon umgeben von Lavendel und Margeriten schmückte meine Leinwand. Meine Staffelei war sehr alt und ziemlich wackelig, doch ich betrachtete sie lieber als antik.

Schon seitdem ich dreizehn Jahre alt war, war die Serie aus meinem Leben nicht wieder weg zu denken. Ich konnte Szenen mitsprechen und genau sagen, was als Nächstes passieren würde.

Ich sah zu meinem Laptop. Gerade spazierte der abtrünnige Jess ins Diner und lief an Rory und Lorelai vorbei. Sofort konnte man förmlich sehen, wie die Herzen in Rorys Augen aufploppten.

Jedes Mal, wenn der skrupellose Jess in der Nähe von der unschuldigen Rory war, sah man schon wie sie drauf und dran war, sich immer wieder von ihm mit runterziehen zu lassen.

Noch nie habe ich verstanden, warum ausgerechnet ein so kluges Mädchen wie Rory auf die Masche von Jess reinfiel. Ihr wisst schon ... Die Ich-hasse-jeden-auf-dieser-Welt-außer dich-Masche.

Seit der Sekunde, wo man Jess regelmässig zu Gesicht bekam, ging er mir auf die Nerven, also beschloß ich, ab dem ersten Mal, wo ich diese Serie mir noch einmal ansah, dass wenn er in einer Szene zusehen war, ich diese einfach überspringen würde ...

Das mag für den ein oder anderen ziemlich unglaublich klingen, jedoch war es nun mal so. Ich mochte diesen Kerl sogar so wenig, dass ich ganze Szenen übersprang.

Der Grund, warum ich diese Serie so liebte und mir so oft ansah, war, weil ich die starke Beziehung zwischen Lorelai und ihrer Tochter liebte, nicht, weil ein pubertierender Teenager jedem zeigen musste, wie sehr er die Welt hasste.

Beim letzten präzisem Pinselstrich für das blaue ›Welcome to Stars Hollow‹ Schild, versuchte ich ganz ruhig zu sein, doch plötzlich erklang ein extrem lautes Gepolter von irgendwo. Es klang wie etwas, was zu Boden fiel.

Wie zu erwarten rutschte meine Hand aus, da ich mich so erschrocken hatte. Beinahe knurrend legte ich den Pinsel ab und lauschte zu dem Geschrei, das dann erklang. Jemand führte dort eine sehr laute Diskussion.

In mir keimte nun eine gewisse Panik auf. Vielleicht war jemand verletzt, wurde bedroht, hatte Schwierigkeiten oder sonst was ...

Begleitet von einem mulmigen Gefühl, stoppte ich auf meinem Laptop die Serie und durchquerte mein Apartment. Obwohl ich eigentlich selbst schon längst meinen Pyjama anhatte, machte ich mich mit flauschigen Pantoffeln auf in den Hausflur. Auf dem Weg dahin fragte ich mich, wie böse diese Situation für mich hätte enden können. Hinter mir schloss ich die Apartmenttür leise, damit Mom und Finn nicht aufwachen würden. Es war schon spät.

Im Flur lauschte ich und runzelte die Stirn, sobald ich die gestapelten Kartons bemerkte. Ich sah mich um, fand aber niemand anderen in der unmittelbaren Nähe.

Fears Between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt