79 | broken siblings

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NAVEEN

»Wirst du mir jetzt die ganze Zeit lang nicht mehr ins Gesicht sehen?«, fragte ich.

»Kommt drauf an«, murrte sie und starrte unaufhörlich zum beschlagenen Beifahrerfenster raus. Ihre Arme waren vor ihrem Brustkorb verschränkt.

»Auf was?«

Ihr Kopf peitschte zu mir zum Fahrersitz. »Ob du weiter ein Vollpfosten sein wirst!«

Mein folgendes frustriertes Geräusch variierte zwischen Stöhnen und Schnauben. »Ich hab mich mehrmals entschuldigt. Lass es gut sein. Du bist doch kein Baby mehr.«

»Was auch immer«, knurrte sie. Sie sackte in ihren Sitz ein und drehte den Kopf nach rechts.

Es war nicht einfach, Savannah dazu zubringen, sich ein zweites Mal mit mir zu treffen. Doch nach mehreren SMS und sehr vielen Entschuldigungen, stimmte sie widerwillig zu.

Sie trug eine dicke Jacke, eine graue Jogginghose und ein schwarzes Beanie.

Es war mein Beanie.

Ich war mir nicht sicher, ob ihr überhaupt bewusst war, dass sie mein Beanie in meiner Gegenwart trug. Ich stellte mir selbst die Frage, ob sie es während meiner Abwesenheit öfters angezogen hatte.

Meine Augen konnten sich nur schwer auf die Straße konzentrieren, weil ich mir Savannah am liebsten Stunden lang anschauen wollte. Ich wollte mir ihr Gesicht einprägen, vielleicht weil ich so Angst hatte, dass sie wie bei unserem letzten Treffen wieder wütend abhauen könnte und ich sie dieses Mal nie wieder sehen dürfte.

»Du trägst ein weißes T-shirt«, merkte sie unvermittelt an.

Ich schaute an mir herab. »Ja und?«

»Du hast früher nur weiß oder grau getragen, wenn deine schwarzen Sachen schmutzig waren und du keine Lust hattest, die Wäsche zu machen.«

Ich nickte stumm. »Das war früher. Heute habe ich weiß an, weil ich ...« wieder keine Lust hatte, die Wäsche zu waschen.

Ich musste den Satz nicht zu Ende sprechen, da Savannah es auch so wusste. Damit konnte ich ihr immerhin ein winziges Lachen aufs Gesicht zaubern.

Zehn Minuten später parkte ich auf einem Parkplatz, nicht weit von unserem Ziel entfernt. Wir stiegen aus dem Wagen.

»Was machen wir hier?« Savannah drehte sich im Kreis, auf der Suche nach Antworten.

Ich öffnete den Kofferraum. Ich fischte zwei Schläger und die vier Bälle in der Verpackung raus. »Wir werden jetzt Hockey spielen.« Laut knallte ich den Kofferraum zu.

Sie schnappte nach Luft. »Im ernst? Du willst mit mir Hockey spielen?«

Ich drückte ihr einen Schläger in die Hand. »Yep.« Ich ging an ihr vorbei, war mir dabei auch bewusst, dass sie perplex an Ort und Stelle stehen blieb. »Komm schon, Sav!« Ich schaute über meine Schulter.

Sie schüttelte den Kopf, um sich aus ihrer Trance zu befreien und joggte mir hinterher. »Moment Mal ... Wo?«

»Da.« Ich zeigte zu dem großen Feld, nicht weit von uns entfernt. Es war umrandet mit einem relativ hohen Drahtzaun. Dahinter dann Tribünen und so eine Art Wald. Es war kein professionelles Feld, sondern eher für Schulen oder privat Veranstaltungen.

Fears Between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt