07 | hiding skin

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JULIA

Beim Betreten meiner Wohnung tänzelte mir direkt ein bekannter und vor allem geliebter Geruch in die Nase.

»Du hast gebacken«, stellte ich fest, als ich meine Mom in der Küche auffand. Der Geruch war nicht nur irgendein Kuchengeruch. Es war der beste der Welt.

Ich liebte Kuchen. Ganz besonders wenn es wie jetzt mein Lieblings-Zitronenkuchen von Grandma war. Ich hatte oft versucht, diesen nachzubacken, aber er geling mir kein einziges Mal so gut, wie wenn Grandma oder Mom ihn zubereiteten.

»Gibt es einen Anlass dafür?«

»Allerdings. Ich wollte unserer neuen Nachbarin ein Stück vorbei bringen.«

Meine Mundwinkel rutschten nach unten.

Mist, das hatte ich vergessen. Sie wusste nicht, dass wir einen neuen Nachbarn satt Nachbarin hatten.

Ich biss mir auf die Unterlippe und massierte mir nervös die Fingerzwischenräume. »Ähm ... Mom, tut mir leid dich enttäuschen zu müssen ... aber es ist keine Frau. Es ist ein Kerl.«

Mom fuhr herum und sah mich verwundert an. »Wie bitte? Woher weißt du das?« Sie zog sich die Ofenhandschuhe aus und legte sie auf die Theke.

"Ich war vor etwa einer Woche vor seiner Tür, weil ... äh ... Es gab ein paar Differenzen.«

»Differenzen? Es gab Schwierigkeiten? Was ist passiert, Julia?« Sie stemmte die Hände auf die Hüfte.

Ich winkte ab. »Nichts dramatisches. Unser Gespräch ging nicht länger als fünf Minuten.«

»Und das erzählst du mir nicht? Wie ist er denn so?«

Gott, ich wusste nicht mal mehr wo ich anfangen sollte. »Er ist ... anders? Glaub mir, er verdient kein Stück von dem Kuchen.«

»Ich bitte dich, Julia. Egal wie er ist, wir sollten trotzdem Manieren haben. Du musst ja nicht dabei sein. Ich mache es höchstpersönlich.« Sie drängte sich an mir vorbei.

Ich stellte mich ihr wieder in den Weg. »Mom, das würdest du nicht überleben. Er ist schrecklich!«

»Was redest du denn da? Ihr kennt euch doch noch gar nicht richtig.« Wieder wollte sie an mir vorbei, doch ich stoppte sie an ihren Schultern.

»Mom, vertrau mir. Du würdest dich nur über ihn aufregen.« Ich kannte meine Mutter und wusste, dass sie es niemals einfach so auf sich sitzen lassen würde.

»Ich rege mich gerade wegen dir auf, Juliana. Jetzt geh mir bitte aus dem Weg.« Nun schaffte sie es an mir vorbei, doch als sie an der Haustür stand, tat ich das einzige, was mir in den Sinn kam.

»Dann lass mich ihm den Kuchen bringen.« Was? Oh Gott, das war genau das Gegenteil von dem, was ich eigentlich vorhatte. »Ich ... äh, würde lieber noch etwas ... klären, bevor du ihn ... kennenlernen musst.«

Skeptisch verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Verheimlichst du mir etwas?«

»Ja, aber ... ich werde es dir danach erzählen, vertrau mir Mom. Ich will dir das nicht antun mit ... ihm.«

Sie seufzte. »Na schön. Aber wenn du zurück bist, will ich Einzelheiten.« Sie zeigte streng mit ihrem Zeigefinger auf mich.

»Okay, alles klar.«

Dann drückte sie mir den Pappteller mit zwei Stücken des Zitronenkuchens in die Hand. »Viel Glück.«

Ich schnaufte und in meinem Kopf verfluchte ich mich selbst für meine dämlichen Taten. Ich wollte ihn nicht wiedersehen! Die letzten zwei Male hatten mir mehr als nur genügt. Seine Anwesenheit war alles andere als angenehm. Sobald ich an die fiesen Kommentare zurückdachte, war da dieses Ziehen in meinem Magen.

Fears Between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt