JULIAIch kam gerade von meinem Treffen mit Savannah zurück, als ich mitten im Hausflur bemerkte, wie meine Apartmenttür aufging.
Grace trat heraus.
Sie war in ihrem Pyjama und meinen Pantoffeln gekleidet. Ihre Haare waren zu einem unordentlichen Zopf gebunden und unter ihrem Arm war ein voller Wäschekorb eingeklemmt. Sie wollte wohl gerade runter in den Waschkeller gehen.
Hinter ihr schloss sie die Tür. Sie drehte sich um und riss die Augen auf. »Ana!« Der Wäschekorb knallte auf den Boden. Grace sprintete auf mich zu.
Ich war wie fest gefroren, als sie ihre Arme um mich schlang.
»Ich war krank vor Sorge!« Sie umfasste meinen Kopf, untersuchte ihn auf Verletzungen, drückte ihn an sich, küsste und streichelte ihn. »Wo warst du bloß?«
»Ich ... ich war bei ... einer Freundin. Mir geht's gut. Wirklich.« Abweisend umfasste ich ihre Handgelenke und drückte sie weg von mir.
Mir entging Grace' traurige Mimik nicht. »Ana ... Es tut mir leid. Alles. Mir tut alles so unendlich leid. Ich konnte seit Tagen an nichts anderes denken. Bitte, Ana, bestraf mich nicht weiter. Bald ist Weihnachten. Ich möchte, dass wir zusammen sind an unserem Lieblingstag.«
Ich linste zum Boden. »Ist Mom zu Hause?«, fragte ich leise.
»Ja ... Wieso?«
Ich hätte weiterhin wütend oder stur sein können. Jedoch sah ich diese überraschende Begegnung mit meiner Schwester als Zeichen des Universums an.
Ehrlich gesagt hatte ich in letzter Zeit gar nicht mehr so oft an sie oder Mom gedacht. Bei Naveen ein- und auszugehen fühlte sich ab einem gewissen Zeitpunkt so normal an, dass ich vergaß, dass zu Hause drei besondere Menschen auf mich warteten.
Ich musste meinen Groll vergessen.
»Lass uns rein gehen«, beschloss ich.
Nickend ging sie voraus und ignorierte dabei den Wäschekorb, aus dem ein paar Kleidungsstücke raus gefallen waren.
Ich folgte dem Flur, bis ich im Wohnzimmer stand.
Meine Mutter saß auf dem Sofa, noch in ihrer Arbeitsuniform, unordentlichen Haaren und einem erschöpften Gesicht. Sie bemerkte mich. »Julia?« Freudig sprang sie auf und kam auf mich zu.
Ich war diejenige, die sie in eine Umarmung zog. »Tut mir leid, Mom«, sagte ich direkt voller Schuldgefühle.
»Liebling, so kennen wir dich gar nicht. Was sollte das? Wir können doch über alles reden.«
Ich entfernte mich von ihr. »Mom, die Sache ist die ...«
»Ich hab's ihr erzählt«, gestand Grace hinter mir. »Alles.«
Ich drehte mich kurz zu ihr, dann wieder zu Mom. »Ich ... ich war einfach nur so wütend, Mom. Aber ... ich war vor allem enttäuscht von mir selbst. Ich habe mir ein wenig die Schuld für alles gegeben.«
Sie hielt meine Wange. »Ach, Liebes, das musst du nicht. Es ist okay, dass dich das mitgenommen hat. Ich bin zwar nicht begeistert, dass du einfach verschwunden bist, doch das ist gerade nicht wichtig, ja? Das heißt aber nicht, dass du unbestraft davon kommen wirst.«

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Fears Between Us
Romance[Roman] emotional + spicy + romantic TRAILER AUF TIKTOK: @renas.wattpad • • • Julia Knight: Optimistisch, gutmütig und intelligent gesegnet mit einem engelsgleichen Gesicht. Ihr neuer Nachbar: Verschlossen, schadenfroh und rebellisch, ausgestattet...