04 | big opportunity

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JULIA

Tage vergingen, doch ich war immer noch stutzig und verärgert.

Wie kann ein Mensch ohne Grund so ... unausstehlich sein?

»Und dann ist er einfach abgehauen!«, berichtete ich aufgebracht, während Tamara und ich über den Schulhof schlenderten.

Sie tippte auf ihrem Handy herum. »Mal abgesehen davon, dass du mir diese Geschichte nun zum dritten Mal erzählst, finde ich, dass du noch mal mit ihm sprechen soll–«

»Ich will nie wieder mit ihm sprechen! Noch nie habe ich mich dümmer gefühlt, als in seiner Anwesenheit. Das ist nicht mal das schlimmste. Ich glaube das alles macht mich nur so frustriert, da ich sonst nie so behandelt werde. Dieser Typ hat mein Vorgehen komplett durcheinander gebracht. Ich hatte einen Plan...«

»Man kann nicht immer für alles einen Plan haben ... und das weißt du. Das Leben wird immer eigene Wege gehen, selbst wenn sie dir nicht gefallen.«

»Ich weiß ... aber–«

»Aber du willst alles geregelt haben ... anders als deine Mom ... oder Grace.«

Es klang hart ... stimme jedoch.

Ich nickte stumm.

Sie seufzte und schlang einen Arm um meine Schultern. »Du bist so erwachsen. Wie kommt das bloß?«

Gemeinsam drückten wir die schwere Tür des Schulgebäudes auf und betraten die Eintrittshalle. »Ich weiß es nicht, Tamara. Ich will doch bloß das richtige tun. Du weißt das.«

»Ja, ich weiß es. Trotzdem wünsche ich mir, dass ich dir diesen Druck nehmen könnte.« Tamara küsste mich auf meine Schläfe.

• • •

Es war still. Nur das leise Ticken der Wanduhr schallte durch den Klassenraum, welches man im Normalfall nie hören konnte, wenn mindestens zwei Personen miteinander redeten.

Es war immer noch still, nachdem ein Junge sein Stift fallen ließ.

Sogar im Anschluss des rauchigen Husten von unserem alten Geographielehrer, war es still.

Doch die intensivste Stille war die, nachdem unsere Schuldirektorin die Tür herein spazierte, dabei genau mich ansah und mir diese Frage stellte: »Juliana Knight? Könnte ich kurz mit Ihnen sprechen?«

Das Blut in meinen Adern gefror zu Eis, meine Kehle trocknete zu einer Saharawüste, und meine Beine wurden zu Wackelpudding.

Alle meine Mitschüler starrten mich an, als konnten sie – genauso wenig wie ich – nicht verstehen, warum ausgerechnet ich von der Direktorin zu einem Gespräch gebeten wurde.

»Ja«, krächzte ich leise und stand schnell auf meinen Beinen.

Mrs. Fernández hielt mir die Tür auf, bis ich draußen im Flur stand. Sie entschuldigte sich kurz für die Unterbrechung und schloss dann die Tür.

»H-Habe ich ... etwas angestellt? Bekomme ich jetzt Schwierigkeiten?«

Die Direktorin schüttelte lächelnd ihren Kopf. »Nein. Ganz im Gegenteil.« Sie deutete in den leeren Flur. »Lassen Sie uns etwas spazieren.«

Ihr freundliches Lächeln nahm etwas von meiner Nervosität. »Okay.« Nebeneinander gingen wir langsam den Flur entlang.

Ihre dunkle Haut stand in einem schönen Kontrast zu der beigen Bluse und dem weißen Bleistiftrock. Die braunen Haare waren sauber und ordentlich zu einem tiefen Dutt gebunden.

Fears Between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt