100 | fears between us

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NAVEEN

Es fiel mir so verfickt noch mal schwer, aber schlussendlich schaffte ich es wie ein normaler Erwachsener, Indora gegenüber zu stehen und mich bei ihr zu entschuldigen.

Während meines kleinen Monologs hörte sie mir aufrichtig zu und nickte zwischendurch.

Abschließend holte ich tief Luft und reichte ihr meine Hand, bereit Frieden zu schließen. Ich hielt meinen Atem an.

Indora linste erst zu meiner ausgestreckten Hand, dann in mein Gesicht. Schließlich lächelte sie. »Willkommen zurück, Junge.« Sie schlang ihre Arme um meinen Körpers und umarmte mich so, als ob ich nie geschrien und meine Fassung verloren hätte, nie randaliert hätte, nie Drogen genommen hätte, nie aufgegeben und abgehauen wäre.

Ich erwiderte die Umarmung.

Indora roch ein kleines Stück nach Zuhause. Sie erinnerte mich an die Jahre zuvor, in denen sie die beste Tante sein konnte, wenn sie wollte. Jedes Geschenk zu meinem Geburtstag, jede gebackene Torte und jedes Lieblingsgericht, das sie je für mich kochte.

Ich hatte noch eine langen Weg vor mir, jedoch war das hier nur der Anfang.

Ich sagte nichts mehr, lächelte aber klein, bevor ich mich von ihr entfernte. Sie verschwand in die Küche und arbeitete weiter, während ich mich wieder gegenüber von Julia in die blaue Nische setzte.

Ihr Kinn war auf ihre Hand gestützt. Sie schaute etwas verträumt. »Ich bin stolz auf dich«, verriet sie mir.

»Ach ja?«, sagte ich stutzig.

»Ja.«

Ich nahm ihre Hand und drückte einen sanften Kuss auf ihren Handrücken. »Ich auch«, gestand ich.

Sie schmunzelte zufrieden.

Obwohl vor zwei Wochen – noch vor meiner beinah-Flucht am Flughafen – bereits das neue Jahr anbrach, beschloss ich, mir nun gewisse Vorsetze zu machen. Ich wollte an mir arbeiten. Richtig arbeiten. Egal wie schwierig es sein würde.

Wenn ich ehrlich sein soll, war ich in der letzten Woche mindestens sieben Mal wieder kurz vorm aufgeben. Erst Tage nach meiner beinah-Flucht war ich bereit, auf Julias Vorschlag einzugehen.

Dieser war nämlich, dass ich mich meinen Ängsten stellen müsste.

»Sie müsste jede Sekunde hier sein«, erinnerte Julia mich.

Ich sah nur zu unseren verschränkten Fingern. »Denkst du, sie wird mir verzeihen?«

»Das wird sie. Naveen, mach dir keine Sorgen. Selbst, wenn das heute alles ausartet, bin ich hier. Ich bin für dich da.«

»Danke«, flüsterte ich.

Wenig später bimmelte die Glocke über der Eingangstür. Meine Schultern spannten sich an. Ich schloss meine Augen und atmete tief durch.

Savannah betrat das Diner. Sie schaute sich um. Ihr Blick wanderte über die Menschen, die alleine oder in Gruppen an den Tischen saßen und frühstückten.

Dann trafen ihre Augen auf meine.

Es war vergleichbar mit einem Erdbeben; alles in mir zitterte und fürchtete sich vor der Ungewissheit. Vor allem in Savannahs Augen spiegelten sich genau die selben Emotionen wie in meinen.

Fears Between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt