So eine Art Mittagsschlaf

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Mittlerweile haben alle aufgegessen. „Was habt ihr denn so lange gemacht?", will Axl wissen. „Tja", antworte ich, „ das musst du schon selbst herausfinden." Grinsend küsse ich ihn schnell und räume den Tisch ab.

„Also, geht ihr jetzt?", frage ich Jenni und Tc, als ich aus der Küche komme. „Sieht so aus", sagt Jenni und setzt ihre rote Mütze auf. „Hier." Ich drücke Tc, der sich schon seine Jacke angezogen hat, eine Tüte mit den Sandwiches in die Hand. „Falls ihr Hunger habt", lächele ich. „Danke", lächelt er zurück. Auch Steel Panther sind fertig zum Gehen. Es ist fast dieselbe Situation wie mit Mötley gestern. Ich gebe den Jungs von Steel Panther jedem eine High-Five und verabschiede mich von ihnen. Tc umarme ich und sage zu ihm, dass er uns hoffentlich nicht für völlig bekloppt hält. „Es geht", antwortet er mir und ich grinse. „Immerhin!", lache ich und schließe nun Jenni in eine lange Umarmung. „Ciao Angelika!", verabschiede ich mich von ihr. „Tschüs Cleante", lacht sie und ich grinse. Wir haben definitiv zu viele Insiderwitze..., denke ich kurz und wir lösen uns voneinander. „War cool, dass ihr da wart", sage ich an alle gewandt. Julia verabschiedet sich auch noch von allen und die anderen murmeln Abschiedsgrüße, nur Steven schnarcht immer noch. „Tschüs Leute!", ruft Jenni und die sechs gehen zur Tür hinaus. „Pass auf, dass sie dich nicht anfassen!", rate ich ihr noch. „Keine Sorge, die fünf hab' ich im Griff!", lacht sie. „Warum fünf?", fragt Tc sichtlich verwirrt und schließt die Tür. In der Hütte lachen wir, bis wieder Schweigen eintritt.


„Wie leer es hier ist", stellt Julia fest und lässt sich auf das Bett fallen. „Ja, aber Chaos ist hier immer noch." Ich schaue mich um. Die Couch steht immer noch mitten im Raum, den Weihnachtsbaum kann man kaum noch als einen bezeichnen, es liegen immer noch überall Flaschen, die Verstärker sind auch noch im Wohnzimmer und die pinke Deko von Vince wirkt noch absurder. An die Küche und das Bad will ich gar nicht erst denken.


Die Hütte wirkt nun fast schon verlassen, so kommt es mir zumindest vor. Eigentlich sollten wir aufräumen..., überlege ich, doch verwerfe den Vorschlag schnell wieder, da ich selbst keine Lust dazu habe.

„Wie wäre es, wenn wir alle noch eine Runde pennen?", schlage ich stattdessen vor, „Wir könnten endlich die Betten auseinanderschieben." „Du meinst so eine Art Mittagsschlaf?", fragt Izzy. Ich nicke. „Bin dabei!", meint Duff und lässt sich auf das Bett fallen.

„Ist es okay, wenn du auf der Couch schläfst, Sebastian?", frage ich den Sänger. „Egal, Hauptsache schlafen", grinst er und wirft sich auf die Couch. „Dann kannst du ja mal aufs Dach", kommt es von Julia. „Nein, danke!", meint Sebastian sofort. „Juli, weck mal ein Äffchen", bitte ich sie, da Steven ausgestreckt über zwei Betten schläft. Ich fange an, mit Duff und Axls Hilfe, die Betten auseinander zuschieben, während Julia Steven weckt. Dieser steht nur widerwillig auf und lässt sich dann sofort danach wieder in sein Bett fallen, um weiterzuschlafen. Gemeinsam schieben wir die Betten wieder an ihren Platz, nur sie Couch lassen wir mitten im Raum.

„Also mich müsst ihr in den nächsten Stunden nicht wecken", meint Duff und legt sich in sein Bett. „Mich genauso wenig", fügt Sebastian hinzu, der schon zugedeckt auf der Couch liegt. Ich überlege, ob ich mich noch umziehen soll, doch die Faulheit siegt und ich krabbele samt der Lederhose zu Axl ins Bett. Er legt einen Arm um mich und ich rücke noch näher zu ihm, weil ich ja jetzt eher Gefahr laufe, aus dem Bett zu fallen. Ich schließe die Augen. Am liebsten würde ich sofort einschlafen, doch ich kann nicht. Ich denke über die letzten vier Tage nach, wie viel doch passiert ist: Dass ich Mötley und Steel Panther kennengelernt habe, Jenni und Tc da waren und die Hütte fast abgefackelt wäre...Etwas traurig macht es mich schon, vor allem, dass Jenni weg ist, aber ich sehe darüber hinweg. Wenigstens gibt es hier jetzt weniger Chaos, hoffe ich zumindest. So viele Gedanken schwirren mir im Kopf. Die anderen schlafen wahrscheinlich schon. Etwas muss ich auch an früher denken, vor allem an das Einhorn. Ich kann das Lied immer noch, aber der Text ist ja nicht schwer.

Plötzlich merke ich, wie Axls Hand über meine Wange streicht. Bestimmt denk er, ich schlafe, überlege ich. Ich hätte ihm zeigen können, dass ich wach bin, doch ich bin irgendwie neugierig, was er vorhat. Er streicht mit seinem Finger  den Rand meiner Lippen nach und wandert meinen Hals hinunter. Ich genieße seine Berührungen. Er fährt über meinen Ausschnitt, über meinen Busen zu meinem Bauchnabel. Er zeichnet irgendetwas, was sich wie ein Herz anfühlt. Er nimmt seinen Finger weg, haucht mir einen zarten Kuss auf die Stirn und zieht mich noch näher zu sich. Mit einem wohligen Gefühl schlafe ich schließlich ein.



Er ist verwirrt. Er hatte sie doch umarmt! Warum hat es sich dabei aber so komisch angefühlt? Das war doch vorher nicht so! Und scharf sah sie aus, das kann er nicht leugnen. Aber bei ihm hatte sich nichts geregt. Körperlich, so wie emotional. Zugegeben, die Idee dahinter war nicht die sinnvollste. Trotzdem fühlt er sich seltsam deswegen.

Immer wieder drängen sich die Erinnerungen von gestern und heute Morgen in sein Gedächtnis und sein Herz schlägt etwas schneller. Vorsichtig öffnet er die Augen und betrachtet seinen schlafenden Bandkollegen. Er liegt auf dem Bauch, die Decke halb auf dem Boden. Seine Haare sind verstrubelt und er hat den Mund leicht geöffnet. Ob er träumt?, fragt er sich und betrachtet ihn weiter. Er weiß immer noch nicht, wo er seine plötzlichen Gefühle für ihn hinstecken soll. Auch, wenn er sich darauf eingelassen hat, es war eine Art Spontanreaktion, die er jetzt beginnt zu bereuen...

Doch der Moment vorhin auf der Couch hatte sich so gut angefühlt, dass er nicht anders konnte. Seine Gefühle hatten ihn übermannt.

Immer noch hofft er, dass das der Nachhall vom Alkohol gestern war und er sich an das nicht mehr erinnert. Bei so vielen Gedanken merkt er gar nicht, wie er einschläft.


Die Hütte im Wald [In Überarbeitung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt