Er hat keinen Plan, wie spät es ist. Vielleicht so später Nachmittag, vermutet er. Julia liegt neben ihm und schläft friedlich. Auch alle anderen scheinen zu schlafen. Jenni, Tc und die komischen Kerle von Steel Panther sind offensichtlich gegangen. Aber das ist ihm egal. Endlich ist hier wieder Ruhe in der Hütte. Der Grund, warum sie eigentlich hier sind: Ruhe. Doch dann war Sarah in die Hütte geplatzt und von einem Tag auf den anderen war alles anders. Nicht im negativen Sinn - einfach anders. Sie wurden bekocht, mussten aber die Hütte aufräumen. Die Hütte wäre wohl nach ein paar Wochen so zugemüllt gewesen, dass sie nicht mehr gewusst hätten, was sie essen sollten. Alle reißen sich am Riemen und das schon einige Zeit. Und dann kam Julia. Beziehungsweise er hatte sie gefunden. Vor ein paar Wochen im kalten Schnee liegend. Ohne die pinken Strähnen wäre er wahrscheinlich an vorbeigelaufen. Warum sie im Schnee lag, wusste er nicht und weiß es jetzt immer noch nicht. Da rüber haben sie noch nie geredet.
Er betrachtet ihr Gesicht. Für ihn ist es das schönste auf der Welt und ihr Lachen lässt sein Herz schneller schlagen. Ob es ihr genauso geht..? Er streicht ihr sanft durchs Haar. So, wie sie jetzt schläft, sah sie auch im Schnee aus.
Als würde sie dort einfach schlafen. Aber ihre Lippen waren schon lila, ebenso wie ihre Finger. Er hatte ihr seine Jacke übergeworfen und sie hochgenommen. Sie musste so schnell wie möglich zur Hütte. Ihm war aufgefallen, dass sie noch ziemlich weit von der Hütte entfernt war. Trotz des Schneesturms hätte sie weiter kommen müssen, da war er sich sicher. Auch hatte es ihn gewundert, dass sie nichts bei sich hatte, nicht mal eine Tasche.
Immer noch betrachtet er ihr Gesicht. Sie hat die Beine angezogen und die Hände unter dem Kopf. Vorsichtig zieht er ihr die Decke über ihre Schulter.
Er hat versucht, so schnell wie möglich mit ihr zurück zur Hütte zu kommen. Und er war anstrengend, jemanden so weit zu tragen. Doch der Schneesturm war sehr heftig. Dazu hatte er fast nichts sehen können.
Da bemerkte er, dass sie sich bewegte. Sie hatte ihn verwirrt und müde angeschaut. Das erste Mal, als er ihre Augen sah, hatte ihr Blick ihn sofort gefangen genommen. Sie hatte ihn gefragt, wo sie sei und wer er ist. Er hatte ihr seinen Namen genannt und ihr gesagt, dass sie nun in Sicherheit war. „Danke Steven", hatte sie geflüstert und ihn angelächelt, ehe sie wieder ihre Augen schloss. Dieses Lächeln hatte ihn noch mehr angespornt und er hatte noch einen Zahn zugelegt.
Endlich war er an der Hütte angekommen. Mittlerweile war es auch dunkel geworden und er war noch nie so froh gewesen, die Hütte zu sehen. Er hatte Julia auf der Couch abgelegt und dann - ja dann hatte Sarah ihn angeschrien und ihn getreten.
Er war überrascht von ihrem Ausbruch und dann trat sie ihm noch einmal heftig ins Gesicht. Er fühlte das warme Blut über sein Gesicht rinnen und sah in Sarahs wutverzerrtes Gesicht. Sie beleidigte ihn, als Axl sie hochnahm und sie im Bad einsperrte.
Duff hatte ihm aufgeholfen und ihm ein Taschentuch gegeben. Sie berieten sich, was sie nun machen sollten. Es war dieselbe Situation mit Sarah gewesen. Sie hatten ein fremdes Mädchen auf der Couch, das sich nicht bewegte. Sie beschlossen, sie erst einmal warm zu halten und Slash sollte ihn verarzten. Duff, Izzy und Axl wickelten Julia in unzählige Decken, eher aus Unsicherheit als aus Nutzen. Sarah schrie währenddessen im Bad und man hörte lauten Krach. Nachdem sie Julia versorgt hatten, erklärten sie ihm, dass Sarah sich viele Sorgen gemacht hatte, aber auch schon ziemlich betrunken war. Unterdessen war es im Bad leise geworden. Axl sagte, dass er mal nach Sarah schauen werde.
Slash war immer noch dabei, seine Nase mehr schlecht als recht zu verbinden. Er war ziemlich erschöpft und einfach froh, Julia in die Hütte gebracht zu haben. Dann war Sarah wieder ins Wohnzimmer gekommen und hatte sich bei ihm entschuldigt. Ihre Augen waren verquollen und ihren Tränen und ihre Nase war leicht rot.
Das Ganze war gerade mal ein paar Wochen her, doch in diesen war so viel passiert. Und vor gerade einmal drei Tagen hatte Julia ihm gesagt, dass sie ihn liebt. Was ihn dabei geritten hat, mit Nikki und Tommy um die Wette zu klettern, weiß er immer noch nicht. Und ihm ist es schon etwas peinlich, von Julia gerettet worden zu sein, aber so war es nun mal. Sie war einfach perfekt und für sie hatte er auch auf einiges verzichtet, nur, um sie nicht zu enttäuschen.
Und nun hatte Nikki, dieser Arsch, ihm ein paar Nadeln mit Heroin zugesteckt.
Er hat sie gut versteckt, dass die anderen sie nicht finden. Wenn die jemand in die Finger bekäme... Sofort fühlt er sich schlecht, er hat riesige Gewissensbisse. Die Tatsache, Heroin hier zu haben, ist einerseits sehr riskant, aber auch verlockend. Sehr verlockend... Sofort schlägt er sich diesen Gedanken aus dem Kopf. Nein, er ist stärker! Er könnte das Zeug aber auch einfach die Toilette hinunterspülen, aber Nikki hatte bestimmt einen Haufen Kohle für das Zeug ausgegeben, es war sicher guter Stoff. Dass das nur eine billige Ausrede ist, ist ihm irgendwo auch bewusst, doch er verdrängt es. Wieder betrachtet er Julia. Nein, er wird stark sein, für sie! Mit diesem Beschluss schläft er wieder ein.
An Axl gekuschelt, wache ich auf. Das Schläfchen hatte gut getan, doch ich fühle mich klebrig und verschwitzt. Vor allem Slashs Lederhose hat dazu beigetragen und meine Haare fühlen sich an wie Stroh.
Vorsichtig löse ich mich von Axl und stehe auf. Ich strecke mich. Draußen dämmert es schon. Alle schlafen ruhig und ich gehe in die Küche. Morgen wird aufgeräumt, so viel steht fest! Aber erst einmal will ich duschen.
Die letzten Tage waren sehr chaotisch gewesen. Meine Haare stinken nach Rauch, haben bestimmt noch Teigreste, sind fettig und mit Tonnen von Haarspray bedeckt. So schlimm sind waren meine Haare bis jetzt selten.
Ich schließ die Tür zum Badezimmer. Selbst hier herrscht Chaos. Michael hatte beim Klamotten für mich Heraussuchen alles durcheinander gebracht. Oh Mann... Ich fange an, die Kleidung in die Waschmaschine zu stopfen, egal, ob dreckig oder sauber. Nachdem das erledigt ist, widme ich mich meinen Haaren. Vorsichtig fange ich an, sie auszukämmen, was anfangs ziemlich wehtut. Durch das Haarspray sind sie stark verklebt und verknotet. Es fordert fast zwanzig Minuten, bis sie wieder kämmbar sind. Ich lege die Bürste weg und schäle mich aus Slashs Hose. Diese und Stevens T-Shirt wandern auch in die Waschmaschine, die ich danach einschalte. Da fällt mir auf, dass ich immer noch Michaels Sternenkette anhabe. Mit einem Lächeln lege ich sie auf den Rand des Waschbeckens, ehe ich unter die Dusche steige. Das Wasser, das mir auf den Rücken prasselt, tut gut. Ich schäume gleich zwei Mal meine Haare ein, um auch die letzten Teigreste aus ihnen zu entfernen. Als ich mich wieder sauber fühle, steige ich aus der Dusche und wickele mich in ein Handtuch, das mir sauber erscheint. Die Waschmaschine ist auch bald fertig. Zum Glück, denn ich habe nichts zum Anziehen. Die Sachen von mir, die ich am ersten Tag in der Hütte anhatte, sind genauso wie Julias, irgendwo in den Kleiderhaufen der Jungs untergegangen.
Ich kämme mir noch einmal meine Haare und löse die letzten Knoten. Ich beginne, meine Haare zu föhnen, was mich bestimmt eine halbe Stunde kostet, bis sie wirklich trocken sind. Die Klamotten sind in der Zwischenzeit wieder sauber, nur eben noch nass.
Ich suche mir ein Shirt und eine Jogginghose und föhne diese ebenfalls halbwegs trocken. Ich schlüpfe in die Klamotten und überlege, wie ich den Rest am besten trocken kriege. Ich bin froh, dass die meisten Kleidungsstücke meine wenigen Tattoos verbergen. Das an meinem Ohr, der Notenschlüssel, ist wohl am auffälligsten. Um meinen linken Fuß ranken sich Rosen um einen Totenschädel, an dem noch einige Fleischreste hängen. Unten an meinem Rücken habe ich noch ein kleines Tattoo von einem Löwen.
Die restlichen Klamotten lege ich über den Rand der Badewanne und des Waschbeckens, damit die trocknen. Ich mache mir einen Zopf und gehe in die Küche, wo Steven steht.
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Die Hütte im Wald [In Überarbeitung]
ФанфикAls Sarah ihre Freundin Jenni in Köln besucht, hätte sie nicht gedacht, wie alles endet. Nach der Halloweenparty geht alles ganz schnell und nach der Flucht vor IHM, landet sie in einer Hütte mitten im Wald. Doch dass von da an ihr normales Leben ei...