Nur Thunfischsalat

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Auf einmal grinsen mich alle dämlich an, weil sie mein Gesicht gesehen haben und wissen, dass ich sie erkannt habe.
"Hallo", krächze ich, worauf hin Steven mir sein Bier reicht. Gierig trinke ich das kühle Gebräu, bis meine Zunge nicht mehr trocken ist.
"Danke", sage ich zu Steven und gebe ihm die halbleere Dose zurück. "Kein Problem", gibt er mit einem belustigten Lächeln zurück.
"Wie geht's dir?", fragt Axl, "tut dir was weh?" Er grinst nicht mehr, sondern schaut mich besorgt an. Ich schüttele langsam den Kopf. "Gut", meint er nun etwas erleichtert, "Kannst du aufstehen?" Ich stemme mich hoch und stehe auf. Ich wanke erst etwas, doch ich fange mich schnell und laufe auf die Eckbank zu, ziehe einen Stuhl unter dem ovalen Tisch hervor und lasse mich drauf plumpsen. Die Jungs setzen sich mir gegenüber auf die Bank.

"Hast du Hunger?", fragt Duff mit etwas verunsichterter Stimme und ich schüttele den Kopf. Doch wie auf Kommando knurrt mein Magen. Alle grinsen mich wieder dämlich an und Duff steht auf und geht durch die Tür, durch die auch Steven gekommen war. Ich höre Metall klimpern und kurze Zeit später kommt er mit einer kleinen Gabel und einem Fertig-Thunfischsalat wieder.
"Wir haben nichts besseres, sorry", meint er und stellt die Dose vor mich hin und legt die Gabel daneben. Zuerst noch zögerlich mache ich den Deckel ab, reiße das Papier auf und fange dann an, hungrig den Fisch zu essen. Alle beobachten mich, wie ich Gabel schnell zum Mund führe, jedoch sagt keiner etwas.
Erst als ich fertig bin, blicke ich auf. 
"Wie heißt du?", fragt Slash unvermittelt. "Sarah", antworte ich ihm, noch immer etwas nervös. "Und wie alt bist du?" "Einundzwanzig." "Okay und wie bist du hier her gekommen?" "Das weiß ich nicht", entgegne ich wahrheitsgemäß. Selbst, wenn ich nicht so durch den Wald gerannt wäre, hätte ich den Weg zurück zur Straße wahrscheinlich nicht wiedergefunden. Slash nickt nur.
"Und was macht ihr hier?" Ich blicke auf die Gabel in meiner Hand.
"Chillen", antwortet Axl ruhig, "Wohnen, Songs schreiben, ab und zu streiten und uns gegenseitig nerven. Wir kommen hier immer nach einer Tour her, um uns auszuruhen und neue Texte und Melodien zu schreiben. Neue Welthits, weißt du?" Herausfordernd blickt er mich an. "Jap", kriege ich nur heraus, weil das etwas zu viele Infos für mein Gehirn waren und sich die Gedanken in meinem Kopf überschlagen.
"Wie lange willst du bleiben?" Izzys Stimme ist entspannt. "Ich weiß es nicht." Er nickt nur.

Nun sitze ich hier mit weltbekannten Rockstars und kann es immer noch nicht ganz glauben. Wahrscheinlich träume ich noch und liege eigentlich irgendwo anders. Noch immer starre ich auf die Gabel, wie als würde ich befürchten, dass wenn ich sie direkt anschaue, dass sie sich dann in Luft auflösen.
Noch immer habe ich ein ungutes Gefühl, dass sich nicht legen will, egal, wie oft ich ein- und ausatme und versuche, es zu verbergen. Aber ich weiß irgendwie, dass sie mir nichts tun werden.
"Du bist immer noch müde, nicht wahr?", fragt Izzy und ich nicke leicht. "Du kannst in einem von unseren Betten schlafen", bietet Slash an und deutet auf die fünf Stück hinter mir. Er steht auf. Die anderen stehen ebendalls auf und ich folge ihnen zögerlich. Ich starre auf die Betten vor mir. "Such dir einfach eins aus", meint Steven. Ich drehe mich zu ihnen um. Sie stehen in einem Halbkreis und grinsen mich an.
"Ich kann auch auf der Couch schlafen", murmele ich. "Nein, nein such dir ruhig eins aus", meint Duff mit einem Lächeln. Ich sehe mir die Betten genauer an: alle haben weiße Bettwäsche. Auf dem Bett direkt vor mir ist nichts außer einer Jacke, auf die die amerikanische Flagge prangert - Axls Bett. Das nächste ist unordentlich und auf ihm stapeln sich Klamotten, auf welchen eine Mütze liegt, die mich an die eines Postboten erinnert - Izzys Bett. Das in der Mitte ist vermutlich das Bett von Slash, weil auf diesem immer noch die Gitarre liegt. Das vorletzte ist ordentlich gemacht. An ihm lehnt ein Instrumentenkoffer - Duffs Bass und somit wohl auch sein Bett. Auf dem hintersten Bett liegen einige Zeitschriften und Drumsticks - Stevens Bett.
Ich blinzele müde, unsicher, ob ich mich nicht doch auf das Sofa legen soll. Doch ich lasse mich dann schließlich auf Axls Bett fallen, da es ordentlich und am nächsten ist. Im Halbschlaf schiebe ich mir Axls Jacke unter den Kopf.
"Ha!", höre ich ihn noch triumphierend sagen, "Ich wusste, dass sie mein Bett nimmt!" Ein säuerliches Murren von den anderen ist die Antwort. Dann schlafe ich ein.


Die Hütte im Wald [In Überarbeitung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt