Steven kommt mit Julia in seinen Armen herein. Sie sind beide nass vom Schnee und Julia scheint nicht bei Bewusstsein zu sein.
Steven legt sie so vorsichtig wie er kann auf der Couch ab, wir alle starren in an. Er steht nur da und scheint zu versuchen, sich zu beruhigen. Er wirkt erschöpft, als würde er gleich selbst zusammenbrechen. Ich blicke auf Julia und spüre mein Herz rasen. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen, der Whisky lässt mich plötzlich alle Vernunft ausschalten. Ich spüre die Wut auf Steven. Anstatt dankbar und erleichtert zu sein, brodelt es in mir.
Ich laufe auf ihn zu und er blickt mich an. Fast wäre ich gestolpert, doch ich fange mich wieder. Ich ignoriere die Blicke der anderen und konzentriere mich nur auf die Wut in mir. Ehe Steven realisiert, was passiert, verpasse ich ihm einen Kinnhaken. Der Drummer taumelt rückwärts, kann jedoch stehen bleiben und hebt sich mit vor Schock aufgerissenen Augen sein Kinn.
Ich setze an, um etwas zu sagen, als ich schon gepackt werde. Ich will mich losreißen, doch Axls Griff ist zu fest. Wortlos zieht er mich ins Bad und während ich versuche, mich zu wehren, nimmt er sich den Schlüssel und schließt mich dort ein.
Ich spüre die Tränen in meinen Augenwinkeln brennen und ehe ich noch ganz verstanden habe, was geschehen ist, beginne ich zu weinen. Meine Gedanken überschlagen sich, ich zittere und verspüre unfassbare Wut - doch diesmal auf mich.
Ich sitze vor der Badewanne wie ein Häufchen Elend und weine. Ich weine, bis ich es nicht mehr kann.
Meine Nase läuft und meine Augen sind gerötet. Am liebsten würde ich weiter weinen, doch ich habe keine Tränen mehr. Ich versuche mich auf meinen Atem zu konzentrieren. Im Moment will ich einfach nur schlafen und alles vergessen, was passiert ist. Mein Kopf ist wie leer und ich verspüre nur das dumpfe Gefühl der Schuld und Frustration.
Ich zucke erschrocken zusammen, als die Tür aufgeschlossen wird und Axl ins Bad kommt. Ich starre nur auf den Boden vor mir. Er setzt sich neben mich und ich muss das Bedürfnis unterdrücken, nicht von ihm wegzurutschen. Aus Angst, dass meine Stimme versagt, schweige ich.
"Julia und Steven geht es gut", sagt Axl ruhig, "Sie sind beide nur stark unterkühlt, so wie es aussieht." Ich nicke und starre immer noch auf den Boden.
Vorsichtig nimmt Axl meine Hand. Ich blicke zu ihm. Ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Ich schlucke einen dicken Kloß in meinem Hals hinunter und versuche ruhig zu bleiben.
Ganz langsam zieht mich Axl zu sich und ich lehne mich an ihn. Er legt einen Arm um mich und beginnt, mir meinen Arm zu streicheln.
So sitzen wir eine Weile da. Axls Anwesenheit tröstet mich und ich bin froh, nicht reden zu müssen.
"Es tut mir Leid", murmele ich irgendwann und löse mich vorsichtig von Axl.
"Geht es dir besser?", fragt er und ich nicke. Er lächelt leicht.
"Willst du wieder zu den anderen?" Ich zögere, nicke aber dann. Ewig kann ich mich nicht im Bad verstecken. Axl hilft mir auf und ich folge ihm langsam ins Wohnzimmer. Mein erster Blick fällt auf Steven, der mit einem improvisierten Verband auf der Eckbank sitzt. Julia liegt immer noch auf der Couch, sie haben sie in mehrere Decken gewickelt, so wie es aussieht.
Meine Schuldgefühle wallen wieder in mir auf und mir wird etwas flau im Magen. Ich setze mich neben Axl.
"Es tut mir Leid", flüstere ich erneut und blicke Steven an. Am liebsten hätte ich mich sofort wieder im Bad eingeschlossen.
"Ist schon gut", meint er und lächelt dann leicht, "Du hast einen guten rechten Haken." Ich blinzle etwas überrascht über diese Aussage und weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll.
"Jetzt ist sie sprachlos", stellt Duff grinsend fest und ich blicke zu ihm. Ich will widersprechen, doch weiß immer noch nicht, was ich sagen soll. "Gut gemacht, Steven", lacht Slash.
"Sorry Sarah, ist alles in Ordnung?", fragt der Drummer nun und blickt mich etwas besorgt an. Ich lächele leicht und nicke. "Ja, alles gut."
Noch immer fühle ich mich angespannt. Ich verstehe nicht, wie Steven scheinbar nicht einmal wütend auf mich zu sein scheint. Ich vermeide es, jemanden anzusehen und blicke stattdessen aus dem Fenster, kann jedoch nicht viel erkennen, da es nun dunkel ist.
"Ich würde eine Suppe machen", sagt Axl plötzlich und steht auf. Er blickt mich an. "Willst du mir helfen?" Ich nicke leicht und folge ihm, da ich weiß, dass ich nicht länger schweigend auf der Eckbank sitzen kann. Ich bin ihm dankbar für die Ablenkung.
Etwas später rühre ich die Suppe um, welche vor sich hinköchelt. Da es schnell gehen sollte, hatten wir uns für eine Tütensuppe entschieden.
"Nur, dass du es weißt, wir sind dir nicht böse", meint Axl plötzlich zu mir und ich stelle langsam die Teller vor mir ab, die ich aus dem Schrank geholt hatte. Er lächelt mich an. "Du musst dir keine Sorgen machen", erklärt er sanft und geht einen Schritt auf mich zu, "Du wirst sehen, morgen ist alles schon wieder gut." Ich nicke, dankbar für seine Worte. Etwas zögerlich umarme ich ihn. "Danke", murmele ich und er streichelt meinen Rücken.
"Du solltest vielleicht Steven einen gescheiten Verband anlegen", meint der Sänger nur, "Slash und Izzy haben mehr schlecht als recht improvisiert." Ich kann nicht anders, als zu kichern. "Kann ich machen", antworte ich und löse mich wieder von ihm. Er lächelt mich an und ich lächle zurück.
Als die Suppe fertig ist, bringt Axl diese ins Wohnzimmer und ich folge mit den Tellern. Ich bleibe stehen, als ich Julia am Tisch sitzen sehe.
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Die Hütte im Wald [In Überarbeitung]
FanficAls Sarah ihre Freundin Jenni in Köln besucht, hätte sie nicht gedacht, wie alles endet. Nach der Halloweenparty geht alles ganz schnell und nach der Flucht vor IHM, landet sie in einer Hütte mitten im Wald. Doch dass von da an ihr normales Leben ei...