Eigentlich will er ihr seinen Verdacht mitteilen und sein Versprechen halten. Doch so, wie sie ihm gegenübersitzt, den Kopf konzentriert über die Gitarre gebeugt und ihr Gesicht von ihren Haaren verborgen.... Er kann es nicht. Auch, weil er keine falschen Anschuldigungen gegenüber Steven erheben will und ihn sonst somit in Schwierigkeiten bringen könnte.
Außerdem kann er nur erahnen, wie sehr es Julia verletzen würde und wie enttäuscht sie wäre, wenn Steven tatsächlich wieder mit dem Drücken begonnen hätte.
Ihre Frage nach dem richtigen Griff reißt ihn aus den Gedanken und schnell korrigiert er ihre Fingerhaltung etwas. Dankbar lächelt sie ihn an.
Gemeinsam spielen sie ein wenig, sie ist so unbekümmert wie immer. Also wird sie vermutlich nichts bemerkt haben. Vielleicht ist auch er derjenige, der überreagiert. Doch das ungute Gefühl nagt weiter an ihm, besonders wenn er an seinen Gürtel im Bad denkt. Wahrscheinlich wäre es am besten, wenn er Steven direkt fragt. So sehr er auch darüber nachdenkt, eine bessere Lösung fällt ihm nicht ein. Kurz überlegt er, ob die anderen auch Verdacht geschöpft haben oder ob er der einzige ist und sich da zu sehr reinsteigert. Er unterdrückt einen Seufzer und lächelt dann Julia an.
"Du spielst gut", lobt er sie und sie lächelt zurück. "Ich habe ja auch einen tollen Lehrer", erwidert sie und streicht sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
"Komm, wir spielen noch etwas", ermuntert er sie und so üben sie weiter.
Wenn sich sein Verdacht als wahr herausstellt, wüsste er nicht, was er tun sollte. Er weiß, dass er Steven nicht verraten kann. Genauso wenig will er sein Versprechen gegenüber Julia brechen. Er hasst die Zwickmühle, in der er sich befindet. Er beschließt, Steven die nächsten Tage genaustens zu beobachten, vielleicht kann er daraus mehr schließen.
"Oh Mann, danke für deine Geduld", lächelt Julia und legt die Gitarre beiseite. "Ach was, das ist doch kein Ding", winkt er ab.
"Ich hätte schon längst die Geduld mit mir verloren", lacht sie und küsst ihn schnell auf die Wange.
"Ist echt kein Ding", wiederholt er nur lächelnd, während der Kuss ein leichtes Kribbeln auf seiner Wange hinterlässt.
Laut reißen die Jungs die Tür wieder auf. Jenni und ich blicken auf.
"Tja Axl", lacht Sebastian, "Mein Schneemann ist der größte!" "Pff", brummt Axl beleidigt, "Das liegt auch nur daran, dass du fast zwei Meter groß bist."
Duff klopft Axl auf die Schulter. "Vielleicht solltest du dir die Schuhe von Vince leihen", schlägt der Bassist grinsend vor. "Ach halt die Klappe", gibt Axl zurück und rollt mit den Augen. "Du bist nur sauer, weil du nicht gewonnen hast", lacht Sebastian, woraufhin Axl nur schnaubt. Er lässt sich neben mich fallen und zieht mich schmollend an sich. Etwas irritiert blinzele ich und tätschele ihm den Kopf. "Es wird alles wieder gut", tröste ich ihn.
"Das sind alles nur Angeber", meint er und ich lache leicht.
"Wo sind Juli und Izzy?", fragt nun Steven und streicht sich den Schnee von den Haaren.
"Im Proberaum", erkläre ich und der Drummer nickt, "Gitarrenstunde oder so vermutlich."
"Er hatte heute wohl noch nicht genug vom Proben", lacht Slash.
"Wer?" Izzy steht plötzlich im Türrahmen und Julia schiebt sich an ihm vorbei, um sich zu Steven zu setzen.
"Wenn man vom Teufel spricht", grinst Slash und Izzy zuckt nur unbeeindruckt mit den Schultern, um sich dann eine Zigarette anzuzünden.
Irgendwie empfinde ich die Stimmung in der Hütte gerade etwas als seltsam angespannt, kann aber nicht ausmachen, woran es liegt.
Daher hoffe ich, dass morgen die Stimmung besser wird.
Als es schon spät ist, sitzen nur noch Julia, Axl und ich am Tisch, der Rest schläft schon. Schweigend sitzen wir da und hören den anderen beim Schlafen zu. Es ist etwas seltsam.
"Irgendwie habe ich noch Hunger", murmele ich dann irgendwann und blicke Julia und Axl an. "Will noch jemand was?" Beide nicken und so gehen wir in die Küche. "Jenni hat Chips mitgebracht", fällt es mir ein und ich hole eine Schüssel. Ich fülle sie mit Chips und stelle sie auf den kleinen Tisch ehe ich mich auf Axls Schoß setze.
"Sagt mal", frage ich irgendwann leise, "Kann es sein, dass Duff in letzter Zeit etwas komisch ist?" "Wie meinst du?", fragt mich Axl und auch Julia hebt fragend eine Augenbraue. Ich zucke mit den Schultern. "Kann sein, dass ich mich irre, aber irgendwie kommt es mir so vor." "Er wirkt etwas abwesend", meint nun Julia und ich nicke.
"Hm", macht Axl, "Mir ist nicht wirklich etwas aufgefallen, wenn ich ehrlich bin. Vielleicht geht ihm einfach das viele Proben grade auf den Sack oder so."
Ich nicke nur, es klingt plausibel.
"Axl?" "Hmm?" Schnell schluckt er hinunter, "Was denn?" "Könnt ihr uns auch mal eure neuen Songs zeigen?", bitte ich ihn, "Selbst Jenni hat sie schon gehört." Kurz blinzelt er irritiert und lächelt dann: "Euch ist klar, dass ihr einfach hättet reinkommen können, während wir proben?"
"Naja, wir wollten euch nicht stören", meint Julia und ich nicke bestätigend. "Wie süß", lächelt Axl, "Aber ihr stört uns nie, das wisst ihr."
"Vor allem nicht, wenn wir euch zum Essen rufen?", vermute ich und Axl grinst "Besonders dann nicht."
Als die Schüssel leer ist, beschließen wir, endlich ins Bett zu gehen. Julia schlüpft zu Steven ins Bett und ich lege mich zu Axl. Er zieht die Decke über uns und ich kuschele mich an ihn. "Gute Nacht", flüstere ich und er drückt mir einen Kuss auf den Haaransatz. "Schlaf gut", murmelt er leise. Noch etwas denke ich über Duff nach und hoffe, dass Axl recht hat mit seiner Vermutung. Ich kann mir gut vorstellen, dass das ständige Proben jeden von ihnen nervt, doch gleichzeitig freue ich mich auch, dass sie scheinbar gut vorankommen.
Können sie ihren scheiß Kaffeeklatsch nicht bald beenden? Erneut dreht er sich um. Als er endlich hört, wie die Stühle zurückgeschoben werden und das Licht ausgeht, ist er froh. Doch er schläft ja, erinnert er sich und tut so, als würde er leicht schnarchen, als Julia sich neben ihn legt. Kurz spürt er ihre Lippen auf seiner Wange und hört ihr geflüstertes "Gute Nacht", bevor sie sich an ihn kuschelt. Am liebsten hätte er einen Arm um sie gelegt, doch dann hätte sie gewusst, dass er noch wach ist. So wartet er, bis ihr gleichmäßger Atem ihm verrät, dass sie eingeschlafen ist.
Leiste steht er auf und steht für einige Sekunden einfach da, um zu prüfen, ob auch jeder schläft. Dann geht er in den Proberaum. Er holt eine braune Papiertüte aus seiner Basedrum und mahnt sich, schenll ein besseres Versteck zu finden.
Während die anderen hinter dem Haus den Müllberg begutachtet hatten, hatte West ihm das Päckchen mit den Worten "Ich würde aufpassen, was du hier treibst", in die Hand gedrückt. Sein "Danke", war wohl die unpassendeste Antort, die er hätte geben können und West hatte ihn nur komisch angesehen.
Mit der Papiertüte schließt er sich nun im Bad ein und wünscht Nikki alle Flüche, die er kennt, auf den Hals, als er das bräunliche Pulver sieht. Er liest den Zettel, der sich ebenfalls darin befindet. "Ihr werdet sicher Zitronen haben", hat Nikki darauf geschieben. Er versucht ruhig durchzuatmen.
Er geht ihn die Küche, holt sich einen Löffel, ein Feuerzeug, eine Zigarette und er findet tatsächlich eine Zitrone im Kühlschrank.
Es dauert eine Weile und sein leichtes Zittern macht es nicht leichter, aber schließlich kann er die Flüssigkeit mit der Nadel durch den Filter der Zigarette aufsaugen. Fast wie in Trance sucht er nach einem Gürtel, bindet sich schnell den Arm ab und setzt sich dann die Spritze. Es dauert nur wenige Sekunden, bis die Wirkung einsetzt und er aufseufzt. So ordentlich wie möglich räumt er alles auf und verstaut die Tüte mit Pulver und Spritze wieder in seiner Basedrum, zusammen mit dem Löffel und dem Feuerzeug.
Er geht so leise wie möglich zurück ins Wohnzimmer und legt sich neben Julia, während der Rausch seine komplette Wirkung entfaltet.
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Die Hütte im Wald [In Überarbeitung]
FanfictionAls Sarah ihre Freundin Jenni in Köln besucht, hätte sie nicht gedacht, wie alles endet. Nach der Halloweenparty geht alles ganz schnell und nach der Flucht vor IHM, landet sie in einer Hütte mitten im Wald. Doch dass von da an ihr normales Leben ei...