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Montag.
Und ich könnte mich erschießen.
Erstens weil es einfach Montag war.
Zweitens weil Lia mich morgens schon super angestrengt hat.
Drittens weil ich heute die erste Nachhilfestunde mit Miguel hab.

Ich hatte mich für Montag und Mittwoch entschieden, aber das musste ich natürlich mit Miguel klären.

Schon zum zigsten Mal seufzte ich auf und Tami sah mich jetzt mit gehobenen Augenbrauen an.
,,Ich hab verstanden dass es dir scheiße geht", murrte sie und ich sah sie finster an.
,,Freut mich", gab ich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

,,Ist es wegen Miquelilein?"
Verstört sah ich sie an. ,,Migueliliein? Echt jetzt? Und was besseres ist dir nicht eingefallen?"
Sie zuckte mit den Schultern und sah mich dann fragend an.
Ich seufzte.
,,Ja, eins von vielen Gründen."

Sie nickte und grinste.
,,Sei aber nicht vorurteilig. Vielleicht wird es dir ja Spaß machen. So schlimm kann er ja nicht sein."
Besagter kam jetzt in den Kunstsaal und lief in die hintersten Reihe.
Ihm folgten Darío und Malek, die emotionslos auf den Stühlen Platz nahmen.

,,Soll ich ihn daran erinnern, dass er Nachhilfe hat? Nachher warte ich umsonst und er kommt nicht", fragte ich Tami und sie zuckte mit den Schultern.
,,Miss Martin wird es ihm schon gesagt haben. Aber wenn du willst kannst du ja gerne."

Ich entschied mich dagegen, denn ich wollte ihn nicht schon im Vornherein nerven und ich fand sowieso nicht die Gelegenheit dazu, denn als ich Paula den Raum betreten sah fixierte ich sie mit düsteren Augen. Sie sah jedoch nicht zu mir.

,,Sag mir dass ich ihr die Augen auskratzen soll und ich tu es", flüsterte mir Tami zu. Ich schüttelte den Kopf.
,,Sonst hyperventiliert sie", gab ich ironisch zurück.

Ich spürte einen stechenden Blick auf meinem Rücken, doch ich versuchte mich nicht umzudrehen um zu sehen, wer von den drei mich anglotzte.

○○○

,,Ich würde dich jetzt rein aus Höflichkeit fragen, ob ich warten soll, aber ich werde nicht warten, deswegen frage ich nicht danach", meinte Tami als sie mich umarmte.
,,Hätte ich auch nicht von dir erwartet", gab ich zurück und ließ mich von ihr ab.

,,Wirst du schon überstehen. Ach, und nicht den Typ vollsabbern, nh. Ich weiß dass er gut aussieht und dass du genau so von ihm denkst."
Ich zuckte die Schultern. Dass er gut aussah war keine Lüge, aber das würde meine Laune jetzt definitiv nicht verbessern.

Ich winkte Tami noch zu als sie sich von mir abwandte und ich wartete vor der Eingangstür und beobachtete die Schüler um Miguel abzufangen, falls er vorhatte zu gehen.
Und tatsächlich sah ich ihn ganz hinten in der Schülerschar und konnte es nicht fassen, dass er tatsächlich vorhatte nach Hause zu gehen.

Als sein Blick zu mir huschte wurden seine Schritte langsamer und er schlug bei seinen Freunden ein, die jetzt ohne ihn weitergingen.
Tatsächlich kam er jetzt in Entengeschwindigkeit auf mich zu und sah dabei sowas von gelangweilt aus.

,,Ich muss dir Nachhilfe geben.", meinte ich, weil ich nicht wusste wie ich sonst die Konversation starten sollte. Seit dem Schulanfang war das wahrscheinlich auch der erste grammatikalisch korrekte Satz, das ich mit ihm gesprochen hatte, denn sonst gaben wir uns nur Antworten wie Hmm, Nö, Ja, oder Mhm und diese Anzahl von Wörtern konnte ich auch mit den Fingern zählen.

Er nickte und ließ sein Blick über mein Körper schweifen.
,,Wo machen wir es?", fragte ich und brachte somit den zweiten grammatikalisch korrekten Satz zustande.
Er schob seine Hände in die Hosentasche und sah lustlos an mir vorbei.
,,Bei mir geht nicht", kam es aus ihm und ich hätte jetzt geklatscht und ihn gelobt, dass er endlich sein Mund aufgemacht hatte, um was sinnvolles zu sagen.
Aber ich beherrschte mich.

,,Bei mir auch nicht.", gab ich genervt zurück. Und jetzt sah er mir spöttisch in die Augen.
,,Nicht dass ich es gewollt hätte, aber warum?"
Ich sah ihn abschätzend an.
,,Weil Arroganz bei mir nicht willkommen ist", konterte ich und sah ihn finster an. Ganz sicher würde ich den Spast nicht bei mir eintreten lassen.

Er hob die Augenbrauen.
,,Dann machen wir es hier", sagte ich dann und lief an ihm vorbei um in die Schulbibliothek zu gehen.
Ich hörte ihn genervt aufseufzen und dann seine Schritte, die mir in den ersten Stock folgten.
Ich hielt es jetzt schon nicht mit ihm aus.

Ich schob ein Stuhl vor und setzte mich hin.
Miguel nahm vor mir Platz und setzte sich breit hin. Dann lehnte er sich zurück und sah mir entgegen.

Auffordernd sah ich ihn an.
,,Hast du dein Matheheft dabei?"
,,Nö."
,,Hast du überhaupt was dabei?"
,,Nö."

Ich verdrehte die Augen und holte mein Block hervor, um es ihm vor die Nase zu schieben. Dann holte ich mein Buch raus und legte es quer auf den Tisch, damit er ebenfalls reinsehen konnte.

,,Du hast ernsthaft vor, mir Nachhilfe zu geben?"

Verdutzt sah ich auf und blickte in sein spöttisches Gesicht.
Etwas unsicher nickte ich mit dem Kopf.
,,Was soll ich sonst tun?"
Miguel hob eine Augenbraue und lachte dann kurz auf.
,,Ganz schön naiv."

Ich sah fassungslos zu ihm rüber und wurde immer wütender. Falls er dachte, dass ich wie die anderen Mädchen war irrte er sich.
,,Ich sitze hier nicht freiwillig und bin scharf drauf in Mathe dein Arsch zu retten, klar!?", zischte ich jetzt mit einem Mal und Miquels Augenbraue fiel langsam.

Sein Blick verdüsterte sich und langsam lehnte er sich zu mir rüber.
Eine Mischung aus Afteshave und leichtem Moschus drang in meine Nase und ich blickte ihm schluckend in die Augen.

Leichter Minzegeruch schwang mir entgegen, als er mir die nächsten Worte zuraunte.
,,Hör zu, Chica. Nicht jeder der so mit mir spricht überlebt den Tag."

Ähm...

In deinem SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt