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Ich sank auf die Knie und rollte mich im nächsten Moment stöhnend auf den Rücken.
Meine Atemzüge waren schnell und ich hatte das Gefühl dass mein Herz nicht mehr schnell genug pumpen konnte.

,,Aufstehen!"

Finster sah ich ihn an.
,,Chill mal dein Leben! Ich sterbe gleich."
Er ignorierte mich jedoch und kam auf mich zu um mich auf die Beine zu ziehen.
Dann stellte er sich wieder nach hinten und machte eine kurze Handbewegung.

,,Du bist der schlimmste Freund. Das schwöre ich dir", murrte ich zwischen meinen Atemzügen.
,,Du wirst mir noch danken", meinte er.
,,Klar doch. Immer wenn ich mir die blauen Flecken anschaue", gab ich spöttisch zurück.

Der Junge war spontan auf die Idee gekommen, mir Verteidigung beizubringen und quälte mich schon seit einer halben Stunde.

Miguel rieb sich die Stirn.
,,Cosima, du sollst mich angreifen und nicht unnötig reden."
,,Ich kann echt nicht mehr", versuchte ich.

Miguel kam auf mich zu und wollte selber den ersten Schlag machen, doch ich stoppte ihn.
,,Warte, bitte."
Seufzend sah er mich an.
Ich nutzte sofort seine Ablenkung und zog ihn aprubt am Arm zu mir, stellte mein Bein hinter ihn und wollte ihn zu Boden befördern, doch er ließ sich nicht bewegen.

Er schüttelte den Kopf.
,,Sollte deine Bitte eine Ablenkung sein?", fragte er amüsiert.
,,Nein", log ich was er natürlich nicht abkaufte.
,,Außerdem hast du den Griff flasch ausgeführt. So musst du das machen."
Er griff nach meinem Arm um es mir zu zeigen und legte mich in sekundenschnelle um.
Während ich einen schmerzenden Aufschlag erwartete ließ mich Miguel erst los als ich am Boden angekommen war.
Dann beugte er sich über mich.

,,Du musst eindeutig noch üben", erklärte er.
Ich verdrehte die Augen.
Mit einem Mal stoß ich ihn an der Schulter zur Seite und richtete mich auf.
Er kam neben mir auf dem Rücken auf und ich setzte mich aprubt auf ihn.

Er schmunzelte.
Ich beugte mich zu ihm runter.
,,Gilt das auch als eine Technik?", fragte ich.
Miguel schüttelte den Kopf.
,,Das machst du sicherlich nicht. Zumindest nicht wenn du dann soweit unten sitzen wirst." Seine Mundwinkel zuckten.
Sofort rutschte ich auf sein Bauch und sah ihn an.
,,Du bist unmöglich", kommentierte ich.
,,Was kann ich denn dafür? Das musste ich dir sagen. Nachher verstehen es die Trottel falsch mit denen du dich prügelst."

Ich gab ihm einen Klaps auf die Stirn und stand von ihm auf.
,,Sind wir jetzt fertig? Kann ich gehen?"
Miguel setzte sich hin.
,,Ja, von mir aus. Geh duschen. Und benutz reichlich viel Duschgel. Du stinkst."
Er zwinkerte mir amüsiert zu.
Empört sah ich ihn an.
,,Das nimmst du sowas von zurück!"
Er zuckte mit den Schultern und stand auf um auf den Boxsack zuzugehen.

Bevor ich was sagen konnte ging die Tür auf und Miguels Vater kam rein.
Er sah kurz zu mir.
Ich lief an ihm vorbei und hörte noch, wie er auf spanisch anfing zu sprechen, bevor ich davonging.

Ich genoss den Wasserstrahl, der auf mich hinabprasselte und jeden schmerzenden Muskel entspannte.
Seufzend griff ich nach dem Shampoo und massierte es in meine Haare.
Meine Arme zogen als ich sie ausstreckte.
Ich würde so einen Muskelkater bekommen.

Sobald ich fertig war griff ich nach dem Handtuch und wickelte es um meinen Körper. Den zweiten benutzte ich für meine Haare und lief schließlich aus der Dusche.
Mein Fuß rutschte plötzlich aus und ich riss die Augen auf und brachte einen erstickten Schrei raus. Meine Hand griff nach der Duschbrause, um Halt zu suchen, die jetzt mit mir gemeinsam zu Boden ging.

Toller Abgang, Cos!

Jammernd fasste ich nach meinem Po.
Mir tat sowieso alles weh.
Schlechter gelaunt als vorhin verließ ich das Bad als in dem Moment mein Handy klingelte.

Sofort lief ich drauf zu.
Tami rief mich per Video an.
Schnell ging ich ran.
,,Hey Tami", begrüßte ich sie.
Die Kamera schwenkte hin und her bis ich sie endlich zu Gesicht bekam.
,,Hey. Hast du geduscht?"
Ich nickte.
,,Was machst du?"
Sie seufzte.
,,Wir sind gestern Nacht zurückgekehrt aus dem Urlaub. Jetzt muss ich mein Koffer ausräumen."

Sie setzte sich auf ihr Bett.
,,Das ist sowas von ätzend.",meinte sie und ich nickte zustimmend.
,,Und was hast du so gemacht, während ich in Sizilien war?"
Ich fasste nach meinem Nacken.
,,Nichts", kam die schlichte Antwort, die ja voll und ganz stimmte.
,,Nichts? Ich mein mit Miguel so..." Sie grinste mich an.
Ich verdrehte die Augen.
,,Ja, das war auch dabei."
Sie grinste breiter.
,,Wie oft?"

Mein Blick schoss zur Tür wo Miguel
stand. Laut seinem Blick hatte er gehört was Tami gesagt hatte.
Er kam auf mich zu und setzte sich neben mich um auf dem Bildschirm gesehen zu werden.
,,Oh, Hey Miguel", begrüßte Tami ihn.
Miguel hob kurz die Hand.
,,Zu deiner Frage von vorhin: Sehr oft", sagte er. Seine Mundwinkel zuckten.

Mit offenem Mund starrte ich ihn an. Er stand auf und zwinkerte mir zu. Dann verschwand er auf dem Balkon.
,,Hat er mich gehört?"
Ich sah wieder zu Tami.
,,Ja", brummte ich. Sie biss sich auf sie Lippe.
,,Ups."

Ich schüttelte seufzend den Kopf.
,,Stimmt es wenigstens was er gesagt hat?",fragte sie ernsthaft.
Mit einem -dein ernst Blick- sah ich sie an, doch sie wollte eine Antwort.
,,Nein.", sagte ich schließlich.
Tami schmollte.
Dann seufzte sie.
,,Ich muss mein Koffer ausräumen. Hab ich gerade wieder vergessen. Wir sehen uns morgen in der Schule, Cos."

Sie verabschiedete sich von mir und wir legten auf.

Ich stand auf und gesellte mich zu Miguel aufs Balkon.
Ich umarmte ihn von hinten und legte mein Kopf auf seinem Rücken ab.
Der Geruch von Zigaretten drang mir in die Nase.
Er drehte sich zu mir um und lehnte sich an die Brüstung.
,,Deine Freundin ist ziemlich neugierig und pervers", sagte er.
Ich sah zu ihm auf.
,,Ich würde sagen du gehörst auch eindeutig in die Kategorie", konterte ich.

Miguel nahm einen Zug von seiner Zigarette und lachte leicht.
,,Wir sind ja aber auch unter uns wenn ich sowas bringe."

In deinem SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt