,,Das schwierigste einer Sache ist immer der Anfang. Schaffst du den ersten Schritt ist alles andere gemeistert."
Ich kaute auf dem schon halb abgenagten Bleistift rum als mir die Sätze meine Mutter durch den Kopf hallten.
Und sie hatte ziemlich Recht damit, denn verdammt nochmal mir fiel einfach nicht ein, wie ich mein Essay starten sollte.Frustriert legte ich den Kopf in den Nacken und fuhr mir über das Gesicht. Länger konnte ich jetzt auch nicht hier hocken, denn als mein Blick auf die große Uhr fiel nahm ich erschreckend wahr, dass es schon kurz vor halb 9 war. Kein Wunder dass mir seit gefühlt zwei Stunden nichts einfiel.
Und ich war wahrscheinlich die einzige, die noch in diesem Gebäude rumlungerte. Es würde bald schließen.Das bestätigte auch die junge Dame, die jetzt auf mich zukam und mich höflich daran erinnerte, dass in 20 Minuten hier abgeschlossen wurde.
Ich mochte es überhaupt nicht, nach dieser späten Uhrzeit noch eine halbe Stunde U-Bahn zu fahren. Deswegen kam es auch selten vor, dass ich hier bis zur späten Uhrzeit saß.
Seufzend packte ich eilig meine Sachen zusammen um nicht noch die letzte Bahn zu verpassen. Ansonsten konnte ich den ganzen Weg nach Hause laufen.
Ich verabschiedete mich leise von der Mitarbeiterin und zog seufzend meine Kaputze auf, damit die kühle Luft nicht meinen Nacken erwischte sobald ich die Tür der Bibliothek aufdrückte und sprintete schon beinahe zur U-Bahn.
Meine Schritten hallten durch die leere Straße. Sonderlich beleuchtet war es hier nicht und zugegeben war das irgendwie gruselig. Einfach auch deswegen weil mein Hirn mir jetzt alle ähnlichen Szenarien aus den Horrorfilmen auftischte und ich konnte ihn gerade dafür verfluchen.
Ich hasste es zu frieren und noch ekliger fand ich, wenn man bei kaltem Wetter zu schwitzen begann, weshalb ich mein Tempo etwas zügelte sobald ich auf die Hauptstraße zulief, die schon deutlich mehr an Straßenlaternen besaß. Ein Blick auf mein Handy verriet mir auch, dass ich nicht so zu hetzen brauchte, da die nächste und letzte U-Bahn in 20 Minuten ankam.
Ich fröstelte kurz, als ich das Metro bestieg und suchte mir in dem menschenleeren Abteil nach einem Platz. Nur eine ältere Dame saß etwas abseits von mir und sah ziemlich ungepflegt aus.
,,Urteile nie Meschen nach ihrem Aussehen, Du weißt nie was sie mit sich bringen", hatte mir mal meine Mutter gesagt.Bei dem Gedanken an ihr musste ich unwillkürlich lächeln. Sie hatte immer Sprüche oder Zitate mit sich gebracht. Unendlich viele und zu jeder Situation passend. Woher sie das alles wusste war mir wirklich ein Rätsel.
Ich lehnte mich im Sitz zurück und wartete auf die Durchsage, die mir Bescheid geben würde, dass ich angekommen war. Ich war ziemlich müde und wollte nur zu gerne jetzt gleich einschlafen, aber aus Erfahrung wusste ich, dass ich dann fünf Stationen zu spät aufwachen würde. Also verzichtete ich darauf und rieb mir immer wieder über die Augen, die sich nun wirklich schwer anfühlten.
Sobald mein Ziel durch die Lautsprecher hallte schulterte ich meine Schultasche und verließ die wohlige Wärme der U-Bahn um die letzte Strecke nach Hause abzulegen.
Ich drehte den Schlüssel im Schloss und zog die Tür auf, ehe ich die Wohnung betrat. Aus dem Wohnzimmer drang Licht in den Flur und ich lief zielstrebig dahin, sobald ich die Schuhe abgestülpt hatte.
,,Hey Dad", begrüßte ich ihn was ihn vom Fernseher aufschauen ließ.
Sobald ich in sein Gesicht blickte seufzte ich innerlich erleichtert auf. Ihm ging es gut.,,Ach Hey, Schätzchen. Ich hab gar nicht gehört, dass du gekommen bist", begrüßte er mich. ,,Was hat dich denn so lang in der Bibliothek gehalten?"
Ich seufzte. ,,Ich war vertieft gewesen ins Lernen. Ich hab nicht gemerkt, dass es so spät geworden ist.", erklärte ich. ,,Hast du Lia ins Bett gebracht?"Er nickte mir zu was ich mit einem dankbaren Lächeln erwiderte. Dann lief ich auf ihn zu und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
,,Ich geh schlafen. Bin wirklich müde. Gute Nacht", gähnte ich passend dazu.
,,Und ich wollte dich gerade fragen ob du auch einen Tee möchtest", meinte er schmunzelnd und deutete auf sein Becher.
,,Heute nicht, Dad", entschuldigte ich mich.
,,Also dann. Gute Nacht. Träum schön", gab Dad mir zurück, ehe ich aus dem Wohnzimmer verschwand.Ich betrat leise das Zimmer und schloss die Tür hinter mir, um meine kleine Schwester nicht zu wecken. Wir teilten uns ein Zimmer, denn das Haus war nicht sonderlich groß. Ich hatte auch nicht wirklich was dagegen und den halben Tag verbrachte ich sowieso in der Schule und Bibliothek. Zumindest solange ich nicht doch eilig nach Hause musste. Das einzige was wirklich störte war nur, dass ich kaum Platz für meine Sachen hatte, aber ich versuchte ein Auge zuzudrücken.
Leise zog ich mich um und drückte der Kleinen einen sanften Kuss auf die Stirn, bevor ich sie ordentlich zudeckte. Sie bewegte sich kurz, seufzte und murmelte etwas, was mich leicht schmunzeln ließ. Dass sie im Traum redete war nichts Neues und manchmal war es einfach zu witzig was sie von sich gab.
Mit den letzten Aufgaben im Bad legte ich mich in mein Bett und kuschelte mich in die Decke. Meine Müdigkeit, die ich seit einer Stunde spürte überfiel mich und mir fielen die Augen zu.
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In deinem Schatten
ChickLitBand II von - Gib mir deine Seele -, kann aber auch unabhängig davon gelesen werden. (Keine fortführende Geschichte) ,,Du redest so als hätte nur ich dich geküsst." Seine Stimme war rau und erschauderte mich. Er kam noch einen Schritt auf mich zu. ...