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Ich sah stirnrunzelnd zur Badezimmertür.
Was hatte er denn?
Er hatte angespannt gewirkt. Aber nicht weil er sauer war, sondern eher als hä-
Ich stutzte.
Als hätte er eine Verletzung!

Er hatte eine Verletzung irgendwo am Körper, die er sehr gut vor mir verstecken konnte, weil ich im Krankenhaus gelegen hatte und seinen Körper nicht sehen konnte!
Deswegen war er auch nicht einverstanden damit gewesen, als ich nach Hause wollte!

Ich schluckte und richtete mich auf.
Schmerzvoll verzog ich das Gesicht, als ich mit etwas zu viel Schwung die Beine auf dem Boden aufsetzte.
Mit einem Keuchen stand ich auf und lief in kleinen Schritten auf die Badezimmertür zu.

Warum verheimlichte er mir das?
Warum sagte er mir das nicht?

Selbst die wenigen Schritte waren anstrengend gewesen und ich stütze mich an der Wand ab, ehe ich meine Hand auf die Klinke setzte und die Tür aufdrückte.

Mit einem Mal schoss Miguels Blick zu mir und er sah mich perplex an.
Ich konnte mich jedoch nicht auf seine Reaktion konzentrieren, sondern sah bloß das blutige Tuch in seiner Hand und die Wunde an seiner Brust.
Mein Mund ging auf und ich erstarrte.

,,Warum bist du aufgestanden?", sprach er jetzt, doch ich hörte ihn schon gar nicht.
,,Was ist das?", hauchte ich leise und sah in seine Augen.
Langsam betrat ich das Bad und lief auf ihn zu.
Schockiert betrachtete ich die Wunde.
Mein Herz zog sich zusammen.
,,Was ist das, Miguel?"

Er schloss seufzend die Augen.
Meine Augen füllten sich leicht.
,,Kannst du mir mal antworten?"
Ich stützte mich am Waschbecken ab.
Langsam wanderte meine Hand zu seiner Brust.
,,Warum sagst du mir nichts? Warum verheimlchst du mir das? Was ist passiert?"

Miguel sah mich an.
,,Du musst dich hinlegen, Bella."
Finster sah ich ihn an.
,,Du wirst mir sagen was das ist!"
,,Okay, werde ich. Aber erst wenn du wieder liegst."
Eine Weile sah ich ihn an, bis ich mich umdrehte und mit langsamen Schritten aus dem Bad lief.

Ich setzte mich keuchend aufs Bett und sah Miguel zu, der das Tuch mitnahm und ins Zimmer kam.
Er setzte sich aufs Bett und tupfte kurz über die Wunde, ehe er mich ansah.

Enttäuscht blickte ich ihm entgegen.
,,Ich hab dich sooft gefragt, ob du was hast", murmelte ich.
,,Erklär das jetzt endlich."
Er seufzte.
,,Ich hab das nicht vor dir verheimicht, Bella. Ich wollte einfach nicht, dass du dir Sorgen machst.", fing er an.
Abwartend blickte ich ihm entgegen.

,,Erinnerst du dich noch an die Nachricht?", sprach er.
,,An welche?"
,,Die Hotelexplosion in Florida."
Ich nickte langsam.
Die Nachricht hatte ich gestern und vorgestern im Fernsehen gesehen.
Gott sei Dank wurde die Bombe bemerkt und das Hotel unverzüglich geleert. Es seien 11 Menschen ums Leben gekommen und mehrere waren verletzt. Ja, ich erinnerte mich noch. A-

Ich stutzte und weitete meine Augen.
,,Du warst da?"
Miguel nickte langsam.
Ich zog erschrocken die Luft ein und blickte auf seine Brust.
,,Ich war noch im Hotel gewesen, als die Bombe hochgegegangen ist.", sagte er jetzt.
Ich erstarrte. Mit geschocktem Gesicht sah ich ihn an.
,,W... wie bitte?", hauchte ich.

,,In dem Hotel war derjenige gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass du erschossen wirst. Ich bin mit Malek und meinem Onkel dorthin. Ich hab ihn erwischt. Sein Ziel war es gewesen das Hotel mitsamt mir oder uns allen, in die Luft zu sprengen.
Es hätte auch beinahe geklappt. Ich bin durch die Druckwelle zu Boden gerissen worden. Dann erinnere ich mich an nichts. Ich bin danach im Hotel wieder aufgewacht."

Ich schluckte.
Wie gebannt hörte ich Miguel zu und konnte nicht glauben was er mir gerade erzählte.
Ich hätte beinahe meinen Freund verloren.
Ich spürte ein verräterisches Brennen in der Nase und meine Augen füllten sich.
Im nächsten Moment rann mir stumm eine Tränen runter.
Miguel sah mich an.
Sofort kam er mir näher und wischte über meine Wange.

,,Mir geht es gut, Bella. Ich hab nichts."
Ein Schluchzer verließ mein Mund.
Darauf bedacht ihm nicht wehzutun legte ich meine Arme um ihn.
Sanft strich er mir über den Rücken.
,,Ich lebe ja noch, Cosima", sagte er.
Ich löste mich von ihm und wischte über meine Wange.

,,Sei leise, Miguel! Du lebst, aber du könntest genauso auch gerade unter der Erde liegen!"
Mein Herz setzte bei den Gedanken aus.
Ich hätte es nicht ertragen noch eine Person zu verlieren, die mir wichtig war. Ich hatte schon genug Verluste.

Miguel drückte mir einen sanften Kuss auf die Stirn.
,,Denk nicht daran, Bella."

Aprubt ging die Tür auf und Sydney kam ins Zimmer.
Als sie uns sah stutzte sie.
,,Wann seid ihr gekommen? Cosima? Warum wurdest du so früh entlassen?"
Bevor sie eine Antwort auf ihre Fragen bekam erhaschte sie einen Blick auf Miguels Brust.

Sie riss die Augen auf.
,,Ist deine Naht geplatzt!? Du gehst sofort ins Krankenhaus!"
Miguel seufzte angestrengt.
,,Mamá, ich hab jetzt nicht die Zeit. Später."
Jetzt sah ich ihn genauso verstört an wie seine Mutter.
,,Später? Nichts da! Dann ruf ich einen Arzt. Himmelhergott.", murmelte sie gegen Ende und lief eilig aus dem Zimmer.

Ich wandte mich wieder an Miguel und betrachtete seine Wunde.
,,Wie genau ist das passiert?", fragte ich vorsichtig.
Er zuckte mit den Schultern.
,,Der Arzt hatte gemeint, dass ich auf etwas Spitzem gelandet bin und das Ding mich einen Stück aufgerissen hat. Wahrscheinlich bin ich darauf etwas geschlittert."

Eine Gänsehaut überkam mich.
,,Tut es arg weh?"
Er schüttelte den Kopf.
,,Lüg mich nicht an. Und dass du mich in dem Zustand noch hochgetragen hast!", sagte ich sauer.
Eindringlich blickte er zu mir.
,,Hätte ich dich in dem Zustand laufen lassen sollen?"
,,Achso? Ich kann nicht laufen in dem Zustand, aber du kannst mich in dem Zustand hochtragen. Bitteschön. Als Dank hast du jetzt eine geplatzten Naht."

Angestrengt sah mich Miguel an.
,,Schau nicht so. Ich hab sowas von Recht. So langsam bereue ich, dass ich aus der Klinik wollte... Obwohl. Nein, ich bereue es doch nicht. Wer weiß wie lange du mir sonst alles verheimlcht hättest."
Miguel hob die Augenbrauen.
,,Ich hab es nicht verheimlicht, Bella. Das hab ich dir schon gesagt."

Ich wollte etwas dazu setzen, als seine Mutter ins Zimmer kam.
,,Ich hab den Arzt gerufen. Er kommt in 5 Minuten."
Tatsächlich kam er keine Minute zu spät und packte schon alles aus was er brauchte.
Still sah ich ihm dabei zu, wie er sich ans Werk machte.
Miguel legte den Kopf in den Nacken und ließ ihm die Arbeit machen.

Wortlos beobachtete ich sein Gesicht, das relativ entspannt aussah, doch ab und zu zuckte er leicht zusammen und verzog das Gesicht.

In deinem SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt