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,,Cosi!" Freudig rannte Lia auf mich zu und umarmte mich.
Fest drückte ich sie an mich.
,,Papa wollte mich gestern holen. Hat er mich vergessen?", fragte sie jetzt.
Ich biss mir auf die Wange.
,,Warum soll er dich vergessen Schätzchen. Er musste länger bei der Arbeit bleiben.", log ich sie an.
,,Holt ihr mich dann heute ab?", fragte sie jetzt.

Ich schluckte.
,,Tut mir leid, Kleines." Meine Stimme klang belegt.
Traurig sah sie mich an.
,,Warum?"
Meine Nase brannte verräterisch.
Ich schluckte.

Ich drückte ihre Hände.
,,Weißt du, Papa würde dich sehr gerne abholen" meine Stimme zitterte.
,,Aber..."

Ich brach ab.
Ich konnte es ihr nicht sagen.
Ich wollte ihr nicht dabei zusehen wie sie in Tränen ausbrach.
Nicht jetzt. Nicht wo ich selber mit mir zu kämpfen versuchte.

,,Er wird kommen", log ich sie stattdessen an und fühlte mich jetzt auch deswegen schlecht.
Warum machte ich ihr unnötig Hoffnungen?
Sie lächelte leicht und nickte.
,,Dann warte ich bis er kommt."

Mein Herz zeriss.
Ich biss mir auf die Wange um meine Tränen zurückzuhalten.
,,Ich muss jetzt in die Schule, okay? Lässt du mich gehen?"
Lia nickte.

Sofort erhob ich mich und lächelte sie an, ehe ich mich schnell umdrehte und eilig davon lief, bevor ich mich noch verriet.
Miguel wartete draußen auf mich.
,,Ich habs ihr nicht sagen können", hauchte ich eher zu mir selber.
Langsam fasste er nach meinem Arm.
,,Du brauchst Zeit, Bella", sprach er sanft.
Ich nickte schwach und lief langsam mit ihm aif sein Auto zu.

○○○
Miguel hatte mich wieder bei sich zu Hause abgelassen, bevor er selber wieder verschwunden war mit dem Versprechen, dass er am Abend wieder da sein würde.

Etwas überfordert stand ich im Flur rum, als mich eine Bedienstete begrüßte.
,,Brauchen Sie was?", fragte sie mich.
Ich schüttelte dankend den Kopf, bis mir mein Handy einfiel.
,,Ich brauche eventuell einen Ladekabel.", meinte ich jetzt und zeigte ihr mein Handy.

Sofort nickte sie.
,,Ich kann Ihnen meinen geben. Warten Sie bitte kurz", gab sie schnell als Antwort und lief schon davon.
Im Haus war es ziemlich still, bis auf ihre Schritte, die sich von mir entfernten.
Und ich fühlte mich ehrlich gesagt komisch, weil ich die einzige in diesem Haus war.
Als würde es mir gehören.

Ich hätte nichts dagegen.

,,Bittesehr. Sie können es auch gerne behalten", sagte jetzt die Angestellte zu mir, sobald sie wieder zurückkam.
Dankend nahm ich ihr den Kabel entgegen.
,,Es wäre mir angenehmer, wenn Sie mich nicht siezen würden", erwähnte ich noch.
,,Dann würde es mich freuen wenn Sie mich ebenfalls nicht siezen würden. Ich heiße Jonna", sagte sie jetzt.
,,Cosima", stellte ich mich vor.
,,Schöner Name. Ich würde gerne mehr über Sie erfahren, aber ich muss jetzt der Arbeit nachgehen."

Und schon war sie weg.

Ich lief die Treppen nach oben und sah mich im Flur umher.
Ich hatte gestern überhaupt nicht aufgepasst. Welche von den Türen war das Zimmer gewesen, in dem ich gelegen hatte?
Seufzend entschied ich mich dazu einfach in Miguels Zimmer zu verschwinden.

Ich schloss die Tür hinter mir und sah mich im Zimmer um.
Hier roch es angenehm nach Miguel. Ich liebte sein Duft. Es beruhigte mich.

Mein Blick fiel auf den Stecker neben dem Bett.
Schnell schloss ich mein Handy dort an und wartete ungeduldig darauf, dass mein Handy sich öffnete.
Tami hatte sicher versucht mich zu erreichen.

Meine Vermutung bestätigte sich als ich den PIN eingab und sofort sah, dass ich 5 Mal angerufen wurde und 7 Nachrichten hatte.

Ein Anruf war von Miguel gewesen. Um die Uhrzeit wo ich zuhause gewesen war. Er hatte mir auch zwei Nachrichten hinterlassen.
Der Rest war von Tami.

Cosima?

Ich hab versucht dich anzurufen. Warum gehst du nicht ran?

Wie geht es dir?
Ich hab es mitbekommen.

Cosima wo bist du?

Ich muss dich sehen.

Das waren ihre Nachrichten.
Hatte sie von Dad gehört? Meinte sie das?
Ich musste sie auch sehen. Ich brauchte sie jetzt.

Ich wartete noch bis mein Handy genug Akku hatte. Währenddessen lief ich in Miguels Zimmer rum.
Er hatte einen Balkon und sein eigenes Bad.
Ein Sofa stand in der Ecke, das ziemlich gemütlich war, bemerkte ich.
Außer seinem Schrank und dem Bett war noch ein Tisch vorzufinden.
Als ich mich dem näherte erkannte ich ein Bild in der Ecke.

Seine Schwester und er.

Jetzt wo ich die zwei nebeneinander sah erkannte ich gewisse Ähnlichkeiten.
Warum wusste niemand dass sie Geschwister waren?
Sie gingen auf die gleiche Schule, doch ich hatte sie kein einziges Mal gemeinsam gesehen.

Ich löste mich von dem Bild und lief auf mein Handy zu.
31%
Das sollte reichen.
Ich nahm mein Handy zur Hand und lief aus dem Zimmer, die Treppen runter.
Ich öffnete die Haustür und trat in den Vorhof.
Hinten sah ich einen Mann im Anzug.
Wahrscheinlich ein Bodyguard.

Ohne auf etwas zu achten lief ich auf das Gartentor zu und schrieb derweil Tami, ob wir uns im Park treffen könnten.
In dem Moment erkannte ich schwarze Schuhe vor mir und sah auf.
,,Miss, wohin gehen Sie?"
Vor mir stand ein weiterer Bodyguard, der mich fragend beobachtete.

Ich hob die Augenbrauen.
,,Äh raus. Wenn Sie bitte zur Seite gehen würden."
Er bewegte sich jedoch keinen Millimeter.
,,Sie dürfen nicht alleine das Grundstück verlassen.", sagte er nun.
Spöttisch blickte ich ihn an.
,,Was hat Sie das zu interessieren?"

Der Muskelprotz ließ sich nicht von meinem Spott beirren und redete monoton weiter.
,,Señorito Miguel sollte Sie eigentlich darauf angesprochen haben, Miss. Sie dürfen nicht alleine raus."
Jetzt erinnerte ich mich wieder daran, wie Miguel mir gesagt hatte, dass ich draußen nicht sicher wäre.

Und obwohl ich dessen bewusst war wurde mir wieder klar, dass Miguel ein Mafioso war.

Ich sah den Bodyguard an.
,,Ich muss aber raus. Dann begleiten Sie mich eben."
Der Mann schüttelte den Kopf.
,,Ich kann Sie nicht begleiten Miss, aber wenn Sie kurz warten schicke ich jemanden her."
Ich seufzte genervt.
,,Dann warte ich halt."

In deinem SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt