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,,Morgen, Süße", begrüßte ich meine Schwester, sobald ich fertig geduscht das Zimmer betrat und sie wach auf dem Bett saß.

Sie lächelte und kam auf mich zu um im nächsten Moment ihre Arme um mich zu legen.
,,Na, wie geht es dir heute?", fragte ich sie, während ich schnell die Schultasche packte.
,,Mir geht es gut. Hast du wieder verschlafen?", fragte sie als sie meine Eile bemerkte.

Seufzend sah ich sie an. ,,Ja, mal wieder. Davon sollst du dir kein Vorbild nehmen.", erklärte ich ihr und sie grinste.
,,Werde ich nicht."

Ich nahm meine Tasche, fasste Lia an der Hand und lief die Treppen runter. Normalerweise würde sie länger schlafen können, immerhin war sie ja noch 5 und hatte nichts zu tun, aber sie wollte mich unbedingt vor der Schule sehen. Und wenn sie dies verpasste war sie den ganzen Tag bis ich wieder kam mies drauf.

Ich betrat die Küche wo Dad wohl seinen guten Tag hatte, denn er bereitete mir Vesper vor. Als er uns sah lächelte er uns an. ,,Na meine Vögel? Habt ihr gut geschlafen?"
Ich nickte nur, während Lia schon anfing ganz aufgeregt davon zu erzählen, was sie geträumt hatte. Schon komisch, dass sie sich an gefühlt jeden Traum erinnern konnte während ich nicht mal ansatzweise wusste ob ich geträumt hatte oder nicht.

Dad reichte mir mein Vesper das ich dankend entgegen nahm und in der Tasche verstaute.
,,Dann geh ich mal", sprach ich aus und drückte Lia einen Kuss auf den Haarscheitel und Dad tat es bei mir.
,,Pass im Unterricht auf!", rief mir Dad noch hinterher, was ich mit einem ,,Mach ich!" erwiderte.

Gerade als ich die Tür öffnete klingelte es und sofort erblickte ich Meli vor mir. Sie war Lias Betreuerin, Pflegerin oder wie auch immer man es nennen mag und passte auf Lia auf, wenn Dad arbeiten und ich in der Schule war.

,,Hey Meli", begrüßte ich sie und zog sie in eine Umarmung.
,,Hey Cosima. Dein Dad ist noch da", sprach sie ihre Vermutung aus und ich nickte.
,,Er wird auch bald gehen. Und ich muss jetzt auch fort, bevor ich die Bahn verpasse", erklärte ich und verabschiedete mich gleich von ihr um zur U-Bahn zu sprinten.

○○○

,,Cos!" Tamara drückte mich in eine innige Umarmung, was ich herzlich erwiderte, ehe sie mich wieder losließ.
,,Dir auch einen guten Morgen", meinte ich, was sie zurückgab.
,,Ich muss noch zum Spind. Kommst du mit?"
Sie nickte mir zu und zusammen bahnten wir uns einen Weg in die Schule, wo wohl vergessen wurde zu lüften, denn es stank nach ungepflegten Körpern.

Ich zog mein Spind auf und fischte mir das Mathebuch raus, das ich zu Hause nicht gefunden hatte und knallte es achtlos wieder zu.
,,Denkst du, du kannst heute zu mir?", fragte mich Tami auf dem Weg in den Unterricht.
Ich schüttelte den Kopf während ich mit Mühe an den Schülern vorbeiging, die wohl das Wort Platzmachen nicht kannten.
,,Geht nicht. Meli kann Donnerstags nicht so lange bleiben. Ich muss bei Lia sein", erklärte ich und sie nickte bloß.

Seufzend betrat ich das Klassenzimmer, wo es schon ziemlich besser duftete als auf dem Flur und schmiss mich auf den Platz.
,,Die Laune in Person", grinste Tami mich an und ich streckte ihr die Zunge aus.

Als ich mein Blick hob kam gerade Darío in den Raum und beim Vorbeigehen streifte sein zu niedrig eingestellter Schulsack meine Tischplatte und förderte alle Hefte zu Boden, die ich ausgepackt hatte. Genervt sah ich ihm nach, was ihn jedoch nicht zu jucken schien.
Ich hatte auch kein Bock mit ihm auf eine Konversation und hob meine Sachen wieder auf, doch Tamara sah das ganze anders.

,,Keine Augen im Kopf, oder was?", fing sie schon an und Darío drehte sich um.
,,Redest du mit mir?", fragte er spöttisch.
,,Ja, du Fischkopf!", schoss es aus ihr was mich dazu veranlasste die Lippen fest aufeinander zu drücken.
Darío Blick verdüsterte sich und beide fingen an im Blickduell zu kämpfen.

,,Tami, lass gut sein", versuchte ich sie davon abzubekommen, aber sie ließ sich nicht davon beirren und glotzte Darío immernoch wütend an. Hätte sie mich stundenlang mit dem Blick angesehen hätte ich gelacht.

Erst als Miss Martin die Tür hinter sich zuzog und uns laut begrüßte kam sie auf die Idee die Augen von dem Idioten zu lösen und sich hinzusetzen.
,,Was denn?", hauchte sie, als sie meinen Blick sah.

,,So, wer die Hausaufgaben nicht gemacht hat soll es mir schon von vornherein sagen. Ansonsten gibt es noch mehr Strafarbeit. Ach, und sind alle da.. Nein, natürlich nicht. Weiß jemand wo Miguel ist? Ich habe keine Entschuldigung bekommen. Und so wie ich sehe fehlt Malek auch.", ratterte unsere Mathelehrerin runter während sie ihren Blick durch die Klasse schweifen ließ. Und die gerunzelte Stirn ließ sie alt aussehen.

,,Also gut. Wenn niemand weiß wo die Beiden wieder stecken, was mich überhaupt nicht wundert, können wir ja anfangen." Dabei sah sie Darío extra nochmal intensiv an, als wollte sie sagen, dass sie weiß dass er weiß wo seine Kumpels waren.

Dann wandte sie sich ab und schlug ihr Buch auf.
In dem Moment klopfte es stark und die Tür wurde aufgerissen.
Miss Martin klatschte in die Hände. ,,Ach Miguel. Immerhin bis du doch gekommen", meinte sie ironisch während er sich überhaupt nicht davon beirren ließ und ganz lässig an mir vorbei in die hintere Reihe zu Darío lief. Dabei atmete ich sein Duft aus Zigaretten und leichtem Parfum ein.
Ich hätte mich auch gewundert wenn er nicht nach irgendwelchen Drogen riechen würde.

Miss Martin beäugte ihn, bis er hinten Platz genommen hatte. ,,Ich hoffe dir ist bewusst, dass deine Noten absacken. Zumindest in Mathe kann ich dir das klar und deutlich sagen. Es wäre für dich von Vorteil wenn du mehr Respekt und Verantwortung zeigen würdest. Und du kannst damit rechnen, dass ich dir jemanden zuteilen werde, der dir Nachhilfe gibt."
Ein Raunen war in der Klasse zu hören, was mir versicherte, dass niemand wirklich Lust darauf hatte, ihm Nachhilfe zu geben.

Ich drehte mich zu Miguel um, nur aus Neugierde wie er Miss Martins Vorschlag fand. Aber er hatte seine Tasche auf dem Tisch abgelegt und wäre ich jetzt taub hätte ich gedacht, dass Miss Martin mit jemand ganz anderem gesprochen hatte, denn Miguel sah ziemlich gelangweilt und desinteressiert aus.

Das schien auch die Miss zu sehen, denn sie seufzte genervt und fing einfach mit dem Unterricht an.
 

Da ist jemand wohl ziemlich respektlos, was?

In deinem SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt