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Als ich die Tür zur Schulbibliothek aufdrückte und eintrat erkannte ich schon Miguel am Fenster. Er stand am offenen Fesnter und rauchte, was sich auch im Zimmer ziemlich bemerkbar gemacht hatte. Er nahm noch einen letzten Zug aus seiner Zigarre und ließ es dann aus dem Fenster fallen als er mich sah. Etwas verwundert hob ich die Augenbrauen.

Seit wann rauchte er hier und nicht draußen?
Warum war er wieder früher da als ich?

Ich schob meine Gedanken zur Seite und nahm schließlich an einem Tisch Platz. Miguel setzte sich direkt neben mich und überraschte mich zum weiteren Mal als er sein Block herausholte.
Verwundert drehte ich mein Kopf zu ihm und sah ihn an.
Er blickte mich jedoch nicht arrogant an sondern hatte einen normalen Blick drauf.

Und weil ich mir nichts verkneifen konnte machte ich mein Mund auf.
,,Bist du heute krank oder so?"
,,Nein, warum?"
Er hatte mir ernsthaft Normal geantwortet!

,,Du warst wieder vor mir hier, hast sogar hier geraucht weil du eben vor mir da sein wolltest, wahrscheinlich.
Du hast dein Block dabei den du ohne dass ich dich auffordern musste rausgeholt hast. Und du schaust nicht so selbstverliebt. Und von deinen komischen Bemerkungen habe ich auch noch nichts gehört. Du bist eindeutig krank."

Miguel hob die Augenbrauen und schmunzelte leicht. Seine grünen Augen funkelten mich an.
,,So schlimm?"
Ich hob meine Hände.
,,Auf gar keinen Fall. Du kannst gerne so weiter machen. Nur ist das nicht deine Art."

Er leckte sich über die Unterlippe.
,,Ich versuche dich zu respektieren. Du bist ja immerhin meine Nachhilfelehrerin.", meinte er schließlich.
Ich sah ihn skeptisch an.
,,Du versuchst es?"
Er nickte und kam mir jetzt näher.
Den Geruch von seiner letzten Zigarre nahm ich jetzt stärker wahr und nich dazu den Geruch von Moschus.
,,Ja, denn ich würde gerne andere Sachen mit dir machen."

Als die Worte bei mir ankamen riss ich empört die Augen auf und schob ihn von mir.
Amüsiert sah er mich an.
,,Fick dich", murmelte ich.
,,Nur wenn du dabei bist.", raunte er mir zu.
Mein Mund klappte beinahe auf.

Energisch stand ich auf und hatte wirklich vor die Schulbibliothek zu verlassen, doch Miguel griff aprubt nach meinem Arm und förderte
mich auf den Stuhl zurück.
,,Wohin denn? Ich brauche deine Hilfe.", sprach er aus und für mich klang das ehrlich gesagt zweideutig. Ganz bestimmt hatte er es auch so gemeint, denn seine Mundwinkel zuckten nach oben.

Ich nehme alles wieder zurück, er war nicht krank! Ihm ging es BESTENS!

Wütend schüttelte ich seine Hand ab und sah ihn vernichtend an.
,,Noch eine solche Aktion und du wirst keine Kinder mehr zeugen können. Dafür werde ich sorgen", drohte ich was ihn jedoch leise auflachen ließ.
Ich hätte mich auch gewundert wenn er mich ernst genommen hätte.
Sauer strich ich mir die Haare nach hinten und schlug das Buch auf.

Tief atmete ich ein um mich zu beruhigen, denn immerhin musste ich das Arschloch neben mir eine Stunde am Hals haben.
Ich hatte das alles doch nicht verdient! Warum musste ich ausgerechnet die Arroganz von dem dulden?

○○○
Ich setzte meine Brille ab.
Seufzend legte ich mein Kopf auf der Tischplatte ab ehe ich sie wieder hob.
,,Du rechnest wieder falsch. Ich hab vor exakt zwei Minuten gesagt, dass du diese zwei Ziffern im Integral umtauschen musst." Dabei zeigte ich mit dem Finger auf seine Rechnung.
Miguel war schon lange nicht mehr der Miguel vor 50 Minuten. Seine ,,gute Laune " hatte ihn verlassen und er machte die Aufgaben nur noch genervt mit. Ob er mir zuhörte bezweifelte ich.

Seine Augen fanden meine und ich sah wieder etwas Kaltes in dem Grün. Der Junge war mir ein Rätsel.
,,Wir machen nächstes Mal weiter", meinte er und packte sein Stift weg.
Energisch legte ich meine Hand auf sein Block um ihn daran zu hindern diesen auch noch wegzupacken.
,,Diese Aufgabe wird jetzt erledigt."
Plötzlich schob er unsanft meine Hand weg und sah mich an.
,,Wir machen nächstes Mal weiter!", stellte er erneut klar. Seine Stimme klang gereizt.

Er verstaute sein Block im Ranzen und beugte sich zu mir. Sein Mund fand mein Ohr. Ich hielt die Luft an.
,,Widersprich mir nicht nochmal, Chica", flüsterte er mir zu und stand schließlich auf.
Perplex fuhr ich mir über mein Ohr und sah ihm hinterher.
Ich schloss die Augen und atmete tief ein. Falls der Junge dachte dass ich ihn respektiere täuschte er sich gewaltig. Seine Drohungen gingen mir am Arsch vorbei und das würde ich ihm irgendwann schon deutlich machen.

Ich würde gerne mal seine Eltern kennen lernen um zu schauen ob die daran Schuld waren dass der Junge so arrogant war.
Frustriert packte ich meine Sachen zusammen.
Ich hatte es wirklich satt, dass jede Nachhilfestunde so endete.
Aber was hatte ich denn erwartet? Ich könnte wohl eher froh sein, dass Miguel doch ein wenig Anstand hatte und wenigstens zu seiner Nachhilfe erschien.
Naja, auch wenn es heute die erste Stunde war die wirklich eine Stunde ging.

Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass ich noch Zeit hatte bis die Bahn ankam.
Ich drückte die Tür auf und betrat das Freie.
Meine Augen wanderten Richtung Schülerparkplatz und ich sah wie Miguel gerade in seinen Wagen stieg.

Dann startete er den Wagen und brauste an mir vorbei.
Mürrisch sah ich ihm nach.
Arrogant, Reich, Herzensbrecher, schwanzgesteuert, und und und.
Sein Aussehen hatte er definitiv nicht verdient, aber er war leider doch viel zu attraktiv.
Das war nicht fair.

In deinem SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt