4

2K 55 9
                                    

Ich sah direkt in Dads rote Augen.
Er hatte wieder gekifft.

Ohne mich zu beachten zog er die Schuhe aus und taumelte dabei.
Erst als er an mir vorbeiging merkte er dass ich hier stand.
,,Ah ragazza. Da bist du ja", grinste er mich an und zog mich dabei in eine aprubte Umarmung. Meine Arme jedoch hingen schlaff herunter und ich atmete Marihuana und Alkohol ein.

Ich schloss traurig die Augen und schob Dad von mir.
Er schwankte leicht und fasste sich an sein Bauch.
Dann drehte er sich um und lief ins Wohnzimmer.
,,Ich hab Hunger!", brüllte er mir beinahe hin.

Ich sah kurz die Treppen hoch ehe ich in der Küche verschwand um Dad was zu bringen.

Seufzend lehnte ich mich gegen die Theke und schloss meine glasigen Augen. Seit Mom tot war hatte sich in den 5 Jahren nichts verändert. Moms Tod hatte uns alle mitgenommen. Ich hatte mich für fast zwei Monate nicht mehr in der Schule blicken lassen, wollte weder was essen noch reden. Ich war total verschlossen gewesen, doch ich hatte zum Glück schnell bemerkt, dass das Leben weiterging.

Eher hatte mir Lia leid getan. Sie war noch erst paar Wochen alt und es hatte mir sehr geschmerzt, dass sie ohne eine Mutter aufwachsen musste. Und man sah es ihr immernoch an, dass sie es manchmal wirklich schwer hatte, denn wie jedes kleine Kind suchte sie nach einer Mutter. Die liebevoll mit ihr umgehen würde und sagen würde wie gerne sie sie hatte. Deswegen mied sie auch den Kindergarten. Es war ihr einfach zu viel gewesen, wie jedes Kind von seiner Mutter erzählte und wie sie tagtäglich zusehen musste wie die Kinder von ihren Müttern abgeholt wurden.

Und Dad hatte sich einfach den Drogen hingegeben. Er hatte angefangen zu Kiffen und zu trinken. Er kam so gut wie jeden Tag betrunken nach Hause und wollte nichts von uns wissen. Und erst garnicht von Lia, denn Dad beschuldigte sie für Moms Tod.
Ich musste Lia jeden Tag vor Dad verstecken, denn sobald er sie sah wollte er sie angreifen und wahrscheinlich tot schlagen.

Als er dann endlich mal begriffen hatte, dass Lia ein Baby und keine Schuld mit sich tragen konnte hatte er damit aufgehört. Aber nur dann, wenn er nüchtern war. Zum Glück hatte er sein Konsum etwas auf die Reihe bekommen und kam nicht mehr sooft stinkig nach Hause. Denn wenn es der Fall war wollte er Lia nicht sehen und deswegen hoffte ich jetzt, dass sie nicht runterkam.

Schnell wischte ich über meine feuchte Wange und brachte Dad einen gehäuften Teller Spaghetti von gestern.
Sein wütender Blick ließ mich wissen, dass ich ihn zu lange warten gelassen hatte.

Schnell verschwand ich nach oben und drückte die Tür hinter mir zu.
Lia saß auf ihrem Bett und sah niedergeschlagen zu mir. Sie hatte wohl gemerkt, dass Dad vollgedröhnt war.
,,Ist er sauer?", hauchte sie.

Lia wusste, dass Dad sie an solchen Tagen nicht gerne hatte. Allerdings wusste sie nicht, dass er sie gerne umbringen würde, wenn er sie sehen würde und seit 5 Jahren hatte ich es immer hinbekommen Lia vor ihn zu  beschützen. Auch wenn ich selber dabei in Gefahr geriet. Aber ich hatte Angst es nicht mehr zu schaffen. Ich hatte immer Angst, nicht rechtzeitig dazusein wenn Lia in Gefahr war und Dad vor Wut und Schmerz nichts mehr sah.

Ich blinzelte ein paar Mal und schluckte.
Ich kniete mich zu Lia und nahm ihre kleinen Hände in meine. Schwer konnte ich meine Tränen zurückhalten und schluckte erstmal, um etwas gescheites rauszubekommen.
,,Ein bisschen", antwortete ich ihr und strich ihr durch die Haare.
,,Aber du spielst jetzt mit deinen Puppen und ich mache dann meine Hausaufgaben", versuchte ich sie davon abzulenken.
,,Und wenn ich fertig bin, dann kann ich ja mitspielen, oder?"

Sie nickte und lächelte leicht, aber mir kam es eher so vor als würde sie es tun, um mir nicht zu zeigen, dass meine Ablenkung nichts gebracht hatte.
,,Ich bin froh dass du meine große Schwester bist", murmelte sie und lächelte leicht.
Ich strich ihr behutsam über den Kopf ehe ich sie umarmte.
,,Ich auch, Kleines", gab ich zurück und stand auf.
,,Also dann. Ich Hausaufgaben du spielen", forderte ich sie auf und lief auf mein Schreibtisch zu.

Ich konnte noch sehen wie sie traurig seufzte und sich dann zu den Puppen hinsetzte.
Gerne würde ich ihr ein normales Leben schenken wollen.
,,Kinder verfügen über zwei Superkräfte, welche die meisten Erwachsenen verloren haben. Die bedingungslose Liebe und das völlige Fehlen von Vorurteilen", hatte Mom mal gesagt. Und wie Recht sie damit hatte. Manche ihrer Sätze verstand ich erst neu und dieses gehörte auch dazu.

Lia liebte Dad, egal was er für sie empfand. Und es machte sie unendlich traurig, dass sie nicht die selbe Zuneigung von ihm bekommen konnte. Doch sie war nicht vorurteilig.

○○○

Ich lief leise die Treppen runter und lugte ins Wohnzimmer. Dad hatte das Teller aufgegessen und neben den Teller stand eine Alkoholflasche. Woher die kam wusste ich nicht, den  zu Hause gab es von den dreckigen Zeugs nicht.

Leise tapste ich zu Dad, der mit offenem Mund auf der Couch schlief und durchsuchte seine Jacke, die er vorhin vor Faulheit nicht ausgezogen hatte.
Vorsichtig durchsuchte ich seine Jackentaschen nach Joints und tatsächlich fand ich zwei.
Klar würde Dad sich draußen neue besorgen, aber es außerhalb seiner Reichweite zu schaffen war immer das beste. Vermissen würde er sich nicht.

Schnell lief ich in die Küche und ließ sie im Müll verschwinden. .

Ich nahm die dünne Decke aus Dads Kleiderschrank und deckte ihn damit leicht zu.
Mit einem letzten seufzenden Blick verschwand ich wieder nach oben zu Lia, die sich ebenfalls hingelegt hatte und tief und fest schlief.

Ja, wer hat es vermutet?

In deinem SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt