Ohne jedoch auf ihn zu achten packte ich jetzt Lia auf den Schoß und rannte die Treppen hoch.
Mein Herz war aus dem Rythmus geraten und ich hatte Angst.
Ein Blick zu Lia reichte mir um zu wissen, dass sie mehr Panik hatte als ich. Und ein kleines Kind sollte sowas nicht erleben! Wie sollte sie damit klar kommen!
Eine Träne löste sich aus meinem Auge.Ich hörte Dad uns hinterherpoltern und im nächsten Moment hatte er mich am Arm gepackt.
Ich riss die Augen auf und handelte geistesgegenwärtig.
Mit einem Mal setzte ich Lia auf dem Boden ab, die schon weinte, und forderte sie auf ins Zimmer zu rennen, während ich mit dem Arm den Dad erwischt hatte in seine Richtung schlug.Durch die aprubte Bewegung ließ er mich los und schwankte. Als er merkte dass Lia nicht mehr bei mir war und sie ins Zimmer rennen sah wollte er an mir vorbei, doch ich schubste ihn an der Brust zurück.
Wenn er mich überwinden würde wäre er in sekundenschnelle im Zimmer, denn der Schlüssel war nicht im Schloss. Das war mir jetzt eingefallen. Selbst wenn hätte Dad die Tür eingerammt.,,Geh mir aus dem Weg, ragazza! Sie hat deine Mutter umgebracht!", brüllte Dad, doch ich packte ihn am Arm und schubste ihn zum weiteren Mal zurück.
Ich machte ihn gerade wütend auf mich, doch für Lia hatte ich keine andere Wahl.
,,Hör auf Dad", schrie ich ihn an.
Seine Augen waren rot und sein Gesicht war zornig.
,,Wegen ihr ist sie gestorben!"
,,Dad, sie war ein Baby!"
Bevor er nochmal der Tür nahekommen konnte zog ich ihn mit aller Kraft am Arm die Treppen runter.Doch auch wenn er gekifft hatte und taumelte war er stärker als ich. Er versuchte sich von mir zu lösen.
Also tat ich etwas was ich bis jetzt nie getan hatte. Ich dachte nicht lange nach. Ich nahm mir die Vase in die Hand und schlug ihm hart auf den Hinterkopf. Die Vase zersprang und die Scherben verteilten sich überall.Ich hauchte laut aus.
Mit geweiteten Augen sah ich Dad an, der benommen nach seinem Hinterkopf fasste und schließlich seine Beine nachgaben, bis er schließlich die letzten zwei Stufen runterfiel und auf dem Flur liegen blieb.Mein Atem ging stoßweise.
Langsam ließ ich meine Hand sinken.
Ich merkte wie ich zitterte.
Ich lief die letzten Stufen runter und kniete mich vorsichtig zu meinem Dad.
Vorsichtig fasste ich an sein Puls.
Erleichtert schloss ich die Augen und atmete laut aus.
Sachte drehte ich ihn um und tastete sein Hinterkopf nach Blut ab.
Ich hatte nicht gemerkt dass ich weinte, bis der Tropfen auf meiner Wange kitzelte.
Meine Hand wurde leicht rot, doch es war nicht schlimm.Ich betrachtete die Scherben auf dem Boden. Jetzt hatte ich keine Zeit sie aufzuräumen. Ich musste hoch zu Lia.
Wer weiß in was für einem Zustand sie war.Vorsichtig stieg ich über die Scherben die Treppen hoch und ließ mein Vater dort liegen.
Als ich aprubt die Zimmertür öffnete zuckte Lia zusammen, doch als sie mich sah wurde sie erleichtert.
Sie sah aber kein bisschen in Ordnung aus. Völlig verheult stand sie da und in ihrem Gesicht war die Furcht deutlich geschrieben.Sofort lief ich auf sie zu, kniete mich hin und zog sie auf mein Schoß.
,,Alles in Ordnung, Kleines. Alles in Ordnung."
Sachte strich ihr über den Rücken.
Ich merkte wie sich ihre kleinen Hände in meinen Rücken krallte und mich fester umarmte.
Ich spürte ihren schnellen Puls und ich hörte sie leise weinen.
Mein Herz setzte aus. Schmerzerfüllt drückte ich sie noch mehr an mich.Langsam versuchte ich sie von mir zu schieben, doch sie ließ es nicht zu und packte mein Shirt fester.
Also rutschte ich langsam mit ihr auf dem Schoß Richtung Bett, um mich dagegen anzulehnen.Immer wieder sprach ich ihr beruhigend zu und merkte wie sie immer ruhiger wurde.
Als sie es schließlich zuließ schob ich sie etwas von mir und nahm ihre Wangen in die Hand. Mit dem Daumen wischte ich ihre Tränen weg, die mir im Herz brannten.Lia sah mich an.
,,Verletzt?"
Ich schüttelte den Kopf.
,,Ich bin nicht verletzt."
,,Doch, du bist verletzt.", sagte sie und schluchzte kurz.
Ihre zierliche Hand wanderte zu meiner Wange und als sie diese berührte zischte ich kurz auf, als es brannte.,,Was ist denn da?", fragte ich und stand derweil auf um mich im Spiegel anzusehen.
Außer dass ich chaotisch aussah zierte ein etwa 3cm langer Schnitt meine linke Wange.
Sie war nicht tief und blutete auch nicht stark. Das Blut hatte sich nur minimal verschmiert.
Seufzend wandte ich mich wieder an meine Schwester, die traurig zu mir aufsah.Schnell kniete ich mich hin.
,,Das war nicht Papa gewesen. Ich hab das ausversehen selber getan", erklärte ich. Der Schnitt musste wohl von der Vase kommen, die jetzt kaputt war. Eine Scherbe hatte mich wohl an der Wange geschnitten.
Mein Handgelenk fiel mir auf und ich merkte dass sie ziemlich rot war. Das war aber Dad gewesen.Erschöpft sah ich wieder auf und merkte die Müdigkeit in Lias Gesicht.
,,Sollen wir schlafen?"
,,Bleibst du auch bei mir?"
Ich nickte.
Einverstanden nickte sie und ich hob sie hoch um sie aufs Bett zu legen.
Vorsichtig legte ich mich daneben und legte meine Arme um sie damit sie sich geborgen fühlte.
Ohne zu zögern kuschelte sie sich an mich.Schon nach einigen Minuten hörte ich sie regelmäßig atmen.
Seufzend löste ich meine verstauten Tränen, die ich vor Lia verborgen hatte, und ließ sie meine Wangen runterlaufen.
Es wäre wirklich das Beste für Lia, wenn sie nicht mehr mit Dad unter einem Dach leben würde.Ich wischte mir die Tränen weg und löste mich langsam von meiner Schwester. Ich sollte mich um die Scherben und um Dad kümmern.
😶
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In deinem Schatten
ChickLitBand II von - Gib mir deine Seele -, kann aber auch unabhängig davon gelesen werden. (Keine fortführende Geschichte) ,,Du redest so als hätte nur ich dich geküsst." Seine Stimme war rau und erschauderte mich. Er kam noch einen Schritt auf mich zu. ...