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Ich hatte mich zu einer Kugel geformt und lag seit Ewigkeiten in der selben Position auf dem Bett.
Stumm rannen mit immer wieder die Tränen runter.

Mein Vater tauchte vor meinen Augen auf.
Mein Schwester bescherte mir Unruhe.
Die schrecklichen Szenarien ließen mich nicht los.

Ich hörte wie sich leise die Tür öffnete. Dann hörte ich Schritte auf mich zukommen, doch ich sah nicht auf.
Erst als sich die Person neben mich setzte und zu sprechen begann erkannte ich sie.

,,Cosima, bist du wach?"
Ich schniefte leicht und nickte.
,,Ich hab dir Suppe gebracht. Und Miguel hat mich angerufen. Ich soll dir sagen, dass es deiner Schwester gut geht. Sie sei im Jugendamt."

Ich drehte mich zu Miguels Mutter um.
Kraftlos richtete ich mich auf und wischte über meine Nase.
Ihre mitfühligen Blicke betrachteten mich.

,,Wo ist er jetzt?", fragte ich leise.
Leicht lächelte sie.
,,Er wird in einer Stunde etwa hier sein", informierte sie mich.
Ich sah die Frau vor mir an.
Ihr freundliches Gesicht.
Ihre Schönheit.
Miguel hatte seine Augen definitiv nicht von ihr, denn ihre waren braun, aber strahlten wahre Schönheit aus.

Wusste sie auch, dass ihr Sohn jemanden umgebracht hatte?

Ich nahm mein Blick von ihr und sah auf die Bettdecke.
Ich könnte mein Zuhause nie wieder betreten. Die Szenarien die sich dort abgespielt hatten waren zu horrorhaft gewesen.

Ich spürte eine Hand auf meinem Arm.
,,Iss die Suppe bevor sie kalt wird. Ich lass dich mal alleine.", sprach Sydney zu mir.
Schwach nickte ich. Jedoch bezweifelte ich, dass ich jetzt was runterwürgen könnte.

Sie stand auf und verließ daraufhin das Zimmer.
Abgeneigt sah ich zu der Suppe.
Langsam warf ich die Decke von mir und schwang meine Beine auf den Boden.
Ich fühlte mich schwach und kraftlos.
Seufzend stand ich auf und lief mit langsamen Schritten auf das große Fenster zu.

Kurz davor blieb ich stehen und schlang meine Arme um mich.
Der Himmel hatte schon die rötliche Farbe eingenommen und strahlte sie auch ins Zimmer.
Ich ließ mein Blick über die mir angebotene Sicht schweifen.
Unten sah ich den Garten und zwei Männer in Anzug.
Sonst sah ich nichts besonderes außer ein weiteres Haus, oder eher eine Villa, und hier und da noch Bäume.

Tief versuchte ich Luft zu nehmen und beobachtete versunken den Himmel, der immer dunkler wurde.
Fragen über Fragen kamen mir auf. Doch ich konnte keins von ihnen beantworten.

Ich schloss meine vollen Augen, aus denen sich jetzt Tränen lösten.
Mir kam es so vor als würde ich die ganze Last der Welt auf dem Rücken tragen.
Ich fühlte mich alleine und zurückgelassen. Ich fühlte mich leer.
Ich wischte über meine Wangen.

Ein Auto fuhr in das Grundstück rein und die Scheinwerfer blendeten mich leicht. Er verschwand im hinteren Teil, den ich von hier nicht sah.

Nach weiteren Minuten hörte ich, wie sich leise die Tür öffnete.
Ich erkannte Miguels Figur an der Fensterspiegelung.
Er kam auf mich zu und blieb schließlich dicht hinter mir stehen.

Ein paar Sekunden verstrichen in Stille.
,,Geht es dir besser?", hörte ich jetzt seine leise raue Stimme.
Ich wartete kurz bis ich leicht nickte.
,,Ich denke schon.", hauchte ich.

Miguel trat noch einen Schritt auf mich zu sodass ich jetzt seine Brust an meinem Rücken spürte und legte im nächsten Moment seine Arme um mich. Sanft strich er über meine Hand, die er mit seiner umschlossen hatte.

Seine Nähe tat mir gut. Es beruhigte mich und gab mir die Stütze die ich brauchte.
Leicht lehnte ich mich an ihn um ihm zu zeigen, dass er nichts Falsches tat.

,,Wo ist meine Schwester?", flüsterte ich.
,,Im Jungendamt. Es wäre gut wenn sie auch dort bleibt. Sonst hätte ich sie natürlich zu dir gebracht.", gab er leise zurück.

Langsam löste ich seine Hände von meinen und wendete mich in seine Armen um ihn anzusehen.
Im Zimmer war es ziemlich dunkel, doch aufgrund unserer Nähe konnte ich sein Gesicht gut genug erkennen.

,,Was verbirgst du vor mir. Du wolltest mir alles erzählen.", erinnerte ich ihn schwach.
Miguel nickte leicht, doch in seinen Augen erkannte ich Unentschlossenheit.
Er fasste schließlich seufzend nach meinem Handgelenk und dirigierte mich zum Bett. Dann lief er zum Lichtschalter und knipste das Licht an. Meine Augen wurden vom grellen Licht geblendet. Der andere Schalter war wohl für die Vorhänge gedacht, denn sobald er diesen betätigte fuhren sie von alleine zusammen und ließen die Fenster hinter sich.

Schließlich kam er zu mir und setzte sich neben mich. Sein Blick wanderte zu der Suppe, die wahrscheinlich schon kalt war. Dann sah er mich an.
Abwartend sah ich ihm entgegen.

,,Versprichst du mir, dass du mich nicht abstoßen wirst?", sagte er schließlich.
,,Warum sollte ich?", fragte ich.
Er seufzte.
,,Du wurdest ja beinahe gekidnappt. Dein... Dein Vater wurde umgebracht. Das waren alles die selben Personen."
Ich schluckte und sah ihn verwirrt an. ,,Das waren nicht die selben Personen gewesen, Miguel."
,,Also nicht in dem Sinne. Sie gehören der selben Mafiagruppe an.", erklärte er jetzt.

Ich riss die Augen auf.
,,Was? Was für Mafia! Warum denn ich!", fragte ich geschockt.
,,Weil ich.. In der Mafia stecke und sie wegen mir auf dich abgesehen haben."

Ich stockte.
Mein Mund öffnete sich.
Ich wich zurück und stand auf.
Wie gebannt sah ich Miguel an.
,,D... du steckst in der... Mafia?", stotterte ich.
Miguel nickte bloß.
Ich schüttelte leicht den Kopf und versuchte klaren Kopf zu fassen.

Deswegen hatte er nicht einmal mit der Wimper gezuckt als er den Mann umgebracht hat.
Für ihn war das normal.

Ich schluckte und sah ihn unglaubwürdig an.
Er stand jetzt ebenfalls auf.
,,Cosima-"

,,Wegen dir wurde mein Vater umgebracht?", hauchte ich.
,,Wegen dir bin ich in Gefahr?"
Miguel fuhr sich überfordert durch die Haare.
,,Ich hätte mich von dir fernhalten sollen.", murmelte er jetzt.

Ich versuchte mein Puls zu regulieren.

Ich hatte mich in einen Mafioso verliebt!


Was wird Cosima tun?

In deinem SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt