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,,Und was soll ich jetzt den ganzen Tag hier machen?", gab ich bockig von mir.
Miguel hatte sich auf der Couch gegenüber von mir bequem gemacht.
,,Als ob du jeden Tag zur Schule gehst.", konterte er jetzt.
Ich verdrehte die Augen.

Er stand auf und fischte sein Handy aus der Hosentasche.
,,Ich muss jemanden anrufen. Komm ja nicht auf die Idee zu flüchten.", warnte er mich und verschwand in der Küche.
Genervt sah ich ich ihm nach und stöhnte auf.

Ich hörte seine Stimme, als er jemanden am Telefon begrüßte.
Allerdings verstand ich sie nächsten Sätze nicht, da er auf spanisch gewechselt hatte. Trotzdem lauschte ich bewundert, denn sein spanischer Akzent klang mehr als nur gut.
Diesen Akzent hatte er auch gehabt, als er meinen Namen ausgesprochen hatte. Es hatte so anders geklungen.

Mehr als eine halbe Stunde war er am Telefonieren.
In der Zwischenzeit saß ich gelangweilt auf dem Sofa.
Bis Tami anrief.

,,Wieso bist du nicht in der Schule?", rief Sie auch schon rein.
,,Tut mir leid, Tami. Ich bin krank.", log ich sie an.
Ich hörte sie am anderen Ende Seufzen.
,,Warum kommt mir das vor wie eine Lüge?"
,,Ich hab Bauchschmerzen. Warum sollte ich lügen", murrte ich.

Als ich Miguel kommen hörte sagte ich schnell, dass ich auflegen musste und legte auf, bevor sie noch was Kontern konnte.

Ich sah auf als er ins Wohnzimmer kam.
,,Mit wem hast du solange telefoniert?", fragte ich jetzt.
Miguel setzte sich neben mich.
,,Mit mehreren", meinte er bloß.

Langsam wanderte seine Hand zu mir.
Mit flachem Atem sah ich ihm dabei zu.
Er strich mir die Haare nach hinten. Seine Augen wanderten über mein Hals und blieben an der Stelle stehen wo eigentlich der Knutschfleck war. Ich hatte es aber übergeschminkt.
Trotzdem haftete sein Blick darauf als könnte er es sehen.

Langsam wanderte seine Hand in die Richtung. Kurz zog er es zurück, benässte seinen Daumen mit der Zunge und fuhr schließlich damit über die Stelle an meinem Hals.

Mein Herz schlug plötzlich doppelt so schnell.

Als er das Makeup beseitigt hatte zog er seine Hand zurück. Seine Augen betrachteten sein Kunststück und er schmunzelte leicht.
,,Warum hast du es überdeckt?", fragte er mich jetzt ernsthaft.
Ich sah ihn schief an.
,,Damit man es nicht sieht?"
,,Warum? Ich finde es gar nicht so übel.", meinte er jetzt.
,,Das ist fast schwarz! Du hast ja dran gesaugt wie ein Blutegel!", meinte ich empört.

Miguel lachte auf. Ich schlug ihm gegen den Arm.
,,Sehr witzig. Sei froh, dass mein Dad dir nicht hinterhergejagt hat als er das gesehen hat",meinte ich.
Er schmunzelte.
,,Immerhin hab ich das sehr ordentlich hinbekommen."
Ich verdrehte die Augen.

,,Selbstverliebtes Ding. Weißt du was jetzt meine Mutter gesagt hätte? Diskutiere nicht mit arroganten Leuten. Sie werden nie verstehen dass sie nicht im Mittelpunkt stehen. Du gehörst wohl eindeutig dazu", erklärte ich.
Miguel lehnte sich amüsiert zurück.
,,Würde sie mir also auch sagen, dass ich arrogant bin?"
Ich schüttelte den Kopf. ,,Tote können nicht sprechen", gab ich zurück.

Miguels amüsierte Blicke änderten sich schlagartig und er lehnte sich zu mir vor.
,,Das wusste ich nicht. Mein Beileid", sagte er rau.
Ich nickte leicht.
,,Passt schon."
,,Wann?"
,,Vor 5 Jahren. Kurz nach Lias Geburt", erklärte ich jetzt.

Miguel sah in meine Augen.
Dann räusperte er sich und stand auf.
In dem Moment klingelte es und ich sah zu Miguel.
Ich hatte ja voll vergessen warum ich Zuhause saß.
,,Beruhig dich. Darío ist gekommen", meinte er jetzt und lief in den Flur.

Verwirrt stand ich auf und lief ihm nach.
,,Warum ist Darío gekommen?"
,,Weil ich ihn hergerufen hab", meinte er jetzt und öffnete schon die Tür.
Tatsächlich stand er davor und trat jetzt ein.

Überfordert sah ich beide an.
,,Was soll das? Ist mein Haus ein offenes Lokal oder so?"
Miguel drehte sich zu mir.
,,Ich werde jetzt gehen. Deswegen hab ich ihn hergerufen, damit er bei dir bleibt."
Verdutzt blickte ich zu ihm.
,,Warum das denn? Statt mich hier bewachen zu lassen hättest du mich auch einfach lassen können. Dann könnte ich in die Schule."
Miguel betrachtete mich ernst.
,,Das geht nicht, Bella."

Eindringlich sah ich ihn an.
,,Warum tust du so geheimnisvoll? Du bist am Handy durchgedreht, du lässt mich nicht aus dem Haus und du schickst Darío zu mir, damit ich nicht alleine bin. Was soll das?"
Ohne mir eine Antwort zu geben wollte er durch die Tür.
Doch schnell ging ich an Darío vorbei und stellte mich davor.
,,Du wirst mir jetzt antworten, Miguel. Was soll die Geheimnistuerei?"

Miguel schob mich zur Seite.
,,Ich werde dir jetzt nicht antworten. Und ich muss jetzt gehen."
Dann wandte er sich an Darío.
,,Pass auf sie auf."
Dieser nickte und sah dann zu mir. Jedoch fiel sein Blick noch weiter runter und blieb auf meinem Knutschfleck stehen.

,,Habt ihr rumgemacht bevor ich gekommen bin oder was?", fragte er jetzt ernsthaft.
Sofort strich ich meine Haare über den Fleck. Der Typ war eindeutig zu direkt.
Miguel sah ihn genervt an und verdrehte die Augen.
,,Okay, habt ihr nicht.", vermutete Darío.

Das war ja mal eine interessante Verständigung zwischen den Beiden.

Bevor ich Miguel noch einmal aufhalten konnte war er auch schon weg.
Überfordert sah ich zu Darío der sich ein wenig umschaute.
,,Nett", kommentierte er und schob die Hände in die Hosentasche.
,,Nett ist deine Oma", murrte ich.
Ich lief an ihm vorbei ins Wohnzimmer.

Wie sollte ich bitte mit Darío die Zeit verbringen? Ich hatte gefühlt noch nie mit dem Typen geredet.
Er kam jetzt ins Wohnzimmer und setzte sich gegenüber von mir.

Dann sah er wieder zu meinem Hals.
,,Der Junge hatte ja dran genuckelt wie ein Säugling", kommentierte er.
Empört und sauer sah ich ihn an.
,,Kümmer dich um deinen Scheiß."
Er sah mich an.
,,Der Scheiß um den ich mich kümmern muss bist du. Also hast du dich gerade selber beleidigt."

Genervt atmete ich aus und rieb mir die Stirn. Wenn ich es heute noch aushielt würde ich das feiern.




Die zwei verstehen sich blendend, was?

In deinem SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt