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Ich rieb mir mit dem Handtuch über die Haare um sie zu trocknen und griff schließlich nach dem Kamm.
Miguel räumte das Handtuch zur Seite das ich achtlos auf den Boden geschmissen hatte und drückte mir noch einen kurzen Kuss auf die Schläfe, ehe er das Bad verließ.

In dem Moment klopfte die Zimmertür und Saras Stimme ertönte.
Ich streckte mein Kopf ins Zimmer.
,,Kommt ihr essen?", fragte sie uns, bevor sie uns beide betrachtete.

,,Habt ihr gerade zusammen geduscht? Ich hätte später kommen sollen", meinte sie mit einem verstörten Gesichtsausdruck.
,,Wir kommen hermanita", meinte Miguel schnell und machte eine verscheuchende Bewegung.
Sara verzog das Gesicht und verschwand aus dem Zimmer.

Schnell kämmte ich meine Haare durch und lief dann ins Zimmer um mir eins von Miguels Shirts überzuziehen. Ich steckte es in die Hose, damit es besser aussah und deutete Miguel dass er kommen sollte, der sich auf dem Bett gemütlich gemacht hatte.

,,Ich komm gleich nach", meinte er, weshalb ich schon mal runterlief.
Bevor ich ihm Essbereich erscheinen konnte kam mir Jonna entgegen und hielt mich auf.

,,Hast du den Test gemacht?", fragte sie mich.
Ich nickte.
,,Und?"
,,Negativ", informierte ich sie.
Sie lächelte leicht.
,,Das freut mich. Ich merke dir an, dass du erleichtert bist." meinte sie und ich nickte.
Dann deutete sie mir, dass ich gehen konnte.

Sara war die einzige am Esstisch.
,,Wo sind deine Eltern?", fragte ich.
,,Mein Vater wird nicht kommen und Mamá kann jeden Moment kommen. Sie ist einkaufen."

Ich schob den Stuhl gegenüber von ihr zurück und setzte mich hin.
Jetzt kam auch Miguel dazu.
Bevor er jedoch Platz nehmen konnte ertönten laute weibliche Stimmen.
Ich erkannte Sydney und zwei fremde Frauen neben ihr, die lachend ins Zimmer kamen.

,,Ah, pünktlich zum Essen", sprach jetzt Sydney und sah in die Runde.
Sara stand auf und lief auf eine der Frauen zu, die sie jetzt umarmte und die zweite drückte ihr zwei Küsschen auf die Wange und drückte sie kurz an sich.

Etwas überfordert blickte ich umher und stand auch auf.
Eine der Frauen blickte mich an.
,,Oh, wen haben wir hier?", fragte sie.
,,Cosima, das ist Tante Elena, Papás Schwester.", stellte Sara sie vor.
Diese zog mich an sich und drückte mir ebenfalls zwei Küsse ehe sie mich umarmte.
,,Cosima. Schöner Name für ein schönes Mädchen."
,,Danke", meinte ich bloß.

Jetzt kam die zweite Frau auf mich zu.
,,Cosima", stellte ich mich gleich vor.
,,Freut mich. Ich bin Bella." Sie zog mich in eine Umarmungen und zerdrückt mich beinahe.
,,Mamás beste Freundin.", erklärte mir jetzt Sara.
Ich nickte lächelnd und sah zu Miguel, der von seiner Tante vollgequatscht wurde.
Jetzt drehte sie sich zu mir um.
,,Ach du bist Miguels Freundin. Och das ist ja schön. Endlich hat er sich mal für eine feste Beziehung entschieden", meinte sie und lachte leicht.
Diese Bella sah ihn jetzt auch an. ,,Ach ja? Hat er das auch mal geschafft?", meinte sie grinsend

Dann wandte sie sich an Sara.
,,Kannst du mir ein Glas Wasser bringen, Schätzchen?", bat sie und setzte sich erschöpft hin.
Jetzt sah ich erst, dass sie schwanger war.
Sara eilte davon und Sydney nahm mit ihrer besten Freundin am Tisch Platz.
Zusammen mit Miguel setzte ich mich hin.

Seine Tante beobachtete uns abwechselnd bis sie lächelte.
,,Ihr passt auch so perfekt zusammen. Wie habt ihr euch denn kennengelernt?", fragte sie.
,,Durch die Nachhilfe.", beantwortete ich ihre Frage. Sie nickte leicht.
,,Soso."
Bella nahm das Glas ab das ihr Sara reichte.

Miguel beugte sich zu mir.
,,Die Mathenachhilfe wurde ja voll vergessen", flüsterte er.
,,Wahrscheinlich haben wir das unabsichtlich durch Biologie ersetzt."
Ich weitete unauffällig meine Augen und sah ihn an.
,,Miguel.", warnte ich ihn. Er grinste mich an.
,,Ich sag ja nur. Ich bin zufrieden damit."
,,Da bin ich mir sicher", gab ich zurück.

Das ganze Essen lang wurde ich mit Fragen durchlöchert, was mich zum Ende hin wirklich den Nerv geraubt hatte. Derweil hatte Miguel die ganze Zeit versucht mein Shirt aus der Hise zu ziehen, was bedeutete dass ich mich auch noch unauffällig dafür sorgen musste. Als ich ihm schließlich unauffällig die Gabel in seine Hand gestochen hatte hatte er endlich aufgehört.

,,Und was machen deine Eltern?", kam jetzt die Frage von Bella.
Mein Lächeln zerfiel und ich räusperte mich und legte die Gabel ab.
,,Sie sind... beide gestorben", gab ich von mir.
Bella Gesichtsausdruck wurde Schockiert.
,,Och Gott. Tut mir leid, Liebes."
,,Schon gut. Sie konnten es ja nicht wissen", meinte ich.

,,Mein Beileid", kam es von Elena.
,,Danke", gab ich zurück und versuchte zu lächeln, doch das Bild von meinem Vater trat vor Augen und wollte nicht mehr verschwinden.

Das ganze Blut.
Sein blasses Gesicht.
Sein regloser Körper.
Leise räusperte ich mich und versuchte das Essen fortzuführen, aber es klappte nicht. Ich hatte kein Appetit mehr.

Ich schob mein Stuhl zurück und stand auf.
,,Ich hol mir ein Glas Wasser", gab ich flüchtig Bescheid und lief aus dem Essbereich.
Tatsächlich ging ich auch in die Küche um mir ein Glas zu füllen.
Doch ich kam gar nicht dazu es zu trinken.
Ich legte das Glas auf der Theke ab und stützte mich drauf ab als meine Augen glasig wurden.

Und ich dachte ich wäre darüber hinweggekommen.

Leise schniefte ich und wischte mir über den Augenwinkel.
,,Cosima?"
Sara erschien plötzlich neben mir und sah mich besorgt an.
Ich blinzelte kurz.
Ohne mich zu fragen zog sie mich in eine Umarmung.
,,Ich kann das zwar nicht nachempfinden, aber ich bin mir sicher dass es wehtut", sprach sie aus und drückte mich.

Ich biss mir auf die Wange um mich vor den Tränen zu verschonen und löste mich von ihr.
,,Passt schon. Es ist gerade nur alles hochgekommen", meinte ich.
,,Das glaube ich dir", meinte sie bedrückt.

,,Wir sollten wieder rein", forderte ich sie auf und lief aus der Küche.

In deinem SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt