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„M-meine Tochter?", krächzte der Mann Ende dreißig als er fertig damit war den Brief meiner Mutter zu lesen. Mein Blick glitt zu ihm und gleich darauf wieder zu den Bildern an der Wand welche ich mir schon seit einiger Zeit ansah.

„So zu sagen.", stimmte ich ihm nickend zu. Ich straffte meine Schultern und drehte mich wieder komplett zu ihm, um anschließend in meine hintere Hosentasche zu fassen und einen Zettel hinaus zu ziehen.

„Ich brauche lediglich eine Unterschrift und schon wirst du mich nie wieder sehen.", erklärte ich unbekümmert. Blankes Entsetzen stand in dem Gesicht meines Erzeugers geschrieben als ich ihm die Dokumente vor die Nase legte. Mittlerweile hatte er sich gesetzt, sodass ich einige Köpfe größer als er war und auf ihn hinab sehen musste.

„Du kommst hier her und willst eine Unterschrift? Wir wissen ja nicht einmal ob du wirklich seine Tochter bist!", spukte mir ein braunhaariger Junge entgegen welcher schon einige Zeit stumm neben den anderen beiden Männern stand. Erschöpft seufzte ich auf.

„Glaub mir, ich hätte dieses Ich-treffe-auf-meinen-Vater-Dings gerne weggelassen, nur brauche ich diese Unterschrift um das Land wieder verlassen zu können.", ich ließ mich mit meinen Hintern voran auf eine der Polsterungen nieder und sah mit erhobenen Augenbrauen zu meinem Erzeuger welcher mich nachdenklich betrachtete.

„Wieso nennt dich Layla Teufelskind, Satan oder gar Verschwendung? Was hast du getan, dass sie dich sogar zu mir schickt wobei sie mich hasst?", die plötzliche Frage meines Vaters veranlasste meinen Bauch dazu sich einmal im Kreis zu drehen und mir die Farbe aus dem Gesicht weichen zu lassen.

Erinnerungen kamen in mir auf und mir wurde zunehmend übel als ich kurz gebunden entgegnete: „Brandstiftung."

Ein anerkennender Pfiff ging durch den Raum und mein Blick schnellte zu einem schwarzhaarigen Jungen welcher bisher kein einziges Wort mir gegenüber verloren hatte. Seine stechend blauen Augen bohrten sich in meine grünen und mir würde noch mulmiger zumute.

„Nicht schlecht, eine richtige Rebellin.", spottete er auf meine Kosten doch bekam von mir nur ein verächtliches Schnauben als Antwort. Ich wusste was ich konnte und aus genau diesem Grund schien mir eine Verteidigung unnötig.

„Bekomme ich die Unterschrift oder nicht? Der nächste Flug geht in knapp vier Stunden.", wendete ich mich wieder zu Dean welcher sich immer und immer wieder die Unterlagen durchgelesen hatte. Für mich war dies alles schon verwirrend, doch wie es für ihn sein musste wollte ich gar nicht erst wissen.

Die Zeit um uns rum schien wie angehalten währenddessen ich auf die erlösende Antwort wartete. Mein Herz schlug in regelmäßigen Abständen unter meinem Brustkorb und erwartungsvoll hielt ich die Luft an.

Der grünäugige Mann mir gegenüber schüttelte den Kopf und zerriss den Zettel mit seinen Händen welcher mich hätte von ihr weg bringen können. Verstört beobachtete ich ihn dabei und Wut keimte in mir auf.

„Was soll das?", rief ich laut aus und sprang von meinem Platz auf. Aus ruhigen Augen sah mich mein Erzeuger an ehe er anfing ungläubig den Kopf zu schütteln.

„Ich kann es nicht fassen, da hat Layla mir wirklich mein eigen Fleisch und Blut vorenthalten.", murmelte er fast kaum hörbar und ignorierte mich was mich nur noch wütender werden ließ. Verdammt, ich wollte von hier weg und er hatte mir gerade das Ticket aus der Hölle hinaus zerfetzt.

Mit Schwung drehte ich mich zu dem Freund meines Vaters welcher ebenfalls geschockt zu sein schien: „Nun machen Sie schon was! Sie sind doch Freunde, oder nicht?", fuhr ich ihn erbost an und ballte meine Hände zu Fäusten.

Ein Schmerz durchfuhr mich und ein Keuchen entkam meinen Lippen. Bei dem ganzen Theater um mich rum hatte ich vergessen, dass ich noch immer verletzt oder besser gesagt verbrannt war. Fluchend hockte ich mich wieder zu Boden um in meiner Tasche nach einer bestimmten Salbe zu suchen.

Als ich diese hatte flüchtete ich in das anliegende Bad welches zu meinem Glück ausgeschildert war. Die kühle Substanz ließ mich erleichtert aufatmen und immer mehr wurden mir die Kopfschmerzen bewusst welche ich hatte.

Ich wollte schlafen und diesen verfluchten Tag einfach hinter mich bringen. Genau aus diesem Grund ging ich erhobenen Hauptes wieder aus dem Badezimmer und ergriff meine Tasche.

„Es war nett dich kennengelernt zu haben, Dean.", ich schenkte meinem Erzeuger noch ein flüchtiges Lächeln ehe ich meine Tasche schnappte, diese Schulterte und mit meinem Board unter dem Arm aus der Werkstatt flüchtete.

Ich wusste zwar nicht wohin ich jetzt sollte, geschweige denn mit welchem Geld, aber irgendwas würde sich finden lassen und genau aus diesem Grund ließ ich mich nicht bei meinem Entschluss beirren zu gehen.

Not the truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt