In den Wochen nach Erhaltung des Briefes trainierte ich härter, wurde skrupelloser bei jedem weiteren Schlag und vergas, was Schmerzen eigentlich sind. Reece ging nach jedem Training mit Prellungen und anderen Wunden nach Hause und verarztete sich dort, forderte aber stets nach einer Revanche.
Alles andere in meinem Leben hatte sich wieder eingependelt. Ich ging zur Schule, beteiligte ich mich einigermaßen am Unterricht und schenkte danach meine Aufmerksamkeit sowohl dem Training als auch Damien, mit welchem wirklich alles prima lief.
Es war immer wieder ein seltsames Gefühl, morgens neben ihm aufzuwachen, doch es war zugleich auch einfach unglaublich. Jeder seiner Küsse ließ mich vergessen, wie falsch ich in Wahrheit doch war, ließ mich vergessen, dass ich all diese Menschen anlog und ein Miststück war.
Heaven und Ben waren offiziell zusammen. Es stellte sich heraus, dass die beiden sich schon zuvor kannten und eine gewisse Freundschaft-Plus-Beziehung zueinander geführt hatten, sich auf beiden Seiten allerdings nach einiger Zeit etwas entwickelt hat, weshalb sie es miteinander probieren wollten.
Die Bedingung von mir und Damien war, dass sie, wenn sie schon Sex an öffentlichen Orten haben mussten, es zumindest nicht auf den Tischen treiben sollten, an denen auch wir ab und an saßen. Darüber hatten zwar beide nur gelacht, bei unseren ernsten Gesichtern aber verstanden, dass es kein Scherz war. Die Lehrergeschichte war somit komplett abgeschrieben und meine Freundin hatte ein neues Kapitel ihres Lebens begonnen. Außerdem versicherte sie mir, dass Blondchen um einiges mehr zu bieten hätte als ein gewisser Lehrer.
„Was machst du?", fragte mich mein Vater als er seine Übergangsjacke über einen der Barhocker hängte und sich hinter mich stellte, um in den Topf vor mir zu sehen. Ich lächelte ihm über die Schulter entgegen, stieß ihm den Ellenbogen in die Magengrube und verschaffte mir so wieder Freiraum.
„Heiße Schokolade. Möchtest du auch?", erkundigte ich mich und hob meine Augenbrauen fragend. Sich seiner Schuhe entledigend bejahte mein Erzeuger und so füllte ich zwei Tassen mit flüssiger Schokolade und sprühte etwas Schlagsahne über die wärmende Substanz.
Wir setzten uns an die Küchenzeile, nippen jeweils an unserer Tasse und wussten nicht genau, worüber wir miteinander sprechen sollten. Auch wenn ich und mein Vater uns gut verstanden, so fehlten noch immer sechszehn Jahre des Kennenlernens, welche nicht mehr aufzuholen waren.
Dean fuhr mit seiner rechten Hand durch sein braunes Haar und räusperte sich: „Also, du und Damien?", fragte er mit kratziger Stimme und augenblicklich wurde mir klar, dass dort der Beschützerinstinkt eines Vaters aus ihm sprach. Ich nickte.
Ein seliges Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als ich an den schwarzhaarigen Adonis dachte und daran, wie er mich aus seinen eisblauen Augen ansah, wenn wir unter uns waren. Mittlerweile konnte ich sagen, dass ich in ihn verliebt war, doch war ich noch nicht bereit, es ihm zu offenbaren.
„Und ...", mein Vater unterbrach sich selbst, nahm einen Schluck seines Kakaos und räusperte sich erneut, „Das zwischen euch ist wirklich ernst? Ich muss mit keinem dramatischen Streit und einer verwüsteten Wohnung rechnen?"
„Nein, definitiv nicht. Damien ist mir mehr als nur wichtig und ich fühle mich bei ihm wohl.", antworte ich ausführlicher als beabsichtigt und merkte, wie ich rot im Gesicht wurde. Seitdem ich mit der Sahneschnitte zusammen gekommen war, verhielt ich mich viel mehr wie solch ein kleines Mädchen in der Middle School, die ihren Schwarm anhimmelte. Schrecklich.
„Wenn er dich zu irgendetwas drängt, das du noch nicht willst, oder dich falsch anfasst, ich verspreche dir, ich werde ihm-", begann Dean seine Schimpftirade, wurde allerdings durch das zufallen der Haustür unterbrochen.
„Wem würdest du was?", fragte mein Freund wohl wissend, dass das Gespräch von ihm handelte. Er legte ebenso wie mein Vater seine Jacke über einen der Hocker, streifte sich die Schuhe von den Füßen und kam zu mir geschliffen, um mir einen harmlosen und viel zu kurzen Kuss auf die Lippen zu hauchen.
„Hey.", flüsterte er mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen und jagte alleine durch seine Blicke Schauer über meinen Rücken. Gott, wann war ich zu solch einem hoffnungslos verliebten Mädchen mutiert?
„Ich würde dir den Arsch aufreizen, wenn du meine Bay verletzt. Nur damit das klar ist.", abrupt richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf meinem Vater, welchem die Situation ebenfalls nicht mehr alt zu geheuer schien. Nun, ich würde auch ungerne einem frisch verliebten Pärchen dabei zu sehen, wie es sich begrüßt und küsst.
„Ai Ai Captain!", rief der Kerl neben mir, salutierte und brachte so meinen Vater zum Kopf schütteln. Ich fragte mich, was wohl gerade durch seinen Kopf ging, wenn er uns so eng nebeneinander sah. Ob es ihn wohl störte?
Dean verließ die Küche, ging in sein Schlafzimmer und ließ somit mich und meinen Freund alleine zurück: „Und jetzt?", erkundigte ich mich grinsend, während ich einige meiner Haarsträhnen aus dem Gesicht pustete und anzüglich mit den Augenbrauen wackelte.
Damien begann ebenfalls zu grinsen, hob mich vom Stuhl empor und setzte mich auf die Küchenanrichte, wo er begann meine Lippen sowie meinen Hals zu liebkosten: „Was machst du nur mit mir, Bay?", hauchte er an meine erhitzte Haut und jagte somit kleine Stromschläge durch diese. Die Frage war wohl eher, was macht er mit mir?
Genügend Updates für heute. Eure Meinung zu den letzten vier Kapiteln?
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Not the truth
Romance»Du hast uns über Monate hinweg angelogen.« »Was hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon zu verlieren? Ich hatte keine Familie, mein Selbstwertgefühl war für den Arsch und ich konnte einem Mädchen helfen, dass es nötiger hatte als ich in der Gesellschaf...