Meine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an, meine Handinnenflächen wurden mit jedem weiteren Moment feuchter und mein Herz drohte unter all den Schlägen pro Sekunde zu versagen. Noch immer hatte ich Damien an meiner Seite, welcher mich aufmunternd anlächelte und meine zierliche Hand mit seiner großen drückte. Seit wann taten wir so, als hätte es diese Barrikade zwischen uns nicht gegeben?
Mein Vater warf einen letzten Blick über seine Schulter ehe er voran in den dekorierten Saal ging in welchem wir feiern würden. Einige Augenpaare richteten sich auf uns, andere dagegen beachteten uns gar nicht oder hatten uns nicht einmal bemerkt. Zu meinem Glück.
„Komm.", der blauäugige neben mir zog mich unerbittlich hinter sich her, sodass ich wenig später an einem Tisch angelangte, wo schon einige Personen dran saßen. Unter ihnen Dean.
Dieser erhob sich sogleich und positionierte sich neben mir: „Familie, das ist Bay.", sagte er mit fester Stimme, während die anderen Anwesenden fragend die Augenbrauen hoben, „Meine Tochter.", fügte mein Erzeuger etwas leiser als zuvor hinzu und augenblicklich änderte sich die Atmosphäre um uns rum.
Auf einmal fühlte ich mich bedrängt durch den Körperkontakt mit Damien, weshalb ich unsere ineinander verflochtenen Finger von einander löste und mir die schweißnassen Hände am Stoff meines Kleides abwischte. Stille herrschte und ich hatte Angst, dass ich jeden Moment vor Nervosität platzen würde. Zur Hölle nochmal, konnte denn keiner von diesen Idioten sprechen?
„Das kam jetzt unerwartet.", brach dann doch eine brünette Schönheit das Schweigen und erhob sich um mir die Hand entgegen zu strecken. Ihre grünen Augen schauten mich wachsam sowie aufgeschlossen an und zögerlich kam ich ihr mit meiner Hand entgegen: „Amanda.", stellte sie sich lächelnd vor und ich nickte verhemmt.
Ein Räuspern erklang und mechanisch huschte mein Blick zu der Frau mit den kurzen, braunen Wellen welche mich auffällig von oben bis unten musterte: „Zumindest hat sie mehr von dir als von ihrer Mutter.", sprach sie in einem barschen Tonfall und ließ mich unweigerlich zusammen zucken.
Allem Anschein nach, war dies meine Großmutter, wobei sie nicht sehr begeistert von meinem Erscheinen schien. Ihre grau-grünlichen Augen blitzen erbost auf und schnell blickte ich zu Boden.
„Tut mir leid, ich hätte besser nicht kommen sollen.", nuschelte ich unverständlich während mir die Haare ins Gesicht fielen und ich vor Aufregung meine dünnen Finger knetete. Das Geräusch eines zurückgeschobenen Stuhles ließ mich scheu wieder aufblicken und direkt in das Gesicht von einem Mann gucken, der meinem Vater verblüffend ähnlich sah.
„Es ist seltsam seiner Nichte gegenüber zustehen, besonders, wenn man nicht einmal wusste, dass sie existiert.", murmelte er mit rauer Stimme und hob mit seinem Zeige sowie Mittelfinger mein Kinn an. Seine dunklen Augen scannten meine Gesichtszüge und nach wenigen Sekunden schloss er mich unerwartet in seine Arme.
Ein fragwürdiger Geruch strömte mir in die Nase und dennoch schlang auch ich meine Arme um den Fremden der anscheinend mein Onkel zu sein schien. Erst als etwas, oder besser gesagt jemand, an meinen Kleid zog lösten wir uns von einander und ich sah zu dem Mädchen neben mir.
„Hey, ich bin Olivia.", erzählte sie mit piepsiger Stimme und mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen nickte ich ihr zu. Ihr schien es als Antwort zu genügen, denn so schnell wie sie da war, war sie auch wieder in der Masse aus Menschen verschwunden. Wie viele hatte meine Tante denn bitte eingeladen?
„So, da wir uns jetzt alle mehr oder weniger begrüßt haben, wäre ich dafür, dass das Buffet eröffnet wird. Ich sterbe vor Hunger!", strahlte Dean welcher sich symbolisch den Bauch rieb und mir unauffällig zuzwinkerte. Dass das ein simpler Versuch von ihm war, mich aus dem Rampenlicht zu ziehen, schien keinem der anderen aufzufallen, oder sie umgingen diese Tatsache.
Wo auf einmal Blondchen, Sahneschnitte und Logan waren wusste ich nicht, doch hatte ich keinerlei Sorgen, dass es ihnen nicht gut ginge. Sie waren alt genug um auf sich selbst aufzupassen und auch, konnten die drei Männer sich gut verteidigen, zumindest ging ich davon aus.
Chiara stieß zu unserer kleinen Gruppe hinzu, begrüßte alle mit einem Kuss auf die Wange und verkündete, dass wir nun essen können ohne Pausen zu machen. Dies ließen sich die Männer in unserer Runde nicht zweimal sagen und schon waren sie über alle Berge. Auch gingen meine Tante und Amanda, weshalb ich alleine war mit meiner Oma.
Unbehagen stieg in mir auf und aufgewühlt biss ich mir auf die Unterlippe. Die Frau gegenüber von mir schien nicht sehr angetan zu sein von mir, ganz im Gegenteil, doch sie setzte ein Lächeln auf ihre schmalen Lippen und nickte mir mit Blick auf mein Kleid zu.
„Ein schönes Kleid, für ein schönes Mädchen.", als sie das Kompliment aussprach erwärmte sich etwas in mir und die Eisschicht zwischen uns begann zu schmelzen. Möglicherweise konnte sie mich jetzt noch nicht leiden, doch womöglich würde sich dies mit der Zeit noch ändern. Immerhin war sie meine Großmutter, diese liebten doch meist ihre Enkel, oder nicht?
Na, wer kennt die Charaktere aus diesem Kapitel noch?
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Not the truth
Romance»Du hast uns über Monate hinweg angelogen.« »Was hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon zu verlieren? Ich hatte keine Familie, mein Selbstwertgefühl war für den Arsch und ich konnte einem Mädchen helfen, dass es nötiger hatte als ich in der Gesellschaf...