„Ich glaub mir ist schlecht.", stellte ich mit Blick in die Leere fest während meine Finger sich in den Stoff der Autositze krallten. Meine herzallerliebste Tante feierte heute ihren Geburtstag, weshalb ich mit der gesamten männlichen Besatzung der Werkstatt in einem Wagen hocken durfte, ohne jegliche Möglichkeit der Flucht.
Mein Vater lachte auf, schüttelte den Kopf belustigt und schaute mich über die Mittelkonsole schmunzelnd an: „Wird schon schief gehen.", versuchte er mich zu beruhigen, bewirkte allerdings das Gegenteil und ließ mich eine missbillige Grimasse ziehen.
„Klar, weil ein Bastard wie ich auch erwünscht ist bei einer Familienfeier.", murrte ich weniger überzeugt und pustete mir eine Strähne meines Haares aus dem Gesicht. Ich spürte wie sich mein und das Knie von Damien berührten und schreckte unauffällig einige Millimeter in Richtung Ben, welcher links von mir auf der Rückbank saß. Das Blondchen war mir lieber als sein bester Freund.
Dean stieß einen langgezogenen Seufzer aus und richtete sich wieder nach vorn: „Sie werden nicht alt zu begeistert sein meine uneheliche Tochter kennen zulernen, doch werden sie dich mit Sicherheit nicht aus dem Wirtshaus jagen und dabei Fackeln in die Luft stoßen.", bei der Vorstellung seines Gesagten musste ich grinsen. Zugegebenermaßen, wäre diese Begrüßung recht amüsant.
Wir verfielen wieder ins Schweigen und das einzige Geräusch was herrschte, war die Musik die aus dem Radio drang. Ich versuchte Körperkontakt mit den Vollidioten neben mir zu vermeiden, spürte dennoch immer und immer wieder, wie ihre Knie gegen mich stießen oder ihre Arme meine streiften.
Es machte mich verrückt neben ihnen zu sitzen, wobei es neben Ben noch recht erträglich war. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie mir die schwarzhaarige Sahneschnitte nichtssagende Blicke zuwarf, doch ignorierte ich sie gepflegt und tat so, als hätte ich sie nicht bemerkt.
Plötzlich bremste Logan ruckartig und mit einem spitzen Kreischen packte ich die beiden Oberschenkel neben mir. Schon immer hatte ich panische Angst davor gehabt, bei einem Autounfall ums Leben zu kommen und so klischeehaft wie es nur ging zu verrecken.
„LOGAN!", rief ich mit schnell schlagendem Herzen während ich keuchend nach Luft schnappte. Zur Hölle nochmal, konnte dieser Mann seinen eigenen Wagen nicht gescheit lenken?
„Keine Sorge, Kleines, ich hab alles im Griff.", beschwichtige er mir mit einem flüchtigen Blick durch den Rückspiegel und noch immer schwer atmend nickte ich. Meinen Griff von Ben und Damien lösend wollte ich meine Hände wieder wegziehen, wurde jedoch von dem Adonis mit blauen Augen aufgehalten, da dieser meine Hand wieder hinunter drückte und seine über meine legte. Irritiert sah ich zu ihm hinüber.
Seine eisblauen Augen durchstachen mich beinah und das Herz, welches so schon fast vorm kollabieren war, rutschte mir in die Hose. Ich wollte nicht, dass Damien eine Wirkung bei mir hinterließ, doch genau dies tat er. Sein alleiniger Blick brachte mich zum erröten und verlegen ließ ich meine braunen Haare vors Gesicht fallen. Zur Hölle mit ihm.
Die restliche Fahrt lief ereignislos ab, außer man beachtete die Tatsache, dass der Kerl neben mir meine Hand einfach nicht mehr freigeben wollte, und als wir das Wirtshaus erreichten indem Chiara ihren Geburtstag feiern würde wurde mir der Ernst der Lage erst zunehmend bewusst.
Jeden Moment würde ich auf den Teil meiner Familie stoßen, dem ich noch nie zuvor begegnet war. Mir schossen unendlich viele Szenarien durch den Kopf und mein Gesicht verlor jegliche Farbe. Das Gefühl der Übelkeit wurde stärker und mit meiner freien Hand drückte ich mir auf den Bauch.
„Ich will dort nicht rein.", stieß ich atemlos hervor während Logan zusammen mit seinem Sohn schon ausstieg. Wieso Damien ihnen nicht folgte und stattdessen weiterhin sitzen blieb und meine Hand hielt als sei er mein fester Freund war mir unklar.
Mein biologischer Erzeuger dem ich am liebsten ins Gesicht kotzten würde drehte sich auf seinem Sitz zu uns um und betrachtete mich eine gefühlte Ewigkeit stumm. Seine Mimik regte sich nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde, bis er den nachdenklichen Gesichtsausdruck ablegte und mich warm anlächelte. Etwas in mir fing an zu kribbeln und automatisch lächelte ich leicht zurück.
„Ich bin bei dir und wie es aussieht auch Damien. Wir werden das Beste aus dem Tag machen und sei nicht besorgt darum, was die anderen von dir denken. Du bist ein wunderschönes und kluges Mädchen, am Ende werden sie dir alle zu Füßen liegen, glaub mir.", bei der Anmerkung auf unsere Hände entriss ich dem blauäugigen endgültig meine Hand und klemmte sie unter meinen Oberschenkel. Weshalb auch immer breitete sich ein betäubtes Gefühl in mir aus und aus großen Augen sah ich meinen Vater an.
Mit einem letzten tiefen Atemzug nickte und stieg ich aus. Es war an der Zeit, meine Familie und dessen Mitglieder kennen zulernen, auch wenn ich darauf noch gut hätte warten können. In dem Moment, als Damien sich neben mich stellte und erneut meine Hand ergriff, war ich froh ihn an meiner Seite zu haben.
Ich will besser gar nicht wissen, wie oft ich das Wort Hand oder Hände benutzt habe...
Meinung?
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Not the truth
Romance»Du hast uns über Monate hinweg angelogen.« »Was hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon zu verlieren? Ich hatte keine Familie, mein Selbstwertgefühl war für den Arsch und ich konnte einem Mädchen helfen, dass es nötiger hatte als ich in der Gesellschaf...