Anders als erwartet verlief der Nachmittag wie auch der Abend angenehm. Der Bruder meines Vaters, dessen Frau und Tochter, nahmen mich mit offenen Armen in die Familie auf und auch meine Großmutter wirkte nach einiger Zeit nicht mehr ganz abgetan von mir.
Chiara war immer auf Sprung und wenn überhaupt nur wenige Minuten bei jedem, da sie dann auch schon wieder weiter musste. Ihr Geburtstag war ein voller Erfolg wenn man das so sagen konnte und die Menschen um mich rum schienen ihren Spaß zu haben.
Logan fand man immer mal wieder am Buffet vor, während Ben und Damien wie vom Erdboden verschlungen schienen. Zugegebenermaßen störte es mich, dass die beiden nicht bei mir geblieben waren um mir zur Seite zu stehen.
Andererseits konnte ich sie wiederum gut verstehen. Wir hatten seit unserem Campingausflug kaum noch miteinander geredet und gingen uns meist aus dem Weg. Manchmal verfluchte ich meinen zu großen Stolz und meine Art die Dinge handzuhaben.
Meine Augen glitten zur provisorischen Bühne auf welche sich nun meine Tante stellte und auf das angeschlossene Mikrophon klopfte. Ein ohrenbetäubendes Geräusch wurde erzeugt und schmerzlich verzog ich das Gesicht. Kopfschmerzen, wie ich sie hasste.
„Hallo meine Lieben, es freut mich, euch alle hier zu haben und mit euch meinen Geburtstag zu feiern!", verkündete die Brünette freudig und klatschte in die Hände, „Da mittlerweile alle gegessen, die Kinder in den Betten und alle von uns angeheitert sind, würde ich sagen, wir lassen die Party so richtig beginnen."
Die Masse applaudierte während ich lediglich auf meinem Stuhl saß und versuchte den pochenden Schmerz der sich durch meinen Kopf zog zu ignorieren. Ich nahm einmal tief Luft als die laute Musik anfing aus den Anlagen zu dröhnen und drehte mich mit meinem Oberkörper zu meinem Vater.
„Ich bin kurz draußen an der frischen Luft, Dad.", sagte ich und zwang meine Gesichtsmuskulatur zu einem Lächeln, welches eher schlecht als recht gelang. Dean nickte mir abwesend zu und schenkte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Bruder Sean.
Mit schnellen Schritten lief ich die Gänge entlang um anschließend die Glastür aufzustoßen und in den prachtvollen Vorgarten zu gehen. Die Dämmerung neigte sich dem Ende zu und der Himmel tauchte sich in eine Mischung aus blau-und orange Tönen.
Mein Herzschlag beruhigte sich wieder und mit einigen Atemzügen hatte ich wieder das Gefühl, zu Sinnen und einem klaren Kopf zu kommen. Meine Augenlieder fühlten sich schwer an durch den Mascara welchen ich zum ersten Mal in meinem Leben benutzt hatte und auch meine Haut spannte durch das wenige Make-Up welches ich aufgelegt hatte. Chiara hatte darauf bestanden.
Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus welcher nur spärlich bekleidet war und fröstelnd rieb ich mir die Oberarme. Zur Hölle mit Kleidern aus dünnen Stoffen. Zur Hölle mit meiner Tante welche wollte, dass ich eins von diesen Mistdingern trug.
Eine Wärmequelle breitete sich um meine Schultern aus, ließ mich zusammen zucken und umher wirbeln. Mein Kopf stieß gegen eine harte Brust und ein Zischen entkam meinen Lippen welche ich am Ende zu seiner schmalen Linie presste. Zur Hölle mit diesen unglaublich tiefsinnigen blauen Augen.
„Wieso bist du hier draußen?", fragte der Adonis mit schwarzen Haaren vor mir mit rauer Stimme, währenddessen ich versuchte, meinen Herzschlag erneut unter Kontrolle zu bringen. Noch immer verstand ich nicht, wieso gerade er diese spezielle Wirkung auf mich ausübte, wieso gerade er meinen Kopf dazu brachte, wie leer zu sein.
„Kopfschmerzen.", stieß ich monoton heraus und wandte mich wieder von ihm ab. Er machte mich wütend, immerhin hatte er gesagt, ich sei ein nerviges Anhängsel, doch zugleich beruhigte seine Gegenwart mich. Zur Hölle mit den weiblichen Hormonen.
Einige Zeit dominierte die Stille zwischen uns. Kurz dachte ich auch, er wäre gegangen, doch gerade als ich mich mit diesem Gedanken angefreundet hatte, durchbrach er das Schweigen: „Wieso bist du so sauer auf mich?", es war eine der Fragen, vor denen ich mich fürchtete.
Ich hatte gewusst, sie würde gestellt werden, doch wollte ich keinerlei Antwort auf sie geben: „Bin ich das?", entgegnete ich prompt mit einer Gegenfrage, die ihn wiederum schnauben ließ. Er packte mich mit seinen großen Händen sanft an den Unterarmen und drehte mich zu ihm.
Seine sonst so hellen Augen verdunkelten sich und erneut fragte er: „Was habe ich falsches getan?"
Meine Geduld war am Ende und so erwiderte ich mit unterdrücktem Zorn in der Stimme: „Wieso fragte du das gerade das nervige Anhängsel? Waren es nicht deine Worte die sagten, wir hätten uns am besten erst gar nicht kennen gelernt?", ich kniff meine Augen zu schlitzen zusammen und durchlöcherte sein hübsches Gesicht mit Todesblicken. Zur Hölle mit diesen markanten Wangenknochen.
Damien schluckte schwer und schaute mich mit einem Blick an, der pure Verzweiflung ausrief. Er schien nachzudenken, was er als nächstes sagen könnte, ohne von mir barsch unterbrochen zu werden, ehe er sich räusperte und nervös seinen Nacken kratze.
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Not the truth
Romansa»Du hast uns über Monate hinweg angelogen.« »Was hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon zu verlieren? Ich hatte keine Familie, mein Selbstwertgefühl war für den Arsch und ich konnte einem Mädchen helfen, dass es nötiger hatte als ich in der Gesellschaf...