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In der Dunkelheit der Nacht fühlte ich mich mehr als nur wohl, die abgekühlte Luft ließ mich aufatmen, seit langem wieder zu Verstand kommen und mich realisieren, was für einen Mist ich wieder verbockt hatte. Ich war nicht einmal einen Tag hier und schon hatte ich wieder Dreck am Stecken.

Das gelbliche Licht eines Scheinwerfers fiel auf mich und geblendet kniff ich meine Augen zusammen. Durch die plötzliche Blindheit verlor ich das Gleichgewicht und flog kurzerhand geradewegs auf den harten Asphaltboden.

Mein Kinn welches vor nicht allzu langer Zeit einen kräftigen Schlag abbekommen hatte fing an zu schmerzen und fluchend richtete ich mich wieder auf. Meine Unterarme ließen einen stechenden Schmerz durch meinen Körper fahren, doch ich ignorierte ihn und stellte mich wieder auf mein Board.

„Nicht nur eine Rebellin, sondern auch noch eine Ausreißerin.", bei dem Klang der mir bekannten Stimme hielt ich inne. Ich konnte das Zucken meines Mundwinkels nicht verhindern und ein leichtes Grinsen umspielte meine Lippen als ich mich langsam umdrehte und unschuldig mit den Schultern zuckte. Der schwarzhaarige Junge von vor blickte mich mit einem unterdrückten Schmunzeln an.

„Du lässt mich nicht gehen, oder?", versuchte ich aus dieser kniffligen Situation zu kommen, doch der blauäugige schüttelte den Kopf und kam schnellen Schrittes auf mich zu. Ich wollte fliehen, mich auf mein Brett mit Rollen stellen und abhauen, doch ich war zum ersten Mal in meinem Leben zu langsam und landete unsanft auf der knochigen Schulter des Jungens.

Kopf über hing ich von dieser hinab, meine Haare hingen mir im Gesicht und mein Ausblick war spärlich und nicht gerade ansehnlich wenn man den Knackhintern von dem Typen weg ließ. Leise vor mich hin fluchend kniff ich in diesen und brummte missgestimmt: „Meine Tasche."

Das Sahneschnittchen zuckte unter meinem Kniff zusammen, lachte dann aber und entgegnete sichtlich amüsiert: „Ben wird sie in den Kofferraum laden."

Als wir das beschissene Auto erreichten was mich zuvor noch geblendet und zum Sturz verleitet hatte hievte mich mein ach so toller Begleiter auf den Beifahrersitz und schnallte mich auch noch zuvorkommender Weise an. Schnaubend verschränkte ich die Arme vor der Brust und ignorierte das Brennen welches dabei unter meiner Haut entstand.

„Ich bin kein kleines Kind.", demonstrativ streckte ich das Kinn in die Höhe und ignorierte das Kichern hinter mir. Als mir bewusst wurde, dass hinter mir jemand saß, drehte ich mich ruckartig um und blickte in das Gesicht von dem anderen Kerl der schon heute Abend dabei war als ich um die Unterschrift meines Vaters gebettelt hatte. Was für ein Zufall.

Überfordert pustete ich mehrere Strähnen meines braunen Haares aus meinem Gesicht: „Alleine unter Deppen.", murrte ich und wendete mich wieder nach vorne. Zu meinem Missfallen war der Autositz unglaublich bequem weshalb ich mich weiter in diesen gleiten ließ und auf beleidigte Leberwurst machte. Sie hätten mich einfach davon kommen lassen sollen.

Sahneschnittchen stieg ebenfalls in den Wagen, starte den Motor und zog genüsslich an seiner Zigarette was mich nur noch wütender werden ließ. Es war ja nicht so als würden sie mir gerade die Freiheit berauben, ganz und gar nicht.

Als ich mich nach knapp fünf Minuten wieder einigermaßen beruhigt hatte richtete ich mich soweit auf wie es eben im Sitzen ging: „Können wir Musik hören?", fragte ich vollkommen gelassen und ignorierte den stechenden Blick von Blondie welcher hinter mir saß.

Der Mundwinkel vom schwarzhaarigen zuckte als er mir einen flüchtigen Blick zuwarf und sich anschließend wieder auf die Straße konzentrierte, da wir nun in den belebteren Teil Chicagos angelangt waren: „Nein."

Entgeistert starrte ich ihn an und beachtete das wiederholte Kichern hinter mir nicht: „Komm schon!", quengelte ich und rutschte unbehaglich auf meinem Sitz umher. Ich wollte doch nur ein wenig Musik hören, was war daran so schlimm?

„Damien hört so gut wie nie Musik.", erklärte nun das Blondchen hinter mir welches ich mittlerweile als Ben einstufte da dies der blauäugige mit dem Namen Damien zuvor mal erwähnt hatte. Anerkennend pfiff ich durch meine Zähne hindurch. „Knackarsch aka Sahneschnittchen hat also auch noch einen Namen.", mit einem übertriebenen Seufzer rutschte ich wieder in den Sitz unter mir. Durch meinen Augenwinkel konnte ich sehen wie sich dieses Mal wirklich die Mundwinkel von Damien hoben, was mich wiederum lächeln ließ.

Wenn ich schon keine Musik hören durfte, so konnte ich wenigstens meine Begleiter ein wenig Entertainern. 

Not the truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt