20

10.7K 482 6
                                    

Meine Konzentration lag auf der Pfanne in welcher das Geflügel briet und zischende Geräusche von sich gab. Eine Woche war mein Vater nun schon im Ausland und in den vergangenen Tagen hatte ich noch kein Lebenszeichen von ihm erhalten. Er hatte die Aufsichtspflicht an Logan sowie Damien weitergegeben, welche zwar durchgängig versuchten mich aufzumuntern, jedoch immer versagten.

Ein einfacher Anruf, eine billige Postkarte oder eine simple E-Mail hätten mir gereicht, mehr hätte ich nicht benötigt um beruhigt zu sein. Neben der Wut, dass mein Erzeuger mich einfach in einer mir fremden Stadt alleine ließ mit ebenso fremden Menschen, herrschte auch eine gewisse Angst in mir.

Möglicherweise, wenn wirklich etwas schief gehen sollte, hatte ich innerhalb weniger Wochen meinen Vater kennen gelernt sowie verloren. Dieser Gedanke war es auch, der mich beschäftigte.

Zwei Arme schlangen sich besitzergreifend um meine Mitte, mein Körper wurde mit einem sanften Ruck an eine harte Brust gezogen und in meine Nase geriet der herbe Duft von Damien. Sein warmer Atem an meinem Nacken löste meinerseits Gänsehaut aus und meine Muskeln verkrampften sich minimal.

Ich wusste nicht was mit ihm los war, doch seit einigen Tagen setzte er auf Körperkontakt. Man sollte meinen, es müsse mich stören, dass er mich ständig berührte und umarmte wenn niemand hinsah, doch das Gegenteil war der Fall. Ich genoss seine samtweichen und dennoch besitzergreifenden Berührungen, auch wenn ich mich unter ihnen ab und an verspannte.

„Was ist los?", fragte ich so lässig es nur ging während ich das Fleisch in der Pfanne vor uns wendete. Ein Schnauben entkam den geschwungenen Lippen des schwarzhaarigen und wie aus dem Nichts spürte ich seine Lippen, wie sie meine sensible Haut lang strichen und erst bei meinem Ohr Halt machten.

Mit Druck biss ich mir auf die Unterlippe, seine Hände an meinen Hüften zogen mich noch näher zu sich und ein warmer Schauer durchfuhr mich. Was auch immer es war, das er in mir auslöste, es raubte mir den Atem und ließ mich keinen klaren Gedanken mehr fassen.

„Wir fahren dieses Wochenende weg.", erwiderte er mit leiser Stimme während er seinen Kopf in meinem Nacken vergrub und mich auflachen ließ. Seine Nase wie sie meine Haut strich kitzelte und dessen war sich der Typ hinter mir bewusst.

„Wohin?", harkte ich weiter nach, löste mich leicht von ihm und schritt wieder auf das Essen zu, da dieses langsam aber sicher eine schwärze annahm, welche nicht mehr zu genießen aussah. Die Gefühle, das angenehme Kribbeln in meinem Bauch und die schwerelosen Gedanken, die in mir rebellierten verschwanden sobald ich nicht mehr im Kontakt zu der Sahneschnitte stand und eine ungewohnte Kälte umgab mich.

Ohne meinem Körper und dessen seltsamen Empfindungen weitere Beachtung zu schenken nahm ich die Pfanne mit dem heißen Fett und dem fast schwarzen Geflügel von der Herdplatte. In der Wohnung roch es angekokelt, weshalb ich die wenigen Fenster weit aufriss und mir anschließend zwei Teller schnappte, um diese zu beladen mit meinem ersten Versuch alleine zu kochen.

„Zelten. Alte Freunde von mir und Ben haben uns eingeladen.", erklärte Damien welcher mich keine Sekunde aus den Augen ließ gleichgültig. Schweigend nickte ich, pustete mir eine Strähne aus dem Gesicht und ließ mich im Anschluss auf einen der Barhocker nieder welche an der Insel standen, welche wiederum zur Küche gehörte. Mein Gegenüber tat es mir gleich.

„Was, wenn ich nicht mit möchte?", erkundigte ich mich und versuchte desinteressiert zu klingen, dabei war ich mehr als nur erstaunt, dass mich die beiden mit zu ihren Freunden nehmen wollten. Sie kannten mich doch kaum.

Die eisblauen Augen von Damien trafen auf meine giftgrünen und sprühten nur so vor Trotz, meine Frage war beantwortet obwohl er kein Wort zu mir gesagt hatte. Wir fingen schweigend an zu essen, keiner machte Andeutungen etwas gegen die dröhnende Stille zu unternehmen und auch als ich meinen Teller in die Spüle stellte und ins Wohnzimmer ging verließ keinen von uns ein paar aneinander gereihte Buchstaben. Innerhalb weniger Minuten war die Stimmung gekippt, ich hatte plötzliche Gewissensbisse und fühlte mich mehr als nur schlecht.

Damien und Ben vertrauten mir, so sehr, dass sie mich mit zu ihren Freunden nehmen wollten, dabei hatte ich ihnen gerade mal einen Blick auf meine Fassade gewährt. Spätestens wenn sie mein wahres Ich kennen lernen würde, wären sie über alle Berge. Sie würden Angst haben, mich verachten und womöglich fürchten.

Nachdenklich ließ ich mich auf die Polsterungen des Sofas fallen. Mein Kopf landete weich, unter meinem Rücken spürte ich die unebene Decke welche ich vergas jeden Morgen zusammen zu legen und meine Augen hafteten an der weiß gestrichenen Wand über mir.

Zu gerne würde ich Platz in meinem Kopf schaffen, doch ging mir derzeit einfach alles drunter und drüber. Dean war im Ausland und führte Kämpfe, mit denen er in normalen Fällen nichts am Hut hätte. Damien verhielt sich seit einiger Zeit mir gegenüber anders, baute des Öfteren Körperkontakt zu mir auf, nur um mich daraufhin wieder anzuschweigen. Ben war noch immer der Sonnenschein schlecht hin, beäugte mich allerdings immer wieder kritisch wenn er dachte, ich würde es nicht bemerken.

Außerdem war da noch die Sache mit den Votexkämpfen.


Not the truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt