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Die Tasse in meinen Händen, gefüllt mit heißer Schokolade, landete an meinen Lippen und der angenehmste Duft den ich kannte stieg in meine Nase auf. Genüsslich zog ich die Luft ein, genoss das wohlwollende Gefühl welches sich in mir ausbreitete und nahm einen großzügigen Schluck des heißen Getränkes um anschließend das Gesicht zu verziehen.

In meiner eigenen Gedankenwelt versunken hatte ich vergessen, dass die verdammte Tasse kochend heiß war und ich mir die Zunge verbrennen könnte.

„Wieso schläfst du nicht?", erschrocken fuhr ich herum, erblickte die Sahneschnitte wie sie im Türrahmen stand und mich kritisch beäugte. Mein Griff um die Tasse wurde fester.

„Gegenfrage; Wieso schläfst du nicht?", konterte ich nach einigen Sekunden des Schweigens und musterte den schwarzhaarigen genauer. Seine dunklen Haare standen ihn zu Bergen, seine muskulöse Brust war in ein weißes Shirt mit Aufdruck gehüllt und seine Oberschenkel wurden bis zur Hälfte mit einer blau-karierten Shorts verdeckt. Alles in allem war er dennoch gut aussehend.

Unter meiner offensichtlichen Musterung fing Damien an zu schmunzeln: „Gefällt dir, was du siehst?", erkundigte er sich mit einem leicht spöttischen Ton welcher mich erneut das Gesicht verziehen ließ. Mehr als menschliche Gesellschaft hasste ich Spott und Verachtung, genauso Vorurteile.

„Nicht wirklich.", entgegnete ich gleichgültig und wendete ihm den Rücken zu um ins anliegende Wohnzimmer zu marschieren wo ich mich auf dem Sofa nieder ließ, meine heiße Schokolade noch immer in den Händen haltend und darauf wartend, dass sie abkühlte.

Das Tapsen von nackten Füßen auf Laminat war zu hören und einige Minuten später spürte ich, wie sich die Polsterung neben mir senkte und sich eine Wärmequelle neben mir bemerkbar machte. Meine Güte, war dieser Junge eine wandelnde Heizung oder wieso strahlt der so viel Wärme aus?

„Du bist seltsam.", stellte er in die Stille die uns umgab klar und mit den Augen rollend hob ich die Tasse in meinen Händen um einen Schluck des nun lauwarmen Gebräus zu nehmen.

„Seltsam bedeutet anders und in einer Welt wie dieser ist es besser anders zu sein, als so, wie alle anderen.", erläuterte ich philosophisch wie eh und je wofür ich ein verächtliches Schnauben erntete, ein Glucksen verließ meine Kehle.

Es war durch und durch eine absurde Situation in der ich mich befand. Außerhalb dieser Wände stürmte es, so als hätte es Wochenlang nicht geregnet, ich hatte eine hervorragende Mischung aus Milch und Schokolade in den Händen und neben mir saß ein Junge, welchen ich kaum kannte.

„Definitiv seltsam.", murmelte der Schwachkopf neben mir in seinen unsichtbaren Bart wo hingegen ich mich zu ihm wandte mit den Oberkörper und auffordernd anblickte: „Ist etwas?", fragte die Sahneschnitte dümmlich wofür ich erneut die Augen verdrehte.

„Wieso bist du wach, Damien?", jegliches Desinteresse ihm gegenüber hatte meine Stimme verlassen und um meine Frage nur noch mehr zu unterstreichen hob ich die Augenbrauen. Ich war noch nie gut darin gewesen sentimental zu sein, zumindest würde mir das Zulassen von Gefühlen nie gestattet, und dennoch war es offensichtlich, dass den Kerl vor mir etwas bedrückte.

Seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem kecken Grinsen und der Muskelprotz vor mir beugte sich gefährlich nah an mich heran: „Hörst du das?", hauchte er und irritiert versuchte ich heraus zu finden, was er denn meinen könnte.

Bis auf das Summen des Kühlschrankes, das Prasseln der Regentropfen und dem pfeifenden Wind, war nichts zu hören. Noch immer nicht verstehend was er meinte nahm ich einen erneuten Schluck meiner mittlerweile kalten Schokolade.

Dass er durch meine Tat wieder zurück weichen musste war nur ein positiver Nebeneffekt, viel wichtiger war mir der unglaubliche Geschmack welcher sich in meinem Mund ausbreitete.

„Ich verstehe es nicht, erklärst du es mir?", fragte ich mit schiefgelegten Kopf. Über meine Offenheit, es nicht verstanden zu haben, überrascht blinzelte Damien einige Male ehe er den Mund öffnete und ihn kurz darauf wieder schloss.

Seine eisblauen Augen blitzten noch immer perplex auf als er sich räusperte: „Das Gewitter."

Als mich die Erkenntnis traf, dass er Angst vor Gewitter und Sturm hatte, verschluckte ich mich an meinem Getränk und fing erbarmungslos an zu husten. Ein Röcheln entkam mir als ich mir den Bauch hielt und um Atem ring.

Der Knackarsch neben mir klopfte auf meinen Rücken, sodass ich mich einigermaßen schnell wieder beruhigte und hektisch die Luft in meine Lunge zog: „Gottchen, ich kann nicht mehr.", japsend und völlig erschöpft lehnte ich mich in der Couch zurück, die leere Tasse hatte ich bereits vor einer halben Ewigkeit abgestellt auf dem Glastisch vor uns.

„Die Sahneschnitte hat Angst vor Gewitter.", wisperte ich undeutlich vor mich her während ich ungläubig mit dem Kopf schüttelte und es einfach nicht fassen konnte.

Not the truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt