Demonstrativ mit den Augen rollend schlug ich den Arm von Blake weg, welchen er mir wie immer um die Schultern gelegt hatte. Es war Mitte der Woche, mein Vater war seit genau zwei Tagen nicht mehr da und meine Launen änderten sich wie die einer schwangeren Frau im siebten Monat stätig.
„Fass mich nicht an.", fauchte ich den braun Haarigen mit den dunklen Augen an während dieser nur grinsend die Hände in die Luft hob und sich ergeben stellte. Belustigung war aus seinen Gesichtszügen zu entnehmen und erneut verdrehte ich die Augen.
„Hat da wieder jemand schlechte Laune?", erkundigte sich Chase wobei auch in seinem Gesicht zu sehen war, dass ihm die gesamte Situation zunehmend amüsierte. Mit einem trotzigen Schnauben drehte ich beiden den Rücken zu um mich anschließend in Bewegung zu setzten.
Auf dem Zustand von Pausenhof angelangt steuerte ich auf eine der alten Eichen zu, unter welcher ich mich auch im Anschluss nieder ließ. Mein Schädel dröhnte vom wenigen Schlaf den mein Körper bekam und mein Magen rebellierte, da ich seit gut vier Tagen kaum noch vernünftig gegessen hatte.
Die beiden Jungs setzten sich zu mir, redeten aber nicht wirklich mit mir, da sie ein interessanteres Thema gefunden hatten; Weiber. Wie zu erwarten zogen sie über die Kleidungsstile her, dabei vögelten sie selbst alles, was sich ihnen anbot.
„Was ist los, Kleine?", fragte Reece welcher sich nun ebenfalls zu uns gesellte und mich skeptisch musterte. Von allen vieren war er mir der Liebste. Er forderte mich nicht auf, ihm alles zu erzählen, hielt aber dicht wenn man ihm etwas anvertraute.
Mir einige Strähnen meines braunen Haares aus dem Gesicht pustend wank ich ab. So gerne ich ihn auch hatte, meine Probleme mit anderen zu teilen lag mir nicht. Ich war eine Einzelkämpferin und würde es womöglich auch für immer bleiben.
Aaron welcher mit einem strahlenden Lächeln auf uns zukam klatschte freudig in die Hände: „Gute Nachrichten!", rief er bei bester Laune aus, was mich wiederum aufstöhnen ließ. Immer wenn er behauptete, dass er gute Nachrichten hätte, waren sie für den Arsch.
„Alle deine Nachrichten sind beschissen, was ist es dieses Mal?", sprach Chase meine Gedanken aus während wir alle interessiert zu dem Anführer unserer kleinen Clique blickten. Dieser schnaubte abfällig und plumpste auf den freien Platz neben mir.
„Ich konnte sowohl für Reece wie auch für Bay einen Kampf organisieren.", verkündet der Junge mit den hellbraunen Haaren neben mir stolz, wobei ich ihn ungläubig anstarrte. Wurde er bei seiner Geburt zu oft auf den gefliesten Boden fallen gelassen oder was war mit diesem Jungen falsch?
Reece schien sich ebenfalls nicht sonderlich zu freuen, denn er zog lediglich aus seiner Jackentasche seine Zigaretten und zündete sich von diesen eine an, schweigend versteht sich.
„Aaron, sich bei einem Kampf einschreiben zu lassen ist nicht schwer. Ich habe es geschafft wobei ich nicht einmal einen Tag in dieser verfluchten Stadt war.", kommentierte ich monoton, kramte in meinem Rucksack nach meiner Trinkflasche und nahm von dieser einen großzügigen Schluck.
„Schon, aber dies ist der jährliche Votexkampf.", die Flüssigkeit welche eben noch durch meine Kehle geflossen war schoss wieder aus meinem Mund hinaus und landete auf dem Shirt von Blake welcher mich mit einem grimmig verzogenen Gesichtsausdruck ansah.
„WAS?", zischte ich lauter als beabsichtigt, wodurch sich einige unserer Mitschüler zu uns drehten und anschließend wieder weg sahen, da wir ihnen zu uninteressant waren.
Ein siegessicheres Grinsen legte sich auf die Gesichtszüge von Aaron und lässig lehnte er sich gegen den Baumstamm hinter sich. So gut wie es ihm ging, so schlecht ging es mir. Die Farbe war mir aus dem Gesicht gewichen und mein so schon leerer Magen fühlte sich an, als würde ich jeden Moment vorne über kippen und mich lauthals übergeben müssen.
Die Votexkämpfe waren in so gut wie jedem Land vertreten. Sie waren die härtesten, ungerechtesten und mit Abstand gefährlichsten Kämpfe schlecht hin. Bei ihnen galten keine Regeln, jeder kämpfte für sich und man durfte keinerlei Gnade zeigen, denn erst wenn der Gegner kaum noch Atmen konnte war das Duell zwischen den Fronten gewonnen.
„Das kann nicht dein Ernst sein!", schimpfte ich vollkommen außer mir während ich von meinem gemütlichen Sitzplatz aufsprang, wie eine wilde durch die Gegend lief und mir die Haare raufte. Ein einziges Mal hatte ich an ihnen teilgenommen, ein einziges Mal hatte ich mit ansehen müssen, wie ein Mensch meinetwegen fast starb. Ein einziges Mal und nie wieder, nicht noch einmal würde ich mir dieses Spektakel ansehen können.
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Not the truth
Romance»Du hast uns über Monate hinweg angelogen.« »Was hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon zu verlieren? Ich hatte keine Familie, mein Selbstwertgefühl war für den Arsch und ich konnte einem Mädchen helfen, dass es nötiger hatte als ich in der Gesellschaf...