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Ich stocherte in der Lasagne vor mir herum während mein Blick an der Arbeitsfläche haftete und ich darüber nachdachte, was ich in meinem Leben falsch gemacht hatte. Hasste mich mein Leben so, weil ich in jungen Jahren meiner Mutter ihre liebsten Schuhe in den Altcontainer geworfen hatte oder doch eher, weil ich ein zu stures Kind war?

Auch fragte ich mich, wie es Layla derzeit ging, ob sie noch immer glücklich mit dem Etwas von Mann war und ob sie es manchmal bereute mich einfach weggegeben zu haben. Allerdings waren diese Fragen so schnell wieder weg, wie sie auch gekommen waren.

Meine Erzeugerin hatte sich nie auch nur Ansatzweise für mich interessiert, ich war für sie eine Last am Bein welche zu nichts und wieder nichts nützlich war. Sie hatte mich verachtet, bereut mich nicht abgetrieben oder zumindest zur Adoption freigegeben zu haben.

Ein Schlüssel drehte sich im Schloss der Haustür, ließ mich aufschrecken und die Gabel in meiner Hand klirrend zu Boden fallen. Der schwarzhaarige Adonis erschien in meinem Sichtfeld und peinlich berührt hob ich das Metall vom Boden auf um es anschließend, zusammen mit dem Essen, wegzuräumen.

Wir sprachen kein Wort miteinander, wobei es offensichtlich war, dass es zwischen uns etwas Ungeklärtes gab, doch niemand traute sich auch nur annährend den Mund zu öffnen. Sonst war ich vorlaut, hatte immer ein Spruch auf Lager und sagte meine Meinung, bei Damien allerdings fühlte es sich so an, als würde man mir die Kehle zuschnüren.

Ohne auch nur ein Wort der Begrüßung gesagt zu haben verschwand der genannte in seinem Zimmer und ließ mich zurück. Eine gähnende Leere machte sich in mir breit, vertrieb die klitzekleine Hoffnung, dass er sich bei mir entschuldigen würde, für das, was er beim Campen gesagt hatte.

Mit dem Rücken zum Kühlschrank ließ ich mich an diesem zu Boden gleiten, wie die Gabel nur wenige Minuten zuvor. Wieso musste mein Leben nur so kompliziert sein und nicht einem Hollywood-Film entspringen?

Erneut drehte sich ein Schlüssel in der Haustür und ich rechnete schon damit, dass es Ben sein würde welcher seinen besten Freund besuchen wolle, doch wer dort im Türrahmen erschien, war ganz und gar nicht das Blondchen.

Ein schrilles Kreischen entkam mir als ich auf die Beine sprang und auf meinen Vater zulief, welcher noch immer seine Uniform trug und mehr als nur erschöpft aussah. Seine starken Arme schlangen sich um meine Mitte und mit einem breiten Strahlen im Gesicht vergrub ich meinen Kopf in seinem Nacken.

Der Geruch von Schweiz, Männerdeo und Dean stieg mir in die Nase, genauso wie mir Tränen in die Augen traten und die Wut mich übermahnte. Wieso hatte er nicht gesagt, dass er auf dem Rückweg war und wieso hatte er sich verdammt nochmal nicht gemeldet?

„Hab dich vermisst, Kleines.", flüsterte der Mann dessen Arme noch immer um mich lagen in die betäubende Stille hinein während mein Herz einen Satz machte und die Wut verpuffte wie eine Seifenblase am Horizont. Erleichterung, dass meinem Dad auf seinem Einsatz nichts zugestoßen ist, strömte durch meine Venen und ein Schluchzen verließ meinen Mund.

Wieder begann ich wie ein kleines Kind in den Armen meines Vaters zu weinen, so groß war die Angst, ihn nie wieder zu sehen.

Wie schon bei unserem Abschied strich er mir übers Haar, sprach beruhigend auf mich ein und wiegte mich mit sich. Zur Hölle mit den weiblichen Hormonen. Wieso mussten Frauen immer sentimental werden, wenn sie zuvor die ganze Zeit stark geblieben waren?

„Du hättest dich melden sollen!", wimmerte ich anklagend während ich mit meiner einen Hand auf seine Brust schlug. Beim Lachen vibrierte sein Körper und mit noch mehr Druck wurde ich an diesen gedrückt. Ich hatte meinen Dad wieder, er war wieder da.

Es ist nicht gerade eines der längsten, dennoch hoffe ich, dass es euch gefallen hat. 

Not the truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt