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Mit einer Laune wie ein Bär während seines Winterschlafes beäugte ich das gräuliche Gebäude vor mir. Galle stieg mir die Kehle hinauf welche ich schwerfällig wieder hinunter schluckte, ein Seufzer entfuhr meinen Lippen und müde rieb ich mir über die Augen.

Schon jetzt konnte ich sagen, dass dieser Tag schrecklich werden würde. Erst hatte mich mein Vater aus dem Bett gejagt, anschließend war die Sahneschnitte Damien der Meinung, er müsse das Badezimmer belegen und zu guter Letzt durfte ich auch noch zur Schule laufen da ich den Bus haushoch verpasst hatte. Ein hervorragender Start in den gottverdammten Tag.

„Guten Morgen, ich bin Holly!", vor Schreck wegen der viel zu hohen Stimme neben mir zuckte ich zusammen und wirbelte herum. Eine großgewachsene Blondine in Cheerleader Uniform erstreckte sich neben mir und aus schock geweiteten Augen sah ich zu ihr auf.

Gerne hätte ich gesagt, dass sie hässlich sei und lieber zurück in ihre Mülltonne kriechen solle, doch sie war wirklich herausragend hübsch, was mich wiederum mürrisch die Augenbrauen zusammen ziehen ließ. Ihre schulterlangen Haare lagen perfekt, ihr Gesicht war kaum geschminkt und dennoch ansehnlich und ihre Haltung aufrecht sowie selbstbewusst.

„Und das interessiert mich, weil...?", fragte ich mit der letzten Höflichkeit die ich in meinem inneren zusammen kratzen konnte und versuchte mich an einem Lächeln, dieses sah zwar eher gequält aus, schien ihr aber zu genügen, denn wieder strahlte sie wie in einer Zahnpasta Werbung.

„Ich wurde vom Begrüßungskomitee geschickt und soll dir das Gelände zeigen.", verkündete sie stolz, was mich stutzen ließ. Mein Blick schweifte über die ab getrampelte Rasenfläche, zu dem rostigen Wasserspender bis hin zu dem grauen Kasten welcher sich Schule schimpfte.

„Tolles Gelände.", nuschelte ich ehe ich meinen abgefetzten Rucksack schulterte und auf das Gebäude zuging in welchen ich angeblich Dinge lernen sollte, die ich für mein späteres Leben benötigen würde. Dabei war es doch klar, dass ich vorm Lose ziehen keine Wahrscheinlichkeitsrechnung aufstelle um somit meine Gewinnchance zu überprüfen.

„Aber ich sollte dich doch rumführen!", schrie mir die überforderte Stimme von Holly hinterher welche ich gewisslich ignorierte. Die Schule war von innen wie auch von außen schrecklich hässlich und automatisch fragte ich mich, wieso Dean mich gerade hier angemeldet hatte.

Zwar hatte ich keinerlei Erfahrungen mit öffentlichen Schulen, da ich die vergangenen elf Jahre auf ein Mädcheninternat gegangen war, doch konnte ich klar und deutlich sagen, dass hier Sippentrennung zwischen der Ober-Mittel-und Unterschicht herrschte.

Angewidert verzog ich das Gesicht als eine viel zu parfümierte Matratze an mir vorbei stolzierte und eine gewisse Duftwolke hinterließ. Panik machte sich in mir breit und ich betete zu Gott, dass doch bitte nicht alle Mädchen dieser Schule so sein sollten.

Ich hatte nicht vor mir hier Freunde zu suchen, dennoch wollte ich atmen und dies war schwer wenn sich alle Anwesenden mit Deo zu sprühten. Über meinen verkorksten Gedanken schmunzelnd machte ich mich auf den Weg ins Sekretariat wo ich meinen Stundenplan sowie meine Spindnummer abholte.

Noch immer nicht ganz wach drückte ich die Türklinke meines Kursraumes hinunter und trat ein. Die Augenpaare meiner Mitschüler richteten sich auf mich und auffordernd hob mein zukünftiger Politiklehrer die buschigen Augenbrauen.

„Hey.", grüßte ich einsilbig mit einem selbstsicheren Grinsen auf den Lippen. Ich wusste nicht woher die plötzliche Energie kam, doch mit gezielten Schritten ging ich auf den alten Mann vor der Klasse zu und drückte ihm einen Zettel in die Hand welcher mich entschuldigte, da ich gute fünf Minuten zu spät zum Unterricht erschienen bin.

Der stämmige kleine Kerl vor mir räusperte sich nachdem er das Stückchen Papier überflogen hatte und nickte mit seinem Doppelkinn hinter mich: „Setz dich neben Holly.", befahl er und mürrisch wendete ich ihm meinen Rücken zu um zu der Blondine zu schlürfen.

Die Energie von gerade eben war verschwunden und die schlechte Laune breitete sich in meinen Venen aus. Nicht nur, dass ich neben dem Blondchen von heute früh sitzen musste, auch musste ich feststellen, dass der komische Typ von gestern in meinen Kurs ging und mich nicht aus den Augen ließ.

Als es endlich zur erlösenden Pause klingelte war ich eine der ersten, die das stickige Klassenzimmer verlassen hatte. Zwar wusste ich nicht wohin ich ging, doch meine Füße trugen mich schneller als ich denken konnte und innerhalb weniger Minuten stand ich auf dem unschön gestalteten Gelände der Schule und atmete die frische Luft ein.

Mein Schädel brummte und die Müdigkeit in meinem Körper machte sich wieder bemerkbar, was würde ich nicht alles für die Couch von Dean tuen.

Der erste Schultag den ich hier verbrachte verging schleppend, doch zu meinem Glück hatte ich es geschafft Holly sowie auch Aaron und seinem Gefolge geschickt auszuweichen. Als ich gegen Mittag nach Hause kam war das erste und letzte was ich tat mich im Wohnzimmer zu verkriechen und irgendwelche banalen Serien im Fernsehen zu schauen. 

Not the truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt