Epilog

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Layla,
ich habe keine Ahnung, ob dich dieses Schreiben erreicht oder nicht, immerhin kommt die Antwort auf deinen Brief spät, doch zumindest kommt sie.
Um ehrlich zu sein habe ich nicht einmal ansatzweise einen Schimmer, wie ich diese Zeilen füllen soll, zumal ich in einem wie ausgestorbenen Bus sitze und die Landschaft an mir vorbei ziehen sehe.

Als ich damals deinen Brief erhalten hatte, habe ich ihn tatsächlich zerrissen und entsorgt. Zu sehr hatten mich deine Worte verwirrt und wütend gemacht. Doch jetzt sind fünf Jahre vergangen und ich stehe –zusammen mit Damien, Dean, Ben und der ganzen restlichen Bande- vor einem neuen Kapitel in meinem Leben.

Bevor ich weiter schreibe möchte ich, dass du weißt, dass ich dir nicht verzeihe. Dazu bin ich nicht in der Lage, so sehr ich es auch versuche, doch ich möchte dir zumindest eine zweite Chance geben, um all deine Taten zumindest in Zukunft auszubessern.

Wie du weißt bin ich jetzt zweiundzwanzig, ich habe meine Schule erfolgreich überstanden und arbeite mittlerweile bei der Zeitung unserer Umgebung. Die Bezahlung ist nichts weltbewegendes, doch für mich und meine Familie reicht es.

Und ja, ich habe Familie geschrieben. Ob du es glaubst oder nicht, deine Tochter ist im sechsten Monat schwanger und rund wie ein Kugelfisch. Anfangs wollte ich dies selbst kaum glauben. Alles ging auf einmal so schnell.

Kaum waren meine Geheimnisse und Intrigen gelüftet, begann ein Neuanfang für mich. Die Menschen die mir mit der Zeit ans Herz gewachsen waren, hatten mich und mein Handeln verstanden, mir über meine Ängste hinweg geholfen und mich gelehrt, wieder zu vertrauen und zu lieben.

Gott, du glaubst gar nicht, wie seltsam es war, auf einmal jemanden hinter einen stehen zu haben.

Ich hatte sowohl Freund wie auch Feind in meiner Zeit in Chicago dazu gewonnen, hatte mich erneut in Scheiße geritten und musste erneut gerettet werden. Doch Damien –mein zukünftiger Mann, welcher mir vor einem Jahr den Antrag gemacht hat- war dort um mir wieder auf die Beine zu helfen. Genauso Dad und die anderen Idioten.

Heaven –damals wie auch heute meine beste Freundin- ist zu meiner zweiten Hälfte geworden, Holly –die nervige Cheerleaderin vom ersten Schultag- meine Freundin und Ben –das Blondchen, welches mir einiges verkompliziert hatte, mein bester Freund- geworden. Und auch wenn ich ihnen oft am liebsten den Kopf abreißen würde, so liebe ich sie über alles.

Doch auch wenn meine Verhalten, meine Art und meine Aufmüpfigkeit sich in den Jahren gelegt hat, so sind die Narben meiner Vergangenheit immer noch sichtbar. Meine Arme sind noch immer geschunden und lachen fällt mir nur in Gegenwart geliebter leicht.

Deine Aussage, ich solle nicht die gleichen Fehler wie du machen und eine bessere, liebenswertere Frau werden habe ich mir zu Herzen genommen. Doch muss ich hierzu sagen, dass deine Fehler mich zu dem machen, was ich heute bin.

Meine Fehler machen mich zu dem, was ich heute bin.

Mir fällt es schwer all meine Gedanken, Wörter und Gefühle in Worte zu fassen, wunder dich also nicht, wenn die Tinte ein wenig am Rande verschwommen ist. Auch ich weine, immerhin ist dies menschlich.

Ob du mein Angebot –Damien, mich und unsere zukünftige Tochter Klara besuchen zu kommen- annimmst oder nicht, liegt ganz alleine bei dir, doch würde ich mich freuen, dich wieder zu sehen.

Es ist zu spät um Entschuldigung zu sagen, doch nicht, um etwas an der derzeitigen Situation zu ändern.

In Liebe,
Bay





Not the truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt