Ich betrachtete mein Gesicht, die grünen Augen die ich von meinem Vater hatte, die schmalen und dennoch vollen Lippen meiner Mutter, die gerade und spitzverlaufende Nase und meine spröden braunen Haare wie sie mir schlapp vom Kopf hingen.
Viele würden jetzt sagen ich sei hübsch, doch sie sahen nicht genau hin. Unter meinen Augen waren tiefe Schatten welche sich durch die schlaflosen Nächte ergeben hatten, meine Haut war trocken sowie rissig und meine Haltung war auch schon mal besser gewesen.
Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich fuhr zusammen ehe ich mich rasant umdrehte und in die stahlgrauen Augen eines Jungen blickte, welche ich zuvor noch nie gesehen hatte. Bei genauerem Hinsehen konnte man blaue Sprenkel in ihnen erkennen, doch diesen schenkte ich keine Beachtung.
„Truth, oder?", als er meinen selbsterschaffenen Namen preisgab runzelte ich die Stirn. Ich hatte ihn zuvor noch nie gesehen, nicht einmal bei dem Kampf bei welchem ich war, aus diesem Grund wunderte es mich, dass er mich kannte, ich ihn aber nicht.
Als der durchtrainierte Kerl vor mir mein Zögern merkte fing er an siegessicher zu grinsen: „Hab ich dir die Sprach verschlagen, Kleines?", provozierte er mich, was mich einen Schritt zurück weichen ließ. Nicht weil ich Angst hatte, daran lag es nicht immerhin könnte ich ihn mit einem Schlag ins Koma hauen, doch schien mir etwas faul an der ganzen Situation zu sein.
„Wer bist du und was willst du von mir?", meine Stimme überschlug sich und rasch warf ich einen Blick über mein Umfeld, erst jetzt fielen mir die drei weiteren Typen auf welche an einem schwarzen Mercedes lehnten und uns beobachteten. Einer von ihnen war Devil.
Geschockt über das plötzliche Wiedersehen blickte ich zu dem Fremden auf, da dieser gut einen Kopf größer war als ich. Sein schiefes Grinsen machte mich nervös und wütend zugleich weshalb ich schnaubte, das Skateboard, welches ich bin dahin in den Händen gehalten hatte, auf den Boden fallen ließ und anschließend drauf stieg.
„Dann schweig mich eben an, Depp.", murrte ich und holte kräftig Schwung um mich anschließend vom Boden abzustoßen und los zu rollen. Ein brummendes Lachen entfloh seiner Kehle als ich über meine Schulter blickte und den Kopf leicht schüttelte. Wo war ich hier nur gelandet?
Kurz bevor ich um die Ecke verschwinden konnte wurde ich am Handgelenk gepackt und zurück gerissen. Mit einer Menge Kraft wurde ich gegen eine Brust geschleudert und ein Stöhnen entkam meinen Lippen, das Brennen in meinen Unterarmen ignorierte ich da es ein alltäglicher Schmerz geworden ist.
„Meine Güte, ich bin doch kein Schaumstoff Dummy!", fluchte ich leise vor mich her währenddessen ich meine Stirn rieb und erbost zu dem brünetten Kerl aufblickte, welcher mich schon zuvor bei meinen Gedankengängen unterbrochen hatte.
„Aaron.", stellte er sich knapp vor, löste den Griff um meine Hand und lächelte leicht, „Und du bist?", fragte er nach meinem richtigen Namen was mich perplex inne halten ließ. Erst erschreckte er mich, dann sprach er nicht mit mir und nun wollte er meinen Namen wissen, war das sein Ernst?
„Paris Hilton.", knurrte ich eingeschnappt und rollte genervt mit den Augen. Entweder dieser Junge hatte keine Hobbys, oder aber es gefiel ihm mir die letzten Nerven zu rauben, denn wieder entkam seinen Lippen ein leises Lachen.
„Genauso taff wie Reece gesagt hatte.", verwirrt blinzelte ich einige Male. Wer zur Hölle war dieser Typ, von wem sprach er und was verdammt nochmal wollte er von mir?
„Schön und gut, aber was willst du von mir?", nuschelte ich und pustete mir einige Strähnen aus dem Gesicht. Dieser ganze Tag nervte mich tierisch, erst meine Schicht im Restaurant von Chiara, dann die Fragerei meines Vaters und nun diese Aktion.
Der Junge vor mir, mit den stahlgrauen Augen und den haselnussbraunen Haaren die leicht gelockt waren, grinste erneut schief: „Du wirst mit mir und meinen Jungs jetzt etwas essen gehen.", bestimmte er und wollte schon nach meiner Hand greifen, doch ich schüttelte hektisch den Kopf, entriss ihm mein Handgelenk welches er wieder gepackt hatte und zeigte ihm den Vogel.
„Vergiss es, ich passe.", mit diesen Worten wendete ich ihm meinen Rücken zu und rollte erneut durch die Straßen Chicagos, bis ich schlussendlich wieder bei der Wohnung von Dean angelangt war und die unzähligen Treppenstufen erklomm. Als ich diese endlich hinter mir gelassen hatte schloss ich die Haustür auf, trat ein und stürmte in die Küche wo ich mir vor dem Schlafengehen noch etwas zu essen machte.
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Not the truth
Romance»Du hast uns über Monate hinweg angelogen.« »Was hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon zu verlieren? Ich hatte keine Familie, mein Selbstwertgefühl war für den Arsch und ich konnte einem Mädchen helfen, dass es nötiger hatte als ich in der Gesellschaf...