Ich hievte mich auf das grüne Gras rund um den See und ließ mich keuchend auf den Rücken fallen. Mein Brustkorb hob und senkte sich stockend und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schloss ich die Augen, den Moment genießend.
„Du bist verdammt schnell.", nuschelte Blondie ebenfalls außer Atem und machte es sich auf dem Platz neben mir gemütlich. Die Sonne stand weit oben am Himmel und da wir in gut zwei Stunden abreisen wollten, hatte Ben vorgeschlagen noch ein letztes Mal schwimmen zu gehen.
Wir waren nur zu zweit, da er nur mich gefragt hatte. Mir war natürlich klar, dass er dies wegen meiner Arme und meiner Scheu davor sie anderen zu zeigen getan hat, doch anders als man wahrscheinlich erwarten würde, war ich ihm dankbar für diese kleine Geste der Zuvorkommenheit.
„Du bist einfach nur zu lahm, da wäre eine Schnecke schneller.", konterte ich mit einem frechen Grinsen auf den Lippen während ich mich auf die Seite drehte um ihn besser ansehen zu können.
Seine dunkelblonden fast schon braunen Haare standen ihm wirr zu Berge, seine blau-grauen Augen wurden von langen Wimpern umrandet und seine hohen Wangenknochen stachen mit den Lichtverhältnissen nur noch mehr heraus. Trotz dessen wirkte er auf mich nicht anziehend.
Ich merkte erst viel zu spät, dass ich ihn anstarrte und gedanklich mit Damien verglich, als ich auch schon die Feuchtigkeit spürte, wie sie erneut meinen Körper umfing. Ben hatte tatsächlich meine zierliche Gestalt angehoben und ins grünliche Wasser geschmissen aus welchem ich nun auftauchte.
„Arschloch!", fluchte ich, meinen Körper auf dem nassen Kalt ziehend und meine feuchten Haare auswringend. Ich wollte gar nicht wissen, wie ich aussehen musste, immerhin zitterte ich am ganzen Leib und wünschte mir nichts sehnlicher als warme Kleidung.
Ohne dem Idioten weitere Aufmerksamkeit zu schenken band ich meine Haare zusammen und schritt an ihm vorbei. Meine Schritte waren deutlich wegen den Ästen und Blättern auf der Erde zu hören, dennoch schienen sie im Vergleich zu den Vögeln noch recht leise zu sein.
Bevor mich die Freunde von Sahneschnitte und Blondie sehen konnten war ich auch schon wieder komplett trocken und angezogen. Meine Beine steckten in einer überdimensionalen Jogginghose welche ich mir von Ben stibitzt hatte und mein Oberkörper wurde von einem Sweater umhüllt, welcher locker saß und meine Unterarme verdeckte vor den Blicken der anderen.
Leise umrundete ich den Wagen von Damien, um abrupt stehen zu bleiben und die Luft um mich rum scharf einzuziehen: „Sie ist ein nerviges Anhängsel und lediglich hier, weil wir Dean versprochen haben auf Bay aufzupassen. Zwischen mir und ihr läuft außerdem nichts, am besten wäre es, wenn sie nie aufgetaucht wäre und wir sie nie kennen gelernt hätten.", bei dem Klang der vertrauten Stimme überkam mich ein bösartiger Schauer und meine Haare im Nacken stellten sich auf.
Es war Ryo welcher nach einiger Zeit des Schweigens die Stille durchbrach: „Weiß sie es denn auch? Weiß sie, dass du so über sie denkst?", mir wurde das ganze Szenario zu dumm weshalb ich auf den Versen kehrt machte und wie in Trance weg marschierte.
Mein Körper fühlte sich wie betäubt von den Worten an, welche Damien ausgesprochen hatte. Ich war aus seiner Sicht ein nerviges Anhängsel und nu hier, weil Dean es so wollte. Etwas an seiner Wortwahl, und ich konnte beim besten Willen nicht sagen was, verletzte mich zutiefst.
Noch nie in meinem Leben hatte ich mir die Worte anderer zu Herzen genommen, doch jetzt und hier schien meine gesamte Persönlichkeit auf der Kippe zu stehen. Mein Herz pulsierte, ließ Blut durch meine Adern fließen, dennoch fühlte ich mich leer und gebrochener als zuvor. Wieso war ich auch so naiv und hatte jemanden an mich heran gelassen?
Wut packte mich und meine Hände ballten sich zu Fäusten. Verdammt, wieso war ich nur so dumm gewesen, wieso hatte ich nicht alles beim Alten belassen können?
Mit dem Entschluss, sowohl Damien und Ben wieder aus meinem Leben zu schließen, fand ich es auch an der Zeit, Aaron und den anderen einen Laufpass zu geben. Lange genug hatte ich ihre Spiele mitgespielt, ich brauchte keinen von ihnen um in der beschissenen Welt klar zu kommen, ich hatte es zuvor auch ohne sie geschafft. Wieso also jetzt nicht mehr?
Mit neu geschöpften Selbstbewusstsein trat ich aus dem Wald hervor, geradewegs auf die jungen Männer in meinem Alter zusteuernd: „Wann fahren wir?", erkundigte ich mich mit monotoner Stimme, so als hätte ich keinerlei Bezug zu irgendeiner dieser Personen.
Verwundert über den Wandel meiner Stimmung zogen sich die Brauen von Ben zusammen, den anderen allerdings schien mein Verhalten nicht aufzufallen, weshalb sie mir die Uhrzeit an der wir fahren würden verrieten und sich anschließend wieder ihren eigenen Themen widmeten.
Immer wieder suchte der blau-grauäugige meinen Blick, doch ich wich ihm aus und mied es ihn anzusehen. Ich würde in Zukunft wieder zu meiner alten Lebenseinstellung zurückkehre: Bay die Einzelgängerin, alleine bin ich besser dran.
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Not the truth
Roman d'amour»Du hast uns über Monate hinweg angelogen.« »Was hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon zu verlieren? Ich hatte keine Familie, mein Selbstwertgefühl war für den Arsch und ich konnte einem Mädchen helfen, dass es nötiger hatte als ich in der Gesellschaf...